Es war einmal

… eine Psychologiestudentin, die hatte einen Tutor, der Dinge in dieses Internet schrieb. Der Mann hieß Sascha, hatte parallel Geschichte im Magister und Psychologie im Diplom studiert und leitet nun eine Digital Agentur in Bonn, auch Bonn Digital genannt.

Sie verfolgte neugierig, wie er nach seinem Studium ein Crowdfunding startete, um seine Dissertation zu finanzieren. Warum sollten Leute das tun? Sie taten es tatsächlich, dafür ging er sogar ins Fernsehen. Krasse Sache, so aus meiner naiven Perspektive.

Fasziniert beobachtete ich also, wie Sascha nicht nur einen Blog schrieb. Schließlich schloss ich auch mein Studium ab, was mit dem tragischen Moment der Abgabe meiner Masterarbeit einher ging. Ich wollte das Thema noch nicht gehen lassen … Ich weiß, ich bin auch ein wenig seltsam. Also plante ich eine Dissertation.

Inspiriert von diesem Mann, der Dinge ins Internet schrieb, fing ich also auch damit an. Ich nutzte damals die Plattform hypotheses.org, auf der sich zahlreiche wissenschaftliche Blogs versammeln. Damals überwiegend aus den Geschichtswissenschaften. Sascha passte da mit seinem hybriden historisch-psychologischen Thema der Kriegskinder perfekt rein.

(Kurze Randbemerkung: In den letzten Tagen musste ich mehrfach an das Forschungsprojekt denken, da ich endlich das Buch von Sabine Bode „Die vergessene Generation“ lese.)

Mein erstes Blog

Ich liebe es mich in technische Dinge rein zu fuchsen, und so war mein erstes Blog mit WordPress schnell zusammengestellt. Jetzt brauchte es Inhalte. Worüber also schreiben? Ich hatte immerhin schon eine Masterarbeit zum Thema geschrieben und dachte, da gibt es genügend Themen, die auch für Nicht-Psycholog*innen interessant aufbereitet werden könnten. Die Idee war gut …

Letztendlich hatte dieses Blog eine besondere Funktion für mich: Der „DissFreiTag“ – jeden Freitag schrieb ich einen Blogartikel. Somit musste ich auch jede Woche etwas haben, worüber ich schreiben könnte. Einen kleinen Fortschritt, den ich berichten konnte. Diese Strategie half mir, denn meine Dissertation war komplex – zwar ohne Crowdfunding. Dafür wollte ich mehrere Studien in verschiedenen Altersgruppen umsetzen, eine sogar längsschnittlich – die Teilnehmenden erneut nach einem Jahr testen.

Tja, ich habe nicht mal eine Stichprobe voll bekommen … Im letzten Beitrag schrieb ich darüber, dass das Projekt aus verschiedenen Gründen auf Eis liegt.

Das spektakuläre Ende fand sich dann während der Pandemie. Mir fiel Monate später auf, dass ich schlicht die Rückmeldung vergessen hatte zu bezahlen, hatte ja das Semesterticket nicht zum Fahren genutzt …

Das war es dann.

Ich habe es zwar vor der Exmatrikulation bemerkt, hätte es vielleicht noch aufhalten können. Dann erkannte ich, es war längst überfällig. Es sollte nicht sein, es würde nichts mehr werden.

Scheitern war für mich nie eine Option gewesen. Den Doktortitel hatte ich nie gewollt, sondern das Thema. Tja, das Thema, Frühgeborene und Theory of Mind, ein bis dahin noch unerforschter Zusammenhang, der inzwischen belegt ist. Ich war also auf einer guten Spur, wissenschaftlich gesehen.

Doch wie sieht es mit der Relevanz für die Praxis aus?

Dazu gibt es ein anderes Schlüsselerlebnis. Der Mann dazu heißt Aleksander und er stellte mir nur eine Frage: „Warum brauche ich eine Theory of Mind? Ich denke, ich komme auch gut ohne klar.“

Vorher hatte er einen großartigen Vortrag zum Thema Autismus aus der Innensicht gehalten. Ja. Verdammt! Er kommt auch ohne klar!

Meine Masterarbeit beginnt mit einer Ausführung, warum die Theory of Mind so unfassbar wichtig für unser Sozialleben sei …

Ist sie das wirklich?

In einer neurotypischen Welt ja.

Unsere Welt ist aber neurodivers, zumindest die Menschheit ist das.

Inzwischen habe ich so viele wunderbare neurodivergente Menschen kennen gelernt. Heute kam ein Buch an, empfohlen von Annette: „Untypical ~ How the world isn´t built for autistic people and what we should all do about ist“ von Pete Wharmy. Ich freue mich auf diese Lektüre.

Und die Theory of Mind?

Ich könnte dir eine Menge darüber erzählen, aber ich erzähle garantiert niemandem mehr, dass sie unfassbar wichtig für unser Zusammenleben ist.

Das ist der wahre Grund, neben den zahlreichen Schwierigkeiten, warum ich meine Dissertation aufgegeben habe. Die Intention wäre gewesen, herauszufinden, ob Frühgeborene Schwierigkeiten mit der Theory of Mind haben. Wie ich bereits in meiner Masterarbeit herausgearbeitet habe, ist das nämlich kein Autismus spezifisches Thema.

Und zu welchem Zweck?

Hätte sich heraus gestellt, dass auch diese Gruppe Schwierigkeiten mit der ToM hat, hätte man frühzeitig Tests machen können. Tests gibt es zahlreiche und Verlaufsdiagnostik machen die Frühgeborenen ja eh. Tja und dann gibt es auch bestehende Förderkonzepte, also hätte man frühzeitig fördern können.

So habe ich damals gedacht.

Jetzt liegt mein Fokus darauf, Menschen darin zu unterstützen ihren individuellen Weg zu finden. Hierzu mehr in meinem dritten Blog (s.u.).

Bloggen geht weiter

Tja, die Dissertation gibt es nicht mehr. Mich als Bloggerin gibt es noch und das gebe ich auch nicht so schnell auf. Aber es ist irgendwie schön, dass nun endlich auch das Ende der Geschichte in diesem Internet zu lesen ist.

Neben dem Dissertationsblog fing ich ein weiteres Projekt der Wissenschaftskommunikation an, ein Blog zum Projekt in dem ich arbeitete. Auch hier hatte ich mehr Ideen, als die Möglichkeit sie umzusetzen, meine Hauptaufgabe war ja die Organisation und Durchführung der Studie.

Bild: 2016 auf Ibiza, wo ich zahlreiche Bücherfotos fürs Blog und Instagram machte. Dort ist auch das Beitragsbild oben entstanden.

Mein zweites Blog – diese Welt der Geschichten

2016 startete ich dann dieses Blog hier und wie du siehst gibt es das noch. Das Schöne an diesem Blog ist, dass es die Domain bereits gab. Sie stammt von 2007, dem Jahr, in dem ich mein Studium begann. Es war eine statische Autorinnenwebseite. Damals hatte ich zwei Kinderbücher und mehre Kurzgeschichten fertig geschrieben. Ich hatte den festen Plan, Verlagsautorin zu werden. Selfpublishing war damals noch relativ neu und mir nicht professionell genug. Auch dazu hat sich meine Haltung inzwischen verändert.

Die Geschichte habe ich mehrfach erzählt. 2016 fand ich wieder mehr Zeit zum Lesen und Schreiben, was im Studium echt hinten anstand. Bloggen machte mir große Freunde und ich wollte auch über andere Themen schreiben. Und so bat ich meinen Mann um Hilfe, die Daten der alten Seite zu sichern und Redaxo durch WordPress zu ersetzen. Danach kam ich alleine zurecht. Wählte ein Theme, installierte Plugins und verwendete die alten Grafiken.

Ich schrieb meine ersten Beiträge über Bücher. Sascha, der Tutor vom Anfang, bloggte noch immer und hatte einen Blogaggregator gebaut, die Bonner Blogs. Dort kannst du auch heute noch durch die wunderbaren Blogs von Bonner*innen stöbern. Er trug mich in die Liste ein und damals sah er klarer als ich es tat. Kleiner Komet wurde nicht unter den Buchblogs gelistet, sondern als persönliches Blog. Ich war überrascht, aber es war stimmig und das ist es bis heute.

Nachdem mich im Herbst 2007 das Psychologiestudium davon abgehalten hat, mein Ziel Bücher zu veröffentlichen, aufzuschieben, stehe ich jetzt erneut an diesem Punkt. Die Buchprojekte liegen auf Eis. Nicht für meinen Kopf, der meldet sich regelmäßig mit Ideen zu den angefangenen Projekten, die werden notiert. Auch hier ist etwas schief gelaufen, KometsZeitreiseProjekt hätte veröffentlich sein sollen, hätte es Bilder. Es ist lektoriert, ich habe sogar schon ISBN-Nummern gekauft, hatte einen fertigen Plan. Ohne Cover kein Buch. Es hatte nicht geklappt und das ist okay.

Aller Guten Dinge sind 3

Januar 2022 ging Suiseino-Beratung online, mein drittes eigenes Blogprojekt. Mein Online-Beratungsangebot, ein Herzensprojekt.

Anfangs verfolgte ich das Schreiben parallel zum Aufbau der Beratung. Nebenbei machte ich Lehre und Storytelling Projekte. Mir machte das große Freude. Irgendwann sah ich ein, dass das in der Außendarstellung nicht gut funktionierte. Ich überforderte die Menschen, mit den vielen Themen.

Wenn ich möchte, dass ihr vor allem mein Beratungsangebot wahrnehmt, welches ja auch vielseitig ist, ist es nicht die beste Strategie parallel noch Buchmarketing zu machen. Daher die Entscheidung, erstmal den Fokus auf den Aufbau der Beratung zu legen. Stöbert gerne hier im Blog und ihr findet einiges über die verschiedenen Buchprojekte.

Geschichten erzählen

Wenn ich das alles so aufschriebe, ist der rote Faden das Erzählen von Geschichten. Lange bin ich genau damit rausgegangen.

Ich liebe Geschichten, fiktive wie reale. Ich schriebe hier über gelesenes oder gesehenes (Filme und Serien), schreibe eigene Kurzgeschichten, Kinderbücher und Fantasyromane. In der Beratung arbeite ich mit den Lebensgeschichten meiner Klient*innen und auch hier vor allem narrativ, systemisch und lösungsorientiert. Psychologie und Storytelling passen für mich perfekt zusammen.

Im Rahmen eines Storytelling Workshops habe ich mal ein Video gemacht, in dem ich meine Geschichte als Geschichtenerzählerin erzählte.

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Geschichten und Menschen verändern sich

Geschichten sind für mich immer noch das, was all meine Projekt verbindet. Und Veränderung.

Ich bin neugierig und offen für Veränderungen. In diesem Sinne hat es mir persönlich gut getan, diesen Beitrag zu schreiben, zu erkennen, was sich alles verändert hat, wie ich mich verändert habe.

Währenddessen bin ich dem Erzählen der Geschichten treu geblieben und erzähle euch heute erneut meine Geschichte, die ich diesmal aus einer neuen Perspektive erzählt habe. Es gibt nun auch ein anderes Ende.

To be continued

Und meine Geschichte wird weiter gehen, sowohl hier im Blog als auch bei Suiseino-Beratung. Alle vier Wochen mit einem neuen Impuls von Anna in der Blognacht, in der auch dieser Beitrag entstand.

So wie aus dieser Webseite, ein Blog „Meine Welt der Geschichten“ und letztendlich das „Universum der Geschichten“ wurde, von dem Suisei ein Teil ist. Schließlich ist Suisei das japanische Wort für Komet.

Nach knapp anderthalb Jahren ist mein Psychologie-Blog gut gefüllt und die Webseite wandelt sich. Das Angebot erweitert und schärft sich. Inzwischen setze ich den Fokus meiner Kommunikation nicht mehr auf die Geschichten, sondern die Veränderung. Erstmal geht es darum, euch da abzuholen, wo ihr steht, nämlich dem Veränderungswunsch. Dann können wir darüber sprechen, was ich euch wie anbiete und wer ich bin.

In Therapie und Beratung ist der Faktor Mensch enorm wichtig. Die professionelle Beziehung ist ein wertvoller Wirkfaktor. Daher empfehle ich dir, finde die passende Person für dich. Es gibt viel Auswahl. Möglicherweise bin ich das, möglicherweise passt jemand anderes besser zu dir. Um dir die Entscheidung zu erleichtern, schreibe ich mein Blog und bin auch auf Social Media einfach ich selbst. Das ist mein persönlicher Weg und mein Warum fürs Bloggen auf Suisei.

Hier blogge ich weiterhin aus Freude am Bloggen. Schreiben hilft mir meine Gedanken zu sortieren und wenn es mir gelingt, die ein oder andere Person mit meinen Gedanken zu inspirieren macht mich das sehr glücklich.

Nach wie vor schreibe ich jeden Beitrag in der Erwartung, dass nur wenige das lesen werden, das hilft mir. Wenn ich dann ab und zu in die Statiken schaue, wird mir sowohl diese Überzeugung bestätigt, liest eh kaum jemand, als auch großes Interesse an einzelnen Beiträgen gespiegelt.

Ich danke euch herzlich für euer Interesse an meinen persönlichen Geschichten.

Ich habe Teile dieser Geschichte schon häufiger erzählt, daher hier eine kleine Linkliste:

Beiträge hier auf kleiner Komet

Beiträge auf Suisei

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