Edit (15.10.2019, Beitrag vom 19.11.2018) Die Autorin hat den Buchtitel in „Schattenspiele“ umbenannt. Der Inhalt ist unverändert und enthält keine rassistischen Äußerungen!
Kennt ihr das Kinderspiel „Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann“?
Für alle, die es nicht kennen: Es wird in einer größeren Gruppe gespielt. Zu Beginn steht ein Kind (= der schwarze Mann) auf der einen Seite und alle anderen auf der anderen. Das einzelne Kind stellt die Frage „Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann“. Dann antworten alle anderen im Chor: „Niemand“. Rückfrage: „Und wenn er kommt“. „Dann laufen wir“, rufen alle und rennen los. Zumindest ist das der Satz, wie ich ihn aus meiner Kindheit kenne. Die Gruppe läuft dem einzelnen Kind entgegen und jeder versucht auf die andere Seite zu kommen. Das einzelne Kind versucht möglichst viele zu fangen, bevor sie die andere Seite erreichen. Wer gefangen ist, kommt mit dem schwarzen Mann mit und wird selbst zum Fänger. Gespielt wird, bis nur noch ein Kind übrig bleibt.
Dieses Spiel habe ich in meiner Kindheit häufig gespielt und viel Spaß dabei gehabt. Wir haben viel gelacht und keine Angst gehabt. Es gibt regionale Unterschiede im Text des Spiels. Während wir im Rhein-Sieg-Kreis gerufen haben „Dann laufen wir!“ heißt es in einer anderen Variante „Dann kommt er eben!“ Im ersten Moment hielt ich unsere Variante für die bessere, die aktivere, denn wir laufen! Dagegen steckte für mich im „Dann kommt er eben“ so viel Gleichgültigkeit. Doch es kann auch ganz anders gemeint sein: Soll er doch kommen, denn niemand hat Angst vor dem schwarzen Mann, während wir die Flucht ergriffen, wenn er wirklich kommt.
In diesen Varianten steckt unser Reaktionsschema in bedrohlichen Situationen, das Fight-Flight-Freezing-System (Jeffrey Alan Gray). Es stehen uns drei physiologische Reaktionen zur Verfügung: Die Flucht, der Kampf oder die Erstarrung.
Lesen oder lieber nicht?
Wer mich kennt, weiß, dass ich ein Angsthase bin und Thriller eher meide. Egal, ob Film, Buch oder persönliche Geschichten, ist die Geschichte gut erzählt, lasse ich mich darauf vollkommen ein. Enthält sie unheimliche Elemente, gehen mir diese schnell nahe und lassen mich auch so schnell nicht mehr los. Meine blühende Phantasie habe ich als Kind daher häufig verteufelt, wenn mich die Geschichten bis in die Träume verfolgten und sie sich verselbstständigten. Ich lernte früh, von gruseligen Themen lieber Abstand zu halten. Daher habe ich für mich noch nicht so ganz herausgefunden, welche gruseligen Elemente dann doch gut gehen. Bei realen Themen kann ich inzwischen eine für mich sichere Distanz wahren.
Tja und dann kam im Sommer eine Postkarte mit Leseprobe von Janna Ruth mit der Frage „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“. Ich machte Bilder, postete sie auf Instagram und ließ mich von dem Fluch der bösen Autorin befreien.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an„Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“ „Niemand“ „und wenn er kommt? … Als Kind viel gespielt und jetzt gefangen worden… Mir bleibt nichts anderes als euch zu fangen…. Sorry #Angstvormschwarzenmann #Ashuan . Ihr dürft gerne die schwarze Karte teilen und andere fangen. Ab dem 6. Juli macht @janna_ruth s #Lucille sich auf den Weg uns zu befreien… . Je mehr wir bis dahin fangen, desto mehr Exemplare von“ Ashuan“ wandern in den Verlosubgskorb . . . . . #JannaRurh #urbanfantasy #Grünthal #Dämonen #Magie, #Schattenwesen #bookstagram #fantasybooks
Die Frage, möchte ich das Buch lesen oder lieber nicht, ließ ich eine Weile offen. Ich las andere Bücher, während Janna fleißig über ihre Ashuan Reihe postete. Der Vergleich mit „Buffy im Bann der Dämonen“ machte mich skeptisch, die Serie habe ich damals bewusst gemieden. Janna Ruths Märchenadaption „Im Bann der zertanzten Schuhe“ habe ich ja bereits gelesen, was ihr eine Verurteilung zur bösen Autorin eingebracht hat. Irgendwann siegte die Neugier. Ich wechselte aus dem Freezing ins Fight, als ich entdeckte, dass es eine Leserunde auf Lovelybooks geben würde …
Ein Roman wie ein Drama wie eine TV-Serie
Shakespeare, Goethe und Co haben eines gemeinsam: Ihre Geschichten sind für die Bühne geschrieben, lesen sich wie Drehbücher für den Kopf. Es sind hauptsächlich Dialoge, ein wenig Szenenbeschreibung und das in alter Sprache. Man liebt oder hasst es. Hin und wieder lese ich es gerne, bevorzugt laut, aber noch lieber sehe ich es auf der Bühne, wie zuletzt „Hamlet“.
Stell dir vor, die Sprache wäre modern, die Dialoge frech und die Regieanweisungen lebhaft geschrieben. So ungefähr hat Janna Ruth Ashuan gestaltet. Für die Bühne sind die Szenen wahrscheinlich zu vielfältig und komplex. Es gibt viele verschiedene Schauplätze. Und trotzdem wird die Geschichte beim Lesen lebendig. Der erste Band enthält vier in sich abgeschlossene Episoden, innerhalb derer wir die sechs Hauptfiguren näher kennen lernen, so wie sie sich auch untereinander. Es kommt zu einigen interessanten Ent- und Verwicklungen. Es macht einfach Spaß Jannas Serie zu lesen.
Ashuan
Sechs Jugendliche leben in einer Kleinstadt im Harz, dem beschaulichen Grünthal. Drei Jungen und drei Mädchen mit ganz unterschiedlichen magischen Fähigkeiten und völlig verschiedenen Charaktereigenschaften. Meine Lieblingsfigur ist Fabian, der Skeptiker, der gefährliche Situationen lieber meidet. Auch die anderen sind sympathisch und interessant, alle gemeinsam sind grandios. In Grünthal geschehen merkwürdige Dinge, übernatürliche Wesen tauchen auf, wie der schwarze Mann in der ersten Episode …
Die ursprüngliche Geschichte hat Janna als Jugendliche mit ihrer Freundin zusammen geschrieben. Jetzt hat sie alles komplett überarbeitet und die Freundin von damals hat als Lektorin mitgewirkt.
Unheimlich?
Ja, aber für mich gut aushaltbar. Ich kann den Gruselfaktor ganz gut selbst regulieren, indem ich meine eigene Kopfkino-Serie etwas sanfter ablaufen lasse, als vielleicht beabsichtigt. Allerdings schrieb mir Janna Ruth, sie wäre im ersten Teil noch harmlos geblieben, eine wahrlich böse Autorin eben …
Fazit
Einen Vergleich zu Buffy kann ich nicht ziehen. Stattdessen erinnerte mich Ashuan an die Serie „Charmed – Zauberhafte Hexen“, die ich sehr liebe. Auch gruselig? Sagte ich nicht, ich bin kompliziert 😉
Es hat mir unheimlich viel Spaß gemacht die Geschichte im Drama-Stil zu lesen. Es war mal etwas vollkommen anderes.
Das E-Book habe ich im Rahmen einer Lovelybooks-Leserunde gewonnen.
Ashuan Staffel 1.1 – Schattenspiele Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? (Link zur Autorenseite mit Leseprobe)
Janna Ruth
Selfpublisher
ISBN: B07CNQ16D3