Nova & Avon – Tanja Voosen

Zentrale Frage des Lebens

Eine zentrale Entwicklungsaufgabe eines jeden Menschen ist es, sich selbst kennen zu lernen.

In der Kindheit und Jugend entwickeln wir unsere eigene Persönlichkeit, dazu bringen wir genetische Voraussetzungen mit und werden von unserer Umwelt, den Eltern und den Menschen, mit denen wir zu tun haben, beeinflusst.

Doch wir stellen uns im Laufe unseres Lebens auch immer wieder die Frage: Wer will ich sein?

Irgendwann kommt die Phase, da vergleichen sich Kinder mit ihren Eltern und wollen sich abgrenzen, wollen nicht so sein, wie sie. Manchmal gelingt es auch, dass Eltern gute Vorbilder sind und ihre Kinder das erkennen, aber niemals in allem. Der geheime Traum eines jeden Elternteils, oder nicht? Naja, Kinder sind zum Glück keine Klone!

Gerade der Vergleich mit den Eltern, auch die Reibereien und Konflikte, sind wichtig dabei, die eigene Persönlichkeit zu entwickeln.

Nova und Avon

Nova hat verrückte Eltern und wünscht sich nichts sehnlicher als „normal“ zu sein. Doch was ist heutzutage schon normal?

Naja, ihr Vater fällt schon ein wenig offensichtlich aus dem Spektrum, das als „normal“ gelten könnte. Er ist Fernsehmoderator bei einer Sendung für Übernatürliches und was noch schlimmer ist, er glaubt den Mist auch noch. So zumindest sieht die Lage für Nova aus, die zu allem Überfluss mit ihren Eltern auch noch in einem Spukhaus wohnt.

Kein Wunder, dass sie in der Schule keine Freunde findet und eher Opfer von Beleidigungen und fiesen Spielchen wird, oder?

Ihre Feinding Nummer Eins, die beliebte Viola, gibt ihr eine Chance zu beweisen, dass sie nicht an den Hokuspokus glaubt. Dazu soll sie eine Mutprobe durchführen, die übrigens auch nicht legal ist und Nova in noch größere Schwierigkeiten bringt. Sie wird nämlich verflucht.

Auf der Suche nach einer Lösung aus der misslichen Lage, die sich nach dem Fluch, an den Nova natürlich nicht glauben will, ergibt, findet Nova vielleicht eine Freundin. Felicitas möchte ihr gerne helfen, wendet dafür aber etwas ungewöhnliche Methoden an, die Nova in eine Lage bringen, die tatsächlich noch schlimmer ist, als alles andere bisher: Avon taucht auf, Novas böser Zwilling …

Spieglein Spieglein

Schau in den Spiegel und sieh dein wahres Ich.

Eine Aufforderung, die Nova so gar nicht gefällt …

Doch der Blick in den Spiegel steht ihr unausweichlich bevor. Ein Blick der nicht immer angenehm ist, denn kein Mensch ist perfekt, so sehr er sich auch bemühen mag.

Ihre Eltern sind der 13-jährigen peinlich. Tanja Voosen beschreibt die Situation so lebhaft und anschaulich, dass Nova einem beim Lesen sehr leid tut. Gerade die junge Leserschaft kennt vielleicht das Gefühl, da sich ihre Eltern schon die eine oder andere peinliche Szene erlaubt haben. Steht „peinlich sein“ nicht sogar relativ weit oben in der Stellenbeschreibung des Elternseins?

Sich selbst zu finden und zu erkennen, wer man ist, ist nicht nur eine wichtige Entwicklungsaufgabe in der Kindheit und Jugend. Es ist ein Thema, dass auch Erwachsene noch berührt. Daher ist dieses „Kinderbuch“ eine wunderbare Lektüre für Groß und Klein, vielleicht auch eine schöne Familienlektüre.

Allerdings könnte das gemeinsame Lesen auch peinlich werden, denn das Buch schreit geradezu danach das ein oder andere aktuelle Thema zwischen Eltern und Kindern zu thematisieren und mal zu diskutieren. Ob das dann gut ist oder nur peinlich, das liegt bei den Beteiligten.

Zitat Tanja Voosen: „Wenn ich so etwas als Erwachsene schreiben kann, dann können Erwachsene das auch lesen“. 😉

Fazit

Eine wunderbare Geschichte voller peinlicher Momente, lustiger Missgeschicke und einer Prise Magie. Das Leben ist niemals perfekt und genau das, was wir daraus machen. Am schönsten ist es, wenn wir die richtigen Menschen an unserer Seite haben.


Nova & Avon: Mein böser, böser Zwilling
Tanja Voosen
Carlsen
ISBN: 978-3-551-65381-9