Starfall - So nah wie die Unendlichkeit - Jennifer Wolf

Starfall – So nah wie die Unendlichkeit – Jennifer Wolf

… ein häufiges Science Fiction Motiv.

Was wäre dann?

Wie würden sie uns begegnen und wie würden wir Menschen reagieren?

In vielen Geschichten und auch Verschwörungstheorien versuchen die Behörden den Rest der Menschheit vor der Wahrheit zu schützen. Bei den „Men in Black“ gibt es sogar das kleine handliche Gerät das „Blitzdingsbums“ mit dem menschliche Erinnerungen manipuliert werden, damit sie die Begegnung mit den Aliens vergessen.

Wie wären die Aliens? Wären sie völlig anders als wir oder uns ähnliche Humanoide?

Zahlreiche Fragen, viele Spielvarianten sind möglich.

Jennifer Wolf hat sich für eine interessante Variante in ihrem Roman „Starfall“ entschieden:

Ihre Aliens sind Humanoide und die Behörden verheimlichen ihre Ankunft nicht.

Ganz kurz müssen wir daher auf das Vorwort eingehen. Die Geschichte spielt nämlich in Washington D.C., die Gestaltung der Stadt unterliegt dabei gewissen künstlerischen Freiheiten. Was allerdings entscheidender ist, die Autorin Jennifer Wolf entschuldigt sich bei den Amerikanern und Amerika-Liebhabern, dass sie dem Land einen neuen Präsidenten gegeben hat:

Herr Trump hätte die Aliens wahrscheinlich kurz nach der Landung abschlachten lassen oder nach Mexico, hinter seine Mauer, geschickt.

Dank der fiktiven Präsidentin hat das Buch nun mehr als ein Kapitel.

Ab dem heutigen Tag sind wir nicht mehr Amerikaner, Europäer, Asiaten … Nein, wir sind Menschen. Egal was die Ankunft dieser Wesen zu bedeuten hat, DAS sollten wir immer im Kopf behalten. Wir. Sind. Menschen. Und wir dürfen unsere Menschlichkeit in der kommenden Zeit unter keinen Umständen verlieren. (Fernsehansprache der Präsidentin am Tag des Absturzes)

Starfall

Das Alien-Raumschiff stürzt auf die Erde, dabei kommt es leider zu Stromausfällen, Verletzten und es herrscht erst einmal Panik unter den Menschen. Bei diesem Absturz wird auch Melodys Bruder Felix verletzt. Ihre Mutter arbeitet im Militärkrankenhaus in das sowohl Felix, als auch die Aliens gebracht werden.

Melodys erste Reaktion ist völlig menschlich, sie macht die Aliens dafür verantwortlich, dass ihr Halbbruder im Koma liegt. Ihre Sorge gilt dem geliebten Menschen und all ihre negativen Gefühle projiziert sie auf die Aliens. Ihre Mutter dagegen reagiert völlig anders. Sie ist nicht Felix leibliche Mutter, hat ihn nach dem frühen Tod seiner Mutter aufgezogen, obwohl ihr Mann sie in der Schwangerschaft betrogen hatte. Daher ist ihre Beziehung zu dem Jungen weniger emotional, sie empfindet keinen Hass für die Aliens, sondern Neugier.

Die Angst in deinem Herzen kommt nicht von Neven, Liebling. Sie kommt durch seine Fremdartigkeit. Etwas, das Menschen schon immer gefürchtet haben: Dinge, die sie nicht verstehen.

Melody und ihre Mutter nehmen den Alien Neven bei sich auf. Er reagiert positiv auf das junge Mädchen und ist bereit von ihr die menschliche Sprache zu lernen.

Flüchtlinge

Die Aliens haben viel durchgemacht, sind ausgehungert und ihre Körper zeigen zahlreiche Verletzungen. Sie sind ganz offensichtlich Flüchtlinge, die auf der Erde gestrandet sind. Je näher die Menschen sie kennen lernen, desto deutlicher wird, dass der anfängliche Verdacht stimmt. Die Aliens waren Sklaven gewesen und sind schwer traumatisiert.

Ähnlich ergeht es Flüchtlingen, die bei uns ankommen. Sie kommen aus Kriegsgebieten oder aus Gebieten in denen sie schlimmes erlebt haben. Sie haben einen beschwerlichen Weg hinter sich und hoffen darauf, bei uns ein neues Leben beginnen zu dürfen. Viele von ihnen sind ebenfalls traumatisiert. Die meisten sprechen weder unsere Sprache, noch verstehen sie unsere Kultur, wie die Aliens in „Starfall“. Häufig begegnen sie bei uns Angst, Misstrauen und Feindseligkeit …

Es gibt viele Parallelen zwischen den Aliens und den menschlichen Flüchtlingen. Es gibt viele Probleme beim Kennenlernen und der Integration, aber es gibt in beiden Fällen nur einen Weg, der zu einer wirklichen Akzeptanz der Ankommenden in der Gesellschaft führt:

Offenheit auf beiden Seiten.

Die Bereitschaft aufeinander zu zu gehen, miteinander zu kommunizieren und einander zu verstehen.

Daher finde ich es schön, dass die Geschichte von Jennifer Wolf die negativen Gefühle, die Angst und die Vorwürfe ernst nimmt und zeigt, wie die Angst besiegt werden kann.

Doch diesen blinden Hass ohne Hintergrundwissen haben die Flüchtlinge nicht verdient.

Fazit

Eine lesenswerte Science Fiction Geschichte, die eigentlich gar nicht in der Zukunft spielt, sondern im Hier und Jetzt.

Eine Geschichte über Aliens, Flüchtlinge und unsere Erde.

Die Geschichte zeigt auch, wie bereichernd es sein kann, sich anderen Kulturen gegenüber zu öffnen und von ihnen zu lernen, egal, ob die Wesen von einem anderen Stern oder nur aus einem anderen Teil der Welt kommen.

Liebe ist immer noch der mächtigste Katalysator auf dieser Erde und wenn ich mir unsere Gäste so ansehe, bin ich sehr dankbar dafür.


Das Buch wurde mir von Carlsen über NetGalley zur Verfügung gestellt.

Starfall – So nah wie die Unendlichkeit
Jennifer Wolf
Carlsen Impress
ISBN: 978-3-646-60325-5