Radioactive – Die Verstoßenen – Maya Shepherd

Radioaktivität

Die News von heute sprechen von einer „harmlosen radioaktiven Wolke“, die gerade über Europa schwebt, nicht die erste ihrer Art (Artikel im Guadian vom 10.09.2017).

Atomkraftwerke, nukleare Waffen, Radioaktivtät sind real und die möglichen Folgen fatal.

Ein gut geeignetes Thema für eine Dystopie. Autorin Maya Shephherd beeindruckt mich mit einem informativen Vorwort zum Thema nukleare Waffen in ihrer Dystopie „Radioactive“. Sie blickt zurück auf Hiroshima und Nagasaki (1945), sowie die Weiterentwicklung von Atomwaffen bis hin zum weltpolitischen Stand im Jahre 2012, dem Ersterscheinungsdatum des Romans.

Horrorszenario Konformität

Maya Shepherds Geschichte spielt nach dem dritten Weltkrieg in einer „Sicherheitszone“. Das Leben der Menschen ist kontrolliert und geordnet. Alles ist steril und läuft streng nach Plan, selbst die Entwicklung der Gesellschaft der vermeintlich letzten Menschen. Lagen zwischen den ersten Generationen noch 20 Jahre, trennen sie nun nur noch 10 Jahre. Ein Leben dauert 60 Jahre, dann wird eine Generation erlöst, bevor der Verfall einsetzt.

 Meine korrekte Bezeichnung lautet E518 Ich bin eine Überlebende der fünften Generation.

Es gibt keine Individualität, keine Persönlichkeit, kein Leben, nur bloße Existenz.

Mir schaudert beim lesen der ersten beiden Kapitel. Es fällt mir schwer, viel auf einmal zu lesen, denn die Geschichte stimmt mich traurig und ich wollte nicht traurig sein, als ich mit dem Buch begonnen hatte. Es lag ein schönes Wochenende vor mir. Nach und nach las ich mehr über das Leben in der Sicherheitszone.

Es wäre wichtig, dass alles gleich ist, denn nur in der Einheit wären wir stark.

Diese Konformität ist wirklich unheimlich.

Die Wahrheit

Irgendwann wird E518 mit der Wahrheit konfrontiert. Sie wird entführt und erfährt, dass es ein Leben außerhalb der Sicherheitszone gibt. Eine faszinierende Idee. Es gibt auch einige sehr schöne Szenen.

Doch auch einige ungeklärte Fragen: Woher haben die Rebellen all die Dinge wie die Kleidung?

Am Anfang entdeckt E518 noch alles neu, lernt auch Begriffe wie „Brot“ kennen. Doch irgendwann verwendet sie, die Geschichte ist in der Ich-Perspektive erzählt, einiges zu selbstverständlich, obwohl sie es gerade erst entdeckt.

Nach etwa der Hälfte der Geschichte merkte ich, dass ich immer langsamer voran kam. Die erste Faszination verblasste, die Konzentration auf die Geschichte schwand in Richtung Schreibstil. Erst sehr spät wurde mir bewusst, dass die Geschichte im Präsenz erzählt wird und ich permanent unbewusst mir alles ins Präteritum übersetzt hatte. So lange, bis ich über eine Häufung von unregelmäßigen Verben stolperte, an die ich nicht einfach überall ein „e“ hängen konnte.

Die nächsten Seiten waren eine Qual wieder in die Geschichte zurück zu finden. Irgendwie gelang es mir, doch den roten Spannungsfaden habe ich nicht mehr für mich gefunden. Es gab nichts mehr auf das ich neugierig war oder womit ich mitfiebern konnte.

Bereits bei der ersten Begegnung ahne ich die Liebesgeschichte, die einen schwierigen Start hat. Spannend bei einer solchen Konstellation ist die Entwicklung, das Erkennen der Liebe und das Zueinanderfinden. Doch die Entwicklung der beiden Figuren ist holprig und für mich wenig überzeugend erzählt.

Es gibt einige interessante Figuren, die in meinen Augen großes Potential haben, aber für mich wie hinter einer sehr dicken Glasscheibe bleiben. Es fühlt sich an, als ob ich in einem Aquarium stünde und versuchen würde, die fremde Welt hinter der Schreibe zu begreifen.

Wirklich gut gefallen haben mir die philosophischen Ansätze über das Menschsein. Diese werden kurz und locker in die Geschichte eingebaut, ohne kompliziert zu werden oder den Verlauf der Geschichte zu stören, sie sind Teil der Handlung.

Immer häufiger habe ich mich trotzdem während des Lesens gefragt, ob ich das Buch nicht lieber zur Seite legen und es sein lassen sollte. Doch im Rahmen der Challenge wollte ich es nicht abbrechen. 7 der 10 Bücher sollen gelesen werden, bräche ich es ab, würde es ja nicht als gelesen zählen und vielleicht, vielleicht käme die Begeisterung vom Anfang doch noch zurück?

Das Ende hat tatsächlich noch mal einiges an Emotionen zu bieten …

Fazit

Eine tolle dystopische Story, deren Umsetzung stilistisch leider nicht mein Fall war.


Radioactive – Die Verstoßenen
Maya Shepherd
Self Publisher
ISBN: 9781481156158