Bibliothek im Kloster Maria Laach

Eine Herausforderung

Viele fühlen sich hilflos im Umgang mit Trauernden und ja, es ist schon eine echte Herausforderung. Dieses Thema begegnet einem zwar auch in fast jedem Trauerratgeber, aber manchmal ist man dadurch noch verwirrter, traut sich gar nichts mehr, weil gefühlt alles falsch zu sein scheint.
Hinzu kommt, dass Trauer sehr individuell ist und bei jedem anders verläuft.

Wenn man auf einen Trauernden trifft, weiß man nie, was einen erwartet. Die Gefühlslage von uns Trauernden ändert sich ständig. Gerade scheinen wir noch gut drauf zu sein, da sehen, hören oder riechen wir etwas und schon übermannen uns die Gefühle.
Außerdem muss man bedenken, dass wir auch nicht immer bereit sind zu zeigen, wie es gerade wirklich in uns aussieht. Wir wollen uns zusammenreissen, tapfer sein oder nur im stillen Kämmerlein den Tränen freien Lauf lassen.

Man muss also schon genau hinspüren, wie es dem Trauernden gerade in dem Moment geht, spüren, was er gerade jetzt braucht. Mit ehrlichem Gefühl, kann man dann auch eigentlich nichts falsch machen.

Geht uns nicht aus dem Weg

Nach dem Tod meines Schwiegervaters habe ich erlebt, dass eine gute Bekannte von ihm die Strassenseite gewechselt hat, als ich ihr zu begegnen drohte. Das hat mich sehr getroffen, auch wenn mir bewusst war, dass das nur aus Hilflosigkeit geschah.

Nach dem Tod meines Mannes hat es mich dann um so mehr gerührt, als ein der Familie verbundener Nachbar, den ich allerdings kaum kannte, extra auf mich gewartet hat, um mir persönlich sein Beileid auszudrücken. Das war so schön, hat so gut getan. Alleine dadurch habe ich mich getröstet gefühlt.

Die erste Begegnung nach dem Verlust des Herzensmenschen

Das ist sicher der Moment, vor dem die meisten Angst haben. Ich meine hier auch nicht die Beerdigung, die es durch ihren besonderen Rahmen vielleicht erst einmal leichter macht. Ich meine die erste Begegnung mit dem Trauernden, bei der man alleine auf ihn trifft. Manchmal zufällig, manchmal auch geplant und dann wenigstens ein wenig innerlich vorbereitet.

Ich hätte mir da sicher in den meisten Fällen eine stille Umarmung gewünscht, aber darf man das noch/wieder in dieser Coronazeit? Ja, ich bin so ein Umarmungsmensch, bei anderen würde es gerade bei einer Begegnung in der Öffentlichkeit vielleicht nicht passen. Nicht passen, weil der Trauernde durch die Umarmung vielleicht die Fassung verlieren könnte.

Ihr kennt ihn und spürt sicher, was gerade angebracht ist. Hört auf euer Bauchgefühl, zeigt euere Verbundenheit, wie auch immer euch das in dem Moment möglich ist.

Was soll man sagen

Seid ehrlich! Besser als viele salbungsvolle Worte sind Sätze wie: „Ich weiß gerade gar nicht, was ich sagen soll“. Wir wussten das in vergleichbaren Situationen auch nicht, waren genau so hilflos wie ihr.
Es ist gut erst einmal bei sich in der Formulierung zu bleiben, denn wer noch keinen Verlust erfahren hat, kann sich nicht wirklich vorstellen, wie es dem Trauernden geht.

Ich finde Sätze wie die folgenden angemessen:

  • Es tut mir so leid, ich finde keine Worte.
  • Ich war fassungslos, als ich davon gehört habe.
  • Ich bin so traurig.
  • Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es dir gerade gehen muss.

Danach geht es darum zu spüren, ob der Trauernde in diesem Moment gerade über seinen Verlust reden möchte oder eher nicht. Falls ja ist einfühlsames Zuhören und Aushalten des Schmerzes gefragt.

Hier möchte ich gerne noch Maya Stomp zitieren. Dieses wunderbare Buch werde ich euch nächste Woche hier vorstellen.

Eine liebevolle Umarmung
spendet einem
verwundeten Herzen
mehr Trost
als tausend Worte.

Maya Stomp, Wir Witwen sind ein zähes Volk

Schweigt den Verstorbenen nicht tot

Mir ist es mehrmals passiert, dass anderen spontan eine Äußerung zu Klaus heraus gerutscht ist und sie sich dann quasi gedanklich den Mund zu gehalten haben. Sicher wurde dann oft sowas gedacht wie: „Oh, Gott, jetzt habe ich Klaus erwähnt, hoffentlich bricht sie jetzt nicht in Tränen aus.“

Ja, das kann sicher passieren. Falls es so sein sollte, dann weinen wir halt. Viel schlimmer finde ich, wenn es so scheint, als hätte es unsere Herzensmenschen nie gegeben.
Jedes Gespräch über ihn zeigt doch, dass er in unseren Erinnerungen und unseren Herzen weiterleben.

Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt,
der ist nicht tot, der ist nur fern;
tot ist nur, wer vergessen wird.

Immanuel Kant / Lucius Annaeus Seneca

Lasst den Trauernden Zeit

Das war für mich das wichtigste Anliegen im Umgang mit Trauernden und dazu habe ich ja schon einen Beitrag veröffentlicht. Hier möchte ich daher nur kurz noch einmal erwähnen, dass man Sätze wie: „Jetzt hast du sicher das Schlimmste überstanden“ vermeiden sollte. Die Trauer ist sicher nicht nach sechs Wochen vorbei, bei einigen auch nach Jahren noch nicht…

Zitieren möchte ich meinen Lieblingssatz aus dem Artikel, der eigentlich die wichtigste Regel im Umgang mit Trauernden enthält:

Wir können vor der Trauer nicht fliehen, müssen uns ihr stellen und es ist dann schön, wenn es da Menschen im Umfeld gibt, die das akzeptieren können, die uns da abholen, wo wir gerade sind und die unser Gefühlschaos aushalten können. Damit helft ihr uns so sehr.

Umgang mit Trauernden Teil 1

So gesehen ist der Umgang mit Trauernden doch ganz einfach.