Thriller
Einen Krimi lese ich ganz gerne mal. Es gibt einen Fall und im Vordergrund der Geschichte steht eine spannende Ermittlungsarbeit.
NCIS gehört beispielsweise zu meinen Lieblingsserien, was vor allem an den tollen Figuren liegt. Ich lieb Abby, Toni, McGee, Ziva, Ducky, Gibbs und Jimmy (ungefähr in dieser Reihenfolge). Wer die Serie kennt, weiß, an welchen Stellen ich besonders gelitten habe. Nach der zweiten Staffel wollte ich eine ganze Weile nicht mehr weiter schauen.
Auf der Suche nach einer Definition von „Thriller“ habe ich einen interessanten Blogartikel gefunden, der sich mit dem Vergleich von Thriller und Krimi auseinandersetzt.
Im Thriller steht der Thrill, also die Spannung, im Vordergrund. [weiterlesen auf Hochzeit, Familie und Kind]
Das deckt sich gut, mit meiner Vorstellung eines Thrillers und der Begründung, warum ich keine lesen möchte:
Der Gruselfaktor, der Nervenkitzel, das Morbide und eben eine ganz besondere Spannung stehen im Fokus.
Für mich sind es Bücher, die möglicherweise Albträume bescheren, wenn es zu viele Details zu den Morden oder der Psyche des Täters beschrieben werden.
Einen Thriller habe ich vor Jahren gelesen. „Seaculum“ von Ursula Poznaski. Der Klappentext klang so spannend, mein Mann fragte gleich, ob ich sicher sei, es lesen zu wollen. Es war ein Fehler, denn das Buch ist gut, es fängt harmlos an, stellt dir nette Figuren vor und nimmt dich mit auf ein unheimliches Abenteuer, dass dem kleinen Angsthasen Kometen wirklich Angst gemacht hat.
Wanderbücher bei den Einhörnern
Über mein Team „Einhörner“ bei der Drachenmond-Leseschallenge haben wir einige Wanderbuch-Runden organisiert. Als die Frage aufkam, ob ich bei Thriller dabei bin, war ich skeptisch und besorgt. Dann habe ich entschieden, es zu versuchen. Hierzu hat die Autorin Nadja Roth uns sogar ihr Buch Märchenblut überlassen. Dafür schreiben alle Teilnehmer eine Rezension über das Buch.
Im Zweifelsfall hätte ich abgebrochen und einen Artikel darüber geschrieben, warum ein kleiner Komet ein kleiner Angsthase ist.
Julia hat es bereits gelesen und rezensiert. Außerdem gibt es bei ihr ein Interview mit Nadja Roth.
Kleiner Komet und der Thriller
Am helllichten Tag habe ich meinen Mut zusammen genommen und das Buch aufgeschlagen.
Auf Seite 6 (die Geschichte beginnt tatsächlich auf Seite 1) habe ich es wieder zugeschlagen. Es war einfach grausam, nahezu widerlich, wie detailreich der Mord geschildert wurde.
Am nächsten Tag habe ich ganz tapfer die letzten drei Seiten des Prolog gelesen. Uff.
Julia hat mir Mut gemacht, das Schlimmste läge hinter mir. Sie hat Recht, erst einmal, für eine ganze Weile.
Vorsichtig lese ich die ersten Kapitel. Zwischenfazit nach Kapitel 1 via Lovelybooks:
Kapitel 1 war wirklich nicht schlimm – Ellie kennen gelernt, die Arme erlebt ein brutales Beziehungsende und flieht dann auch noch aus dem schönen Köln.
Kapitel 2 wurde nur sehr skeptisch tagsüber gelesen:
auch Kapitel 2 ist nicht gruselig, es liest sich wie ein Krimi, wir untersuchen den Tatort
erstes Fazit
Ich bin stolz auf mich, dass ich bis zum Ende durchgehalten habe!
Habe nachts gut geschlafen und keine Albträume von der Geschichte gehabt. Ich liebe es in Bücher einzutauchen, zu diesem habe ich eine gesunde Distanz gewahrt. Die Charaktere standen mir nicht nahe, auch die Hauptfigur Ellie nicht. Normalerweise finde ich so etwas schade, hier hatte es eine gewisse Schutzfunktion für mich und ich bin dankbar dafür, dass die Geschichte mich emotional nicht so sehr berührt hat.
Märchenblut
Über 600 Seiten entwickelt sich die Geschichte der Kommissarin Ellie, die leider ein böse Überraschung in Köln erleben musste und deswegen ca 250 Kilometer rheinaufwärts zieht, um in Ludwigshafen zu arbeiten. In Ludwigshafen geschieht nicht nur ein Mord, der Fiese aus dem Prolog, sondern gleich mehrere. Eine interessante Gemeinsamkeit haben die Fälle: Es werden Märchenzitate bei den Leichen gefunden.
Diese Idee ist der kreative Kern des Buches, aus der man meinem Empfinden nach noch viel mehr hätte raus holen können.
Kritik
Wie bereits gesagt, lese ich keine Thriller und ganz ehrlich hat mich dieses Buch auch nicht davon überzeugt, ein Thriller-Fan zu werden.
Das ist auch nicht schlimm. Ich schildere euch einfach mal, was mir nicht gefallen hat, vielleicht könnt ihr daraus Rückschlüsse ziehen, ob ihr das Buch vielleicht mögt, denn jedem gefällt ja etwas anderes gut.
Fiese Szenen
Der Prolog ist definitiv die schlimmste Szene, weil es auch die längste seiner Art ist. Es gibt aber weitere Szenen, die weitere Einblicke in die Erlebniswelt des Mörders geben. Er gibt sich viel Mühe mit seinen Opfern und ihre Qualen erregen ihn.
Zum Glück für mich sind diese Szenen selten und im Verhältnis zum Prolog kurz. Es lässt sich aushalten. Leider kann man bei einem Buch nicht einfach die Augen zu machen, wie ich es manchmal bei NCIS mache, wenn es dort fiese Szenen gibt.
Schreibstil
Der Stil ist eine klare Geschmacksfrage. Nadja Roth hat einen speziellen Stil. Sie schreibt sehr realitätsnah und detailliert. In ihren Dialogen verwendet sie auch mal die regionale Mundart. Für mich als Rheinländerin ein wenig anstrengend zu lesen, aber kann man ja mal machen. Es sind kleine Nebenfiguren, die sie so sprechen lässt. Einem der Kommissare hat sie eine Macke zugedacht, die mich ganz schön nervt. Er sagt häufig „nich“ am Ende des Satzes, eine mir ebenfalls unvertraute Art, vermute es ist äquivalent zu dem mir geläufigeren „ne“ zu verstehen. Schön ist, dass es später eine Erklärung dafür gibt, wann er das tut. Mir ist nämlich aufgefallen, dass es gehäufte Phasen gibt und Phasen in denen er es unterlässt.
Einige Details werden mehrfach wiederholt, wie beispielsweise die Tatsache, dass die Mutter des Mörders ihn „allein gelassen hat“. Das war mir etwas zu viel.
Fehler habe ich gefunden, dabei finde ich nie Fehler. Ein Satz endet einfach mit dem Wörtchen „und“, worauf ein Punkt folgt.
Psychopathie
Vielleicht gehört es einfach zum Genre, aber mich hat es furchtbar genervt, dass ständig das Wort „Psychopath“ fiel.
Der erste Mord war furchtbar, definitiv. Ergo wird daraus geschlussfolgert, der Täter kann nur ein Psychopath sein.
Interessant ist eine spätere Schlussfolgerung zum Ausschluss eines Verdächtigen:
Er ist der Ansicht, dass xy zwar ein durchtriebener Kleinkrimineller ist, aber deswegen noch lange kein Psychopath sein muss. (Name durch xy ersetzt, um Spoiler zu vermeiden).
Ist der Mörder ein Psychopath?
Er wurde nach dem populären Bild des Psychopathen konstruiert, wird also wohl einer sein.
Sind Psychopathen alle Serienkiller und Monster?
Tatsächlich sind es die wenigsten, erinnere mich gerne an die spannende Vorlesung über Psychopathie bei Professor Banse, Uni Bonn, Rechtspsychologie.
Nora Schütte hat bei Professor Blickle zu einem sehr spannenden Aspekt der Psychopathie promoviert, nämlich den beiden unabhängigen Persönlichkeitsdimensionen „furchtlose Dominanz“ und „egozentrische Impulsivität“ im Arbeitskontext. Weitere Informationen zur Studie findet ihr auf der Seite der Uni Bonn.
Während des Lesens hatte ich mal die kreative Idee einen ausführlichen Artikel über Psychopathie zu schreiben, aber das war mir dann doch zu viel Arbeit.
Leider habe ich auch den Artikel, den ich gesucht habe nicht finden können, aber etwas anderes interessantes für euch: Ein Artikel der auch für die Autorin Nadja Roth interessant sein dürfte, es wird auf den Unterschied zwischen kriminellen Psychopathen und Soziopathen eingegangen.
Fazit
Leider weiß ich wirklich nicht, wem ich das Buch empfehlen soll. Es hat mir einfach nicht gefallen.
Das Buch erreichte mich über eine Wanderbuch-Runde. Die Autorin hat uns das Buch zur Verfügung gestellt, dafür haben wir ihr unsere Rezensionen zugesagt.
Märchenblut
Nadja Roth
Selfpublisher
ISBN:978-3742700216