Ich habe ein schönes Kinderbuch gelesen. Ein Buch über Freundschaft und Eifersucht. Ein Buch über Sprachschwierigkeiten und Integration. Es steckt so viel Gutes drin in „Sprichst du Schokolade“ von Cas Laster.
Freundschaft
Freunde zu finden ist ein wichtiges Thema in der Kindheit. Freundschaften verändern sich im Laufe der Zeit und werden zunehmend komplexer. Genügt bei Kleinkindern noch die reine Verfügbarkeit von anderen Kleinkindern, spielen gemeinsame Interessen mit zunehmendem Alter eine wichtigere Rolle.
Für mich besteht ein Unterschied zwischen Freundschaft und Beziehung darin, dass ich einen Partner habe, den ich liebe, aber in meinem Herzen Platz für viele Freunde habe. Als Kind hatte ich auch mal eine beste Freundin und habe mich tatsächlich auch mal von der Frage stressen lassen, wer denn nun die beste Freundin ist. Das war damals in der Grundschule. Heute würde ich niemanden mehr als beste Freundin bezeichnen, aber es gibt durchaus mehrere Menschen in meinem Leben, die ich gerne treffe und mich freue sie zu sehen.
Josie steht genau an dem Punkt. Ihre bisher beste Freundin Lily verbringt mehr Zeit mit anderen Mädchen und sie fühlt sich ausgeschlossen. Sie mag die anderen auch nicht besonders. Dann kommt ein neues Mädchen in die Klasse und setzt sich neben sie, Nadima.
Neubeginn in einem fremden Land
Nadima ist mit ihrer Familie aus Syrien geflüchtet. Ihr kleiner Bruder war erst zwei Jahre alt. Sie ist nun in einem fremden Land, in dem sie die Sprache nicht spricht. Sie hat viel Schlimmes erlebt, in Syrien und auf der Flucht. Das Thema wird im Buch sensibel behandelt. Es wird deutlich, dass die Angst noch immer eine große Rolle in ihrem Leben spielt. Sie sorgt sich um ihre Familie, die noch in Syrien ist. Auch wenn sie selbst nun in Sicherheit ist, kann Vieles ihre Ängste aktivieren, ein Feuerwerk sich zum Beispiel wie Bomben anhören und ihr große Angst machen.
Josie gelingt es Nadima kennen zu lernen. Sie nutzt dafür Emojis, um zu fragen, ob sie Schokolade mag. Nadima versteht ihre Frage und antwortet ebenfalls mit Emojis. Diese beginnende Kommunikation wird mit Hilfe von Gesten und digitalen Übersetzungen weiter entwickelt. Eine schöne Idee, wie ich finde.
Einige haben an dem Buch kritisiert, dass der Begriff „Schokolade“ negativ konnotiert ist, wenn er mit Menschen mit dunklerer Hautfarbe in Verbindung gebracht wird. Dies habe ich beim Lesen so nicht empfunden, weil es wirklich nur um die Süßigkeit geht. Es wäre sensibler gewesen eine andere Nascherei zu wählen. Allerdings bin ich nicht sicher, welche andere Süßigkeit es sowohl als Emoji gibt, als auch in England und Syrien beliebt ist.
Missverständnisse
Auch Mädchen, die dieselbe Sprache sprechen, sprechen nicht unbedingt dieselbe Sprache. Sie meinen zu wissen, was die andere denkt, denken weiter, verhärten die Fronten.
Misstrauen und Missverständnisse verhindern ein wirkliches Kennenlernen. Auf wackliger Basis wird entschieden, wer eben keine Freundin ist.
Das Leben eines Teenager-Mädchens ist kompliziert.
Man kann niemanden dazu zwingen, mit einem befreundet zu sein, nicht wahr?
Sprichst du Schokolade, Seite 203
Das Buch wurde mir vom Verlag über NetGalley zur Verfügung gestellt. Link zur Verlagsseite mit Leseprobe
Sprichst du Schokolade
Cas Lester
illustriert von Kate Forrester
übersetzt von Christine Spindler
ars Edition, 2018
ISBN: 978-3-8458-2735-3