ImVorfeld eines eigentlichen BarCamps findet das BarCamp bereits statt. Die Teilnehmer finden sich auf den verschiedenen Plattformen, kündigen Themen an, über die sie gerne sprechen möchten und vernetzen sich bereits. Beim ersten SozialCamp hatte ich im Vorfeld Benjamin Wockenfuß entdeckt und mich darauf gefreut ihn kennen zu lernen. Inzwischen sind wir uns bereits bei verschiedenen Gelegenheiten öfter begegnet.
Auch beim SozialCamp 2017 habe ich mich im Vorfeld auf eine interessante Person gefreut: Georg Staebner, Begründer von Helpteers.
Ehrenamt
Über Twitter hatte ich bereits mitbekommen, dass es eine neue interessante Plattform im Bereich Ehrenamt gibt.
Das Thema „Ehrenamt im Netz sichtbar machen und Ehrenamtliche bzw. Organisationen besser zu vernetzen“ beschäftigt mich seit meinem ersten Barcamp. Daraus hatte sich eine Arbeitsgruppe ergeben, die leider dem Schicksal des Alltages nicht stand gehalten hat. Meine Aktivität hat sich dann anderweitig konzentriert und so langsam kommt auch etwas in Gang zum Thema „Psychologen ins Netz“.
Nachdem auf dem letzten Barcamp Bonn die #SocialMediaGedönsTante Ute, die mir inzwischen eine ganz liebe Freundin und mein persönlicher Cheerleader geworden ist, das Thema „Digitales Ehrenamt“ auf ihre Art aufgegriffen hatte, war meine erste Assoziation zu Helpteers: Da macht jetzt jemand das, was wir uns gewünscht haben.
Und genau deswegen wollte ich Georg und sein Projekt gerne kennen lernen.
Erste Session mit @helpteers #Sozialcamp Georg war mal chipentwickler, wollte mehr im Leben pic.twitter.com/NZ1tzzwZyO
— Stephanie Braun (@StephKatBr) 25. August 2017
Georg wollte uns zwei Geschichten erzählen
Die Session-Ankündigung war gut: Er wolle uns zwei Geschichte erzählen. Geschichten sind persönlich und bleiben im Gedächtnis. Beinahe wäre ich in die Session mit dem Titel „Zwei Geschichten“ gar nicht gegangen, es fehlte der Bezug zu meinen Schlagworten im Kopf. Zum Glück war Ute bei mir und wir gingen gemeinsam hin.
Zwei Geschichten? – Ja hat er erzählt. Welche? Keine Ahnung, in der ersten ging es um eine Frau, die gerne was machen wollte, aber nicht so recht wusste wie. An die zweite kann ich mich gar nicht mehr erinnern.
An die EIGENTLICHE Geschichte kann ich mich erinnern: Da vorne stand ein Mensch, der leidenschaftlich von seinem Projekt erzählte:
Ich war mal Chip-Entwickler und irgendwann wollte ich mehr.
Der Satz ist hängen geblieben, auch ohne in meinen Tweets nachzulesen, denn das ist es, was Georg und seine Motivation für dieses Projekt ausmacht. Erst in einem zweiten Schritt kommt die Frau ins Spiel. Die Geschichte der Frau ist eine von vielen im Bereich Ehrenamt. Man möchte gerne, traut sich nicht, stößt auf Hindernisse und verliert die Lust.
Georg hat hier etwas gesehen, was auch viele andere sehen und eine Lösung entwickelt. Da ist er auch nicht der einzige, denn Plattformen für ehrenamtliche Mitwirkung gibt es bereits.
Im Gegensatz zu anderen Plattformen hat Georg den Anspruch mit seinem Angebot vernetzter zu sein, mehr zu sein als eine Jobbörse für Ehrenämter.
Crowdmoving
Angelehnt an die Idee des Cowdfunding – viele spenden kleine Beträge, um ein großes Projekt zu realisieren (wie z.B. bei Betterplace) – entstand die Idee des Crowdmoving:
Nicht nur die Hürde, eine ehrenamtliche Aufgabe zu übernehmen, muss niedrig sein, auch die Aufgabe selbst sollte möglichst konkret und machbar sein. Hier steckt dasselbe simple Prinzip dahinter, welches für Zielsetzungen empfohlen wird: Zerlege das große Ziel in kleine und vor allem machbare Ziele.
Ein zweites wichtiges Prinzip, das mir vor allem aus der Notfallpsychologie vertraut ist, wäre: Sei konkret und persönlich. Sage niemals: Kann mal jemand den Krankenwagen rufen. Sage stattdessen: Du mit der gelben Jacke, rufe bitte einen Krankenwagen. So fühlt sich die Person angesprochen und kann handeln.
Georg selbst sagt, wie müssen mehr WIR sein. „Komm lass und das machen“, anstatt jemand müsste mal, ist sein Ansatz.
Umgesetzt auf das Crowdmoving am Beispiel eines Kindergartenfestes:
- Variante A: Alle sollen sich in eine Liste eintragen, wenn sie bereit sind zu helfen, vielleicht sogar nach Zeiten sortiert.
- Variante B: Liste nach Interessen sortiert: Kuchentheke, Spiel betreuen – schon besser, denn hier fühlt man sich und seine Fähigkeiten angesprochen und die Motivation ist höher zu helfen.
- Variante C ist dann noch optimaler: Die persönliche und konkrete Ansprache durch organisierende Person: „Hey, du backst doch so gerne, magst du uns einen Kuchen für das Kuchenbuffet machen?“ Wer kann da noch nein sagen? Was auch noch ganz gut funktioniert ist dann nach dem Foot-in-the-door-Prinzip nachzuhaken, ob besagte Bäckerin nicht auch noch Lust hätte für ein oder zwei Stunden beim Verkauf mit zu helfen.
Beim Crowdmoving sollen Menschen bewegt werden, niederschwellig und persönlich
über eine Plattform und die Sozialen Medien.
Helpteers
Die Plattform dazu nennt sich Helpteers und die Crowd sind wir alle, die das Netz nutzen.
Es gibt die Möglichkeit sich wie in einem sozialen Netzwerk anzumelden, ruhig auch mit verrücktem Pseudonym, ich z.B. könnte einfach der kleine Komet sein, anstatt mich mit Stephanie Braun anzumelden. Wenn ich das möchte, kann ich mich dort auch mit anderen Helfern vernetzen, diese so bei verschiedenen Aktionen wieder treffen. Ich könnte mich auch mit meinem Facebook-Profil einloggen und mein Engagement auf Facebook teilen. Ein direktes Teilen über Twitter oder Google+ ist auch möglich.
Ein Beispiel, das ich heute gleich auf Twitter geteilt hatte, zeigt wunderbar, was es bedeutet, konkrete Aufgaben vorzuschlagen und diese mit einer ansprechenden Geschichte zu verbinden.
POPCORN machen <3 Würde ich sehr gerne, aber bin am 2. September auf der Phantastika, jemand Lust und Zeit für #Popcorn und @InitiativeTorus https://t.co/wDWURGrAuL
— Stephanie Braun (@StephKatBr) 28. August 2017
Es ist aber auch möglich, ohne Profil und einmalig ein Projekt zu unterstützen.
Was auch möglich wäre, wäre die nächste private Mitbringparty unter Zuhilfenahme der Option „Geheimprojekt“ zu planen.
Für die Organisationen geht Helpteers noch einen Schritt weiter. Es kann die bestehende Plattform kostenfrei genutzt werden, oder eine individuelle eigene, wie es beispielsweise von „Meine-Nestwärme“ gemacht wird, die eine eigene kleine Plattform nutzen, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist.
Die Gestaltung der jeweiligen Aufgaben erinnert wiederum an Crowfunding-Aufrufe. Es werden einzelne Projekte, wie das für die Betreuung der Popcornmaschine erstellt. Für diese Aufgabe werden dann mehre Personen gesucht. Für die Popcornmaschine wurden konkret zwei Personen gesucht, eine hat sich bereits gefunden, dementsprechend geht der Fortschrittsbalken hoch und die Aufgabe ist zu 50 % erledigt.
Auch hier spielen soziale Effekte eine große Rolle, denn wenn der Nutzer es erlaubt, wird sein Name angezeigt und andere können sehen, wer bereits hilft. Aber allein die Tatsache, dass jemand hilft, kann motivieren auch mit zu machen, die Aufgabe wird interessanter.
Noch müssen verschiedene Plattformen mit getrennten Profilen genutzt werden, aber Ziel ist es langfristig nur ein einziges User-Profil zu benötigen, egal ob man sich auf der Helpteers-Plattform, der von Nestwärme oder zukünftigen weiteren Varianten bewegt und Aufgaben übernimmt.
Das Projekt steht noch relativ am Anfang und es klang durch, dass Georg noch viele spannende Ideen hat.
Socialpreneur
In der Session habe ich auch einen neuen Begriff kennen gelernt: Socialpreneur, abgekürzt für Social Entrepeneur.
Was genau ist das?
Social Entrepeneurship ist
unternehmerisches Denken und Handeln zum Wohle der Gesellschaft und zur Lösung oder Verbesserung gesellschaftlicher Missstände. (Wirtschaftslexikon Gabler)
Eine interessantes Konzept für mich, der wirtschaftliches Denken ja eher fern liegt. Ehrenamt ist gut und wichtig, aber professionelle dauerhafte Tätigkeiten können nicht ausschließlich auf ehrenamtlichen Schultern lasten. Allerdings macht die Mischung aus bezahlten und ehrenamtlichen Kräften die Zusammenarbeit manchmal auch kompliziert.
Helpteers ist für alle Beteiligten kostenlos und finanziert sich über die Organisationen, die wie z.B. Nestwärme eine individuell gestaltete Plattform haben möchten.
Fazit
Die Idee gefällt mir gut und es wird sich zeigen wie sehr sie angenommen wird von beiden Seiten, den Helfern und auch den Organisationen, die Helfer suchen.
Der Sichtbarkeits- und der Vernetzungsgedanke sind beide im Projekt enthalten.
Schaut euch einfach mal bei Helpteers um.
Georg hat auch ein kleines Video gedreht, in dem er das Projekt vorstellt.