Das erste Kapitel des Blogromans findest du hier, du kannst auch von Kapitel zu Kapitel blättern.
letztes Kapitel
Die Hände in die Hüften gestemmt, stand der Zwergenkönig breitbeinig vor dem Eingang der Mine. Diese Körperhaltung und sein strenger Blick ließen ihn bedrohlicher aussehen als seine Körpergröße annehmen ließ. „Mein Freund“, sprach Opa Henry seinen Seelengefährten mit ruhiger Stimme an. Langsam ging er mit offenen Armen auf den König zu. Josephine und die beiden Jungs hielten sich noch zurück. Sie begutachtete den Eingang zur Mine und fragte sich erneut, ob dies der Ort war, den sie bei ihrem ersten Kontakt mit der Anderswelt von der Rheinaue aus gesehen hatte. Doch sie war damals zu verwirrt gewesen, um sich Details zu merken. Einige Zwerge mit ihrem Werkzeug hatte sie damals gesehen. Heute stand nur einer hier und war offenbar gewillt, sie nicht durchzulassen. Sven legte ihr seinen Arm um die Schultern, während Lukas zu ihrer linken, nervös an seinen Fingernägeln zu kauen begann. Sie nahm seine rechte Hand und er drückte sie dankbar. Schließlich ging es hier um das Glück seiner Seelengefährtin.
Wer war eigentlich Lars Seelengefährte? Sven sah ihm zum Verwechseln ähnlich, aber bedeutete das, dass sie eine Verbindung hatten? Als sie im Wald waren schien Sven nichts gespürt zu haben. Er hatte keine Reaktion gezeigt, außer der Überraschung, wie sie alle, schien nicht magisch angezogen worden zu sein, weder von der Stelle, an dem sein Seelengefährte versteinert stand, noch von ihm selbst. Konnte es einen anderen Grund für die Ähnlichkeit geben?
Was war mit der kleinen Marie? Sie schien eine starke Verbindung zu ihrem viel älteren Adoptiv-Cousin zu haben und in ihm Schneewittchens Prinzen zu sehen. Lag das nur an seinen Geschichten und ihrer kindlichen Phantasie? Es erschien Josephine so viel plausibler.
Sven riss sie aus ihren Gedanken, weil er zu zittern begann. Sie sah ihn überrascht an, erkannte seinen starren Blick und folgte diesem. Ein weiterer Zwerg war aus der Mine getreten. Er sah aus wie Lars, in kleiner. War Lars zu seiner Zwergengestalt zurück gekehrt? Hatte Sarah ihr nicht erzählt, dass ihr Prinz gar nicht so klein wie die anderen Zwerge war, vielmehr menschlich wirkte?
Dann war da auch noch Svens Reaktion, ein beinahe magisches zittern hatte ihn ergriffen und wie in Trance ging er auf den Zwerg zu. Josephine hatte er los gelassen und sie verfolgte gespannt, was passieren würde. Auch der Zwerg kam auf Sven zu und sie trafen sich in der Mitte des Weges zwischen ihnen, so dass sie beinahe direkt neben Opa Henry und seinem Seelengefährten stehen blieben.
„Das ist doch verrückt“, flüsterte Lukas Josephine zu. Diese nickte nur, den Blick starr auf die Szene vor sich gerichtet. Beide bleiben als stumme Beobachter stehen.
„Darf ich euch meinen Sohn Fundin vorstellen. Er ist der Zwillingsbruder von Lars, wie ihr meinen Sohn Lundin nennt.“ Fundin deutete eine höfliche Verbeugung an, wobei er seinen Kopf leicht senkte, dann aber wieder Sven anstarrte. „Bisher hat er sich von der Menschenwelt fern gehalten. Das Schicksal seines Bruders hat ihn schwer getroffen. Wie ich sehe, hat ihn das beinahe um die Begegnung mit seinem Seelengefährten gebracht.“
Also waren sie tatsächlich Seelengefährten. Josephine und Lukas drückten gleichzeitig vor Aufregung ihre Hände, dass es beinahe schmerzte. Doch sie waren zu aufgeregt, um den Schmerz zu spüren. „Du siehst selbst“, begann Henry erneut zu sprechen. Erst jetzt merkte Josephine, dass sie das vorherige Gespräch zwischen Herny und dem Zwergenkönig verpasst hatte. „Die Verbindung zwischen zwei Seelengefährten ist stark. Nicht nur diese, auch die zwischen zwei Liebenden ist es. Deswegen hatte ich dir meinen Enkel Sven und seine Freundin Josephine mitgebracht.“ Der Zwergenkönig lachte tief und fies: „Diese Freundin, die dort mit einem anderen Händchen hält?“
„Ich bin Lukas, der Seelengefährte Schneewittchens und in ihrem Namen fordere ich euch auf, eurem Sohn frei entscheiden zu lassen, wohin er gehen mag. Sarah leidet sehr und ich mit ihr. Josephine hier liebt nur meinen Cousin und auch ich hege nichts als Freundschaft für sie. Sie steht mir lediglich bei, denn es erfordert viel Kraft, hier ruhig zu stehen, während es mich drängt eure Miene zu stürmen, um Lars zu Sarah zurück zu bringen.“
Diese Worte erlösten Sven von seinem Bann und er starrte seinen Cousin überrascht an. So eine leidenschaftliche Rede hatte er noch nie von dem sonst eher zurückhaltenden jungen Mann gehört.
„Du wagst es“, donnerte der Zwergenkönig los und Opa Henry beeilte sich beschwichtigend auf ihn einzuwirken. „Magst du uns nicht in deine Stube bitten und wir reden in Ruhe bei einem guten Tropfen über alles?“
Der Zwerg stieß einige unverständliche Flüche aus.
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