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Blogroman Sonntagsgeschichte Kapitel 52

Josephine stand am Fenster der Bibliothek. Es war tatsächlich nur ein Wochenende gewesen, dass sie hier verbracht hatte. Es fühlte es sich wie Wochen an, seit Henry sie in diesen Raum geführt hatte. Letztendlich war sie im Sessel am Fenster eingeschlafen und die Erlebnisse des Wochenendes erschienen ihr wie ein Traum. Gleich würden sie abfahren, fort von der Burg, zurück nach Bonn, zurück in die Realität. Doch nichts würde mehr sein wie vorher. Allerdings hatte sich für sie in diesem Sommer so einiges geändert. Jetzt durfte sie ihre Geheimnisse mit Sven, seiner Schwester Jenny und deren Cousin Lukas teilen. Sie war nicht mehr allein, das fühlte sich gut an.

Den Blick über das Gelände der Burg schweifen lassend, blieb sie an dem Baum außerhalb der Mauern hängen. Ein Schwarm Krähen saß dort, die Krähen, die sie bereits auf dem Hinweg verfolgt hatten, aber dort sitzen geblieben waren.

„Da bist du ja“, keuchte Jenny in ihrem Rücken. „Papa will losfahren und wir suchen dich überall.“

„Entschuldige“, murmelte Josephine, konnte den Blick aber noch nicht von den Krähen abwenden. Jenny kam zu ihr und sah ebenfalls hinaus. Sie entdeckte die Krähen und legte Josephine die Hand auf die Schulter. „Du hast sie bei unserer Herfahrt bemerkt?“, fragte sie.

Josephine nickte und Jenny erklärte: „Dann hast du dir wahrscheinlich auch schon gedacht, dass um die Burg ein Schutzkreis liegt. Den halten Opa Henry, Tante Lore und ihre Freunde aus der Anderswelt aufrecht. Schneewittchen ist hier sicher. Außerhalb der Burg lauern die Schattenwesen auf uns, die Wesen, die ihren Weg zurück in die Anderswelt suchen. Der Krähenschwarm ist mein persönlicher Schatten. Ich nehme an, du hast auch einen?“

„Einen Fuchsteufel“, bestätigte Josephine. „Er hat mich gebissen, kurz nachdem ich Johanna das erste Mal getroffen habe. Sven ist ihm ja auch schon begegnet.“

Diese Geschichte kannte Jenny bereits. „Es wird Zeit, lass uns fahren. Mach dir wegen der Krähen keine Gedanken. Sie wirken bedrohlicher als sie sind. Vor allem, wenn wir zusammen sind, werden sie es nicht wagen, sich zu nähern.“

Nach einem letzten sehnsüchtigen Blick, den Josephine durch die Bibliothek schweifen ließ, folgte sie Jenny. Sie würde wieder kommen, da war sie sich sicher. Henry hatte ihr bereits gesagt, sie sei jederzeit willkommen, hier zu lesen.

Zum Abschied gab es einen chaotischen Moment, bis jeder jeden umarmt hatte. Es war alles besprochen und sie würden in Kontakt bleiben und doch fiel es den drei Jugendlichen schwer zu den Eltern ins Auto zu steigen. Letztendlich saß Josephine zwischen Sven und Jenny im Auto. Der Vater saß am Steuer und fuhr langsam den Kiesweg entlang. Sie winkten den Zurückbleibenden. Kaum hatten sie die Burgmauern hinter sich gelassen, erhob sich der Krähenschwarm in die Lüfte und folgte ihnen. Jenny zwinkerte Josephine zu, es war alles wie sie gesagt hatte. Josephine legte den Kopf an Svens Schulter und schon bald, war sie eingeschlafen.

Was auch immer sie am Ende dieser Fahrt erwartete, es konnte warten, bis sie ankam.

***

Die Sonntagsgeschichte geht nun in die Adventskalender-Pause. Weiter geht es dann im Januar, wenn Josephine, Sven und Jenny zurück in Bonn sein werden.

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