Dieses Kapitel ist für mich deswegen etwas Besonderes, weil es der 1000 Blogbeitrag ist, der online geht. Ich blogge jetzt seit 4 Jahren. Relaunch der Seite war am 06.02.2016, online ging der kleine Komet bereits am 23. März 2007, feiert also im Grunde morgen mit mir den 13. Geburtstag. Auch wenn hier Happy End mit Fragezeichen im Titel steht, ist dieses chaotische Schreibexperiment noch lange nicht zu Ende, dafür macht es mir zu viel Freude.

Das erste Kapitel des Blogromans findest du hier, du kannst auch von Kapitel zu Kapitel blättern.
letztes Kapitel

Sonntagsgeschichte Kapitel 79 Happy End?

„Ihr Menschen glaubt auch bei einem guten Tropfen ließe sich alles regeln“, donnerte der Zwergenkönig wütend, doch dann schlich sich ein Lächeln in sein zorniges Gesicht. „Dann kommt halt rein“, knurrte er und machte eine einladende Geste in Richtung Mineneingang. Erst jetzt erkannte er, dass sein Sohn wie angewurzelt da stand. „Fundin“, erklang seine noch immer knurrige Stimme. Dabei stieß er seinen Sohn unsanft an. „Beweg deinen faulen Hintern und führ unsere Gäste in die Stube.“ Dieser löste sich aus der Starre und ging voraus. Sven folgte ihm, ohne sich nach den anderen um zu sehen. „Danke mein Freund“, bemühte sich Opa Henry weiterhin um einen höflichen Ton und betrat nach dem Zwergenkönig die Mine.

Josephine und Lukas folgten ihnen unsicher. Sie betraten einen düsteren Gang. An den Wänden hingen zwar Fackeln, aber nach dem Sonnenlicht draußen, brauchten ihre Augen einen Moment, bis sie sich an die sparsamen Lichtverhältnisse gewöhnt hatten. Der Gang war hoch genug, dass sie aufrecht gehen konnten, stellte Josephine erleichtert fest, schließlich waren sie in einer Zwergenmine. Doch Lars war groß wie die Menschen. Noch immer fragte sie sich, ob das seine wahre Gestalt war.

Der Gang wurde breiter und sie kamen in eine große Halle. „Willkommen in Moria“, flüsterte Lukas, aber an Herr der Ringe wollte Josephine jetzt wirklich nicht denken, denn die Szene in den Minen ging nicht gut aus. Sie ertappte sich dabei, wie sie Opa Henry mit Gandalf verglich, dann schüttelte sie den Kopf, um sie von diesen Gedanken zu lösen. „Nicht hilfreich“, zischte sie Lukas zu, der sie daraufhin angrinste. Für ihn war es offenbar hilfreich so mit dieser Situation umzugehen. Sollte er doch.

Mehrere Gänge zweigten von der Halle ab und sie folgten Fundin in die angekündigte Stube. Irritiert hielt Josephine kurz am Eingang zum Raum inne. Sie hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit dieser leuchtenden orientalischen Gemütlichkeit. Das erste was ihr ins Auge fiel waren knallbunte Farben, die gar nicht orientalisch waren. Auf dem steinernen Boden lagen Kissen, viele bunte Kissen in unterschiedlichen Mustern als Sitzgelegenheiten. Steinerne Möbel standen an den Wänden, als Tische und Regale für Geschirr und Bücher. Die Gruppe machte es sich auf den Kissen gemütlich, während ein weiterer Zwerg sich an dem Tischen zu schaffen machte und dampfende Becher verteilte. Josehine beeilte sich, zwischen Lukas und Sven Platz zu nehmen. Ihr wurde ebenfalls ein dampfender Becher in die Hand gedrückt. Er war aus Stein und fühlte sich von außen nicht unangenehm heiß an. Es roch blumig, sie nahm an es sei eine Art Tee. Unsicher blickte sie in die Runde, niemand trank, also wartete sie.

„Willkommen meine Freunde“, sprach der Zwergenkönig mit erhobenen Becher. Seine Stimme klang noch immer knurrig, aber weniger bedrohlich. „Bevor wir uns besprechen, will ich euch als Freunde in unserer Stube willkommen heißen. Trinken wir auf die Freundschaft.“ Er erhob seinen Becher und trank. Josephine ahmte seine Geste nach und trank ebenfalls. Sie hatte Recht gehabt und sich gründlich geirrt. Das Getränk war heiß und es war blumig. Doch es war kein Tee, wie sie angenommen hatte, es war ein guter Tropfen, wie Opa Henry gefordert hatte, einer mit einem offenbar hohem Alkoholgehalt, sie würde vorsichtig sein, auch wenn es ihr wirklich gut schmeckte.

„Nun denn, reden wir“, sprach der Zwergenkönig weiter. „Ich weiß, warum ihr gekommen seid. Ihr wollt meinen Sohn zurück in die Menschenwelt führen. Daraus wird nichts!“

Lukas wollte aufspringen und etwas erwidern, doch Josephine bremste ihn, indem sie ihn mit der freien Hand am Arm packte und zurück auf die Kissen zog.. „Lass deinen Opa erstmal reden“, flüsterte sie ihm zu. Er nickte und setzte sich wieder, auch wenn es ihm sichtlich schwer fiel. Er litt mit Sarah und wollte sie mit ihrem Prinzen vereint sehen.

„Viel Zeit ist vergangen, seit ich meinen Sohn das letzte Mal in die Arme geschlossen habe. Mehrere Generationen eurer menschlichen Leben sind seitdem vergangen. Ihr könnt euch das Leid nicht vorstellen, dass dies für mich bedeutet hat. Er bleibt nun hier, wo er sicher ist.“

„Ich verstehe dein Leid gut, fühle ich doch einen Teil deines Leides selbst durch unsere Verbindung“, sprach Opa Henry mit fester ruhiger Stimme. Josephine spürte wie Lukas sich bei den Worten des Königs weiter angespannt hatte und nun ruhiger wurde. Er kannte seinen Opa gut, liebte ihn und vertraute ihm. Sie beide spürten, dass er derjenige war, der hier etwas erreichen konnte. Sven und Fundin saßen schweigend da, sie starrten einander nicht mehr an, vielmehr sah Sven inzwischen aus, als hielte er sich an seinem Becher fest, den er inzwischen bereits halb geleert hatte, in kleinen nervösen Schlucken.

„Doch denkst du auch an das Leid von Schneewittchen?“, fragte Opa Henry. „Aus ihrem steinernen Schlaf ist sie erwacht und sehnt sich seitdem danach ihren Prinzen wieder zu finden. Sie lebt nun in einer Welt, die ihr völlig fremd ist und es zerreißt ihr das Herz.“

„Pah die Liebe“, spottete der Zwergenkönig, doch Henry unterbrach ihn gleich. „Spotte nicht mein Freund, sonst wecke ich deine Erinnerungen.“ Ein Moment der Stille trat ein, während die beiden sich ein stummes Blickduell lieferten. Schließlich senkte der Zwergenkönig den Blick und sprach: „Gut, ich spotte nicht über die Liebe, aber es geschieht dem Mädchen recht. Sie hat schließlich meinen Sohn verzaubert.“
„War er es nicht, der den steinernen Zauber sprach?“
„Unwichtige Details.“
„War sie es nicht, die den Fluch brach und ihn erlöste?“
„Ist der Fluch wirklich gebrochen? Sie riss ihn mit sich ins Verderben, nun ist er hier. Da wo er hin gehört.“
„Und wird er hier glücklich?“
„Er hat hier alles, was er braucht.“
„Auch Liebe?“
„Du mit deiner Liebe.“ Erneut knurrte der Zwergenkönig.
„Ja, Liebe ist wichtig, wir alle sehnen uns nach Liebe. Geht es nicht genau darum? Liebst du nicht deinen Sohn und willst ihn deswegen bei dir behalten? Hast du nicht gelitten, weil dein geliebter Sohn verloren war, wie du sagst?“

„Hör auf!“

Erneutes Schweigen. Diesmal noch unangenehmer für alle im Raum. Nur Opa Henry sah seinen Seelengefährten weiterhin mit ruhigem und gütigem Blick an. Der Vergleich mit Gandalf kam Josephine noch einmal in den Sinn, der hatte auch die Fähigkeit mit jähzornigen Zwergen umzugehen. Doch hier gab es eine noch tiefere Verbindung zwischen den beiden. Henry spürte die Wut, Verzweiflung und Sorge des Königs, offenbar auch die Liebe, mit der er ihn immer wieder reizte. Diese Verbindung bestand in beide Richtungen und Josephine konnte beobachten, wie die ruhigen sanften, ja zuversichtlichen Gefühle von Opa Henry beim Zwergenkönige ankamen. Seine mürrischen Gesichtszüge wurden sanfter, entspannten sich.

„Hol deinen Bruder“, wies er Fundin schließlich an. Diesmal gehorchte er sofort, denn auch er hatte seinen Vater gespannt beobachtet. „Vielleicht können wir eine gemeinsame Lösung finden“, räumte der Zwergenkönig ein.“Vielleicht kann das Mädchen hier bei uns leben, auch wenn das nun wirklich kein Ort für eine wie sie ist. Ich weiß nicht, wie meine Familie sie aufnimmt, aber wenn es um das Glück meines Sohnes geht …“ Er verstummte und blickte nachdenklich drein.

Josephine versuchte sich Sarah hier vorzustellen. Konnte das funktionieren? Sie hatte zu wenig von der Mine und dem Leben der Zwerge gesehen, um das beurteilen zu können. Sarah hatte gerade begonnen sich in ihrem menschlichen Leben einzugewöhnen, jetzt sollte sie noch einmal neu beginnen? Erst einmal zählte, dass sie ihren Prinzen wieder sehen durfte, dann würden sie weitere Probleme lösen. Gespannt wartete Josephine auf die Rückkehr der Zwergenzwillinge.

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