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Blogroman Sonntagsgeschichte Kapitel 70

„Ich bin selber ein wenig überrascht“, erklärte Josephine, als sie wieder in den Speisesaal zurück kehrte, „aber du kannst gerne zu uns kommen.“ Sarah sprang von ihrem Stuhl auf und umarmte Josephine stürmisch. „Wie hast du das geschafft?“

„Wenn ich das wüsste“, lachte Josephine und löste sich aus der Umarmung. Beide setzten sich wieder und alle warteten gespannt auf Josephines Erklärung. „Ich habe ihnen erzählt, dass du dich in deiner Gastfamilie in der Eifel nicht wohl fühlst. Der Weg zur Uni nach Bonn sei auch viel zu weit und dass du daher dringend eine neue Familie suchst. Dafür hatten meine Eltern Verständnis. Dann habe ich ihnen erzählt, wie gut wir uns verstehen, seit wir uns neulich bei der Familienfeier kennen gelernt haben. Was mich allerdings wirklich erstaunt ist, dass meine Eltern so spontan zugestimmt haben, ohne dich selbst kennen zu lernen. Du kannst gerne morgen mit mir nach Bonn kommen. Das ist zwar ganz untypisch für meine Eltern, aber großartig. Meint ihr nicht auch?“

Alle stimmten zu, nur Lore hatte den Kopf schief in den Nacken gelegt und sah nachdenklich und ein wenig skeptisch aus. Erst als sich die Tür zum Speisesaal öffnete, entspannten sich ihre Gesichtszüge. Loreley betrat den Saal: „Guten Abend zusammen. Vielleicht kann ich ein wenig dazu beitragen, die Verwirrung zu lösen.“

Alle starrten sie erwartungsvoll an, wie kurz zuvor noch Josephine. „Ich war bei dir Zuhause. Entschuldige, ich habe eine Abkürzung genommen, war etwas in Eile, weil ich euch berichten wollte, was ich herausgefunden habe. Keine Sorge, ich bin nicht direkt in deinem Zimmer aufgetaucht, nur im Flur und ich habe auch angeklopft. Aber ich hatte mich geirrt, ich hätte das prüfen sollen. Jedenfalls hörte ich die Stimme deiner Mutter und schnell erkannte ich, um was es ging. Offenbar war ich nicht ganz umsonst gekommen.“

Sie grinste, gab aber keine weitere Erklärung. Lore stand auf, begrüßte ihre Seelenschwester und sagte: „Danke dir.“

Endlich verstand auch Josephine, was die Worte zu bedeuten hatten: „Du hast meine Mutter verzaubert?“

„So könnte man es nennen“, antworte ihr Lorely mit einem Zwinkern. „Im Grunde habe ich nur ein wenig gesungen. Meine Stimme hat manchmal so eine beruhigende Wirkung … Während deine Mutter im Wohnzimmer hin und her ging , saß dein Vater in seinem Sessel und hörte über Lautsprecher mit. Er sagte einfach nur: Gönn dem Kind doch den Spaß.“

Diese Worte hatten eine erheiternde Wirkung auf die Menschen im Raum, denn alle lachten herzlich und die Anspannung löste sich vollends. Es war eine Lösung gefunden und Schneewittchen würde nun als Sarah in der Menschenwelt leben. Natürlich gab es noch ein paar Formalitäten zu regeln, aber mit Loreley auf ihrer Seite machten sie sich darum erst einmal keine Sorgen.

„Was hast du denn herausgefunden? Hast du eine Spur zu meinem Prinzen?“, erkundigte sich Sarah hoffnungsvoll.

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