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Letztes Kapitel
Die Haushälterin schlug die Hände über dem Kopf zusammen, als sie zu Fünft vor dem Eingangsportal standen. Eine Sekunde später legte sie ihre Hände auf ihr Herz. „Willkommen. Ich wusste gar nicht“, stammelte sie, trat einen Schritt beiseite und ließ sie eintreten.
„Es war eine spontane Idee“, erklärte Tante Lore ihr.
„Nun gut. Lady Schneewittchen sitzt in der Bibliothek. Faszinierend, dass eine junge Frau so viel liest, anstatt sich einen Bildschirm zu widmen. Wo der Hausherr steckt, vermag ich leider nicht zu sagen.“
„Danke, ich werde ihn schon finden“, versicherte Lore.
„Gut, dann gehe ich mal in die Küche und sehe nach, was ich für alle zum Abendessen zaubern kann.“
„Mach dir nicht so viele Umstände“, bat Jenny.
„Gewiss nicht, Fräulein Jenny“, antwortete sie höflich und ging um genau das zu tun. So war sie eben.
Tante Lore machte sich auf die Suche nach ihrem Bruder, während die anderen in die Bibliothek gingen. Sie hatten schließlich Neuigkeiten, die sowohl für Onkel Henry, als auch Schneewittchen interessant waren.
Jenny und Josephine zog es allerdings eher zu den Büchern und so überließen sie es den Jungs mit Schneewittchen zu sprechen.
Josephine wusste genau, wo sie ihre Suche beginnen wollte. Das Regal mit den Büchern über Tiere ließ sie links liegen. Der Fuchsteufel war kein gewöhnliches Tier, er war ein Geschöpf der Anderswelt, also musste sie bei den mystischen Büchern suchen. Mythen der Kelten, Mythen aus Island, Mythen, Mythen, Mythen. Offensichtlich hatte sie falsch gedacht. All diese Bücher hätten in jeder gewöhnlichen Bibliothek stehen können. Sie fand auch Mythen aus dem Rheinland. Vielleicht sollte sie die Geschichte der Loreley noch einmal nachlesen, jetzt, wo sie sich persönlich kannten. Doch das war zum aktuellen Zeitpunkt nicht relevant. Vielleicht später mal, wenn sie Zeit und Langeweile hatte. Es schien ihr nahezu unmöglich, in nächster Zeit auch nur ansatzweise etwas wie Langeweile empfinden zu können.
Das Regal endete und sie ging um es herum zum nächsten Gang. Dort traf sie auf Jenny, die nach ähnlichen Themen recherchierte wie sie selbst. Sie zog gerade ein kleines Buch über Vögel aus dem Regal. Josephine ließ die Hand über die Bücher im Regal gleiten. Wonach sollte sie suchen? Sie sehnte sich nach einer Onlinerecherche, danach einfach ein Suchwort eingeben zu können und Antworten zu bekommen. Doch diese Bibliothek war nicht katalogisiert. Es gab ein grobes Ordnungssystem nach Themen. Das war es aber auch schon.
Wo finde ich Informationen über den Fuchsteufel, grübelte sie und ging weiter am Regal entlang. Auf einmal rührte sich etwas unter ihrer Hand. Sie blieb irritiert stehen und ließ die Hand sinken. Die Bücher im Regal standen alle fein säuberlich aufgereiht. Die Buchrücken bildeten eine einheitliche Kante. Bis auf eines. Ein einzelnes Buch stand hervor. Josephine zog es heraus. „Launische Kleintiere der Anderswelt“. Das klang vielversprechend. War das Buch ihr tatsächlich in die Hand gesprungen?
Unmöglich. Und doch stand genau das Buch hervor, welches sie suchte. An genau der Stelle an der ihre Hand eine Bewegung gespürt hatte. Unheimlich, dachte Josephine. Beschloss aber nicht weiter nachzudenken.
Sie zog sich in den Sessel zurück, in dem sie neulich erst gelesen hatte und begann zu lesen.
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