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Sonntagsgeschichte Kapitel 64 Blogroman

Jenny erklärte sich bereit, die Gestrandeten einzusammeln. „Ich hatte eh vor zur Aquilaburg zu fahren“, sagte sie ihrem Bruder gegenüber am Telefon. „Eigentlich wollte ich morgen hin, aber wir können auch heute noch fahren, wobei es schon recht spät ist. Weißt du was, ich pack mir ein paar Klamotten ein und bleibe über Nacht. Überleg mal, wo ich dich und deine Freundin am besten absetzen kann, nochmal über den Rhein mag ich eigentlich nicht fahren. Soll ich dir was mitbringen?“

Sven überlegte kurz, er hatte sein Portmonaie, Handy und seinen Hausschlüssel. „Nein, danke. Komm uns abholen und ich bespreche mit Josephine, wo du uns absetzen kannst.“

„Bis gleich, Brüderchen.“

Eine Stunde später fuhr Jenny in ihrem kleinen roten Flitzer vor, eine Reisetasche im Kofferraum, ein Grinsen im Gesicht. „Wer hat ein Taxi zur Aquilaburg bestellt?“

„Wir“, ihre Tante umarmte sie herzlich.

„Dann mal rein mit euch“, forderte Jenny sie auf. Lukas schloss die Haustür ab, versteckte den Ersatzschlüssel wieder und quetschte sich zu Sven und Josephine auf die Rückbank. Er würde mit zurück zur Burg fahren, wo er her gekommen war. Entgegen seiner großen Ankündigung, seine Eltern kämen erst spät nach Hause, war er froh, dass sie nun fuhren und er sich wirklich keine Erklärung mehr überlegen musste. Beim Teetrinken war er nervöser gewesen, als er es sich hatte anmerken lassen. Akribisch hatte er alles wieder aufgeräumt, damit seine Eltern sich nicht wundern würden.

„Wo darf es denn hingehen …“, fragte Jenny ihren Bruder. „Setz uns einfach …“, antwortete er, aber Josephine hörte gar nicht mehr zu. Sie hatte den Kopf an Svens Schulter gelegt und döste ein, sobald Jenny den Motor gestartet hatte. Als sie ein wenig später wieder wach wurde, diskutierten Lore und Jenny vorne gerade eifrig über Jennys Krähenschwarm. Sie warf einen besorgten Blick aus dem Fenster, aber am Himmel war nichts zu sehen. Die Autobahnschilder verrieten ihr, dass sie gleich in Bonn sein würden. Sie fühlte sich schläfrig, so richtig geschlafen hatte sie nicht, viel Zeit konnte auch nicht vergangen sein. Ihre Blase drückte ein wenig, nach so viel Tee heute.

„Wir können nochmal in der Bibliothek recherchieren, vielleicht finden wir dort einen hilfreichen Hinweis“, schlug Lore gerade vor. Josephine, der die Augen schon wieder zufielen, sah die wunderschöne Bibliothek vor sich. Dort war sie auch eingeschlafen, erinnerte sie sich. Sie setzte sich auf, beugte sich leicht nach vorne und fragte: „Lore, meinst du ich finde in der Bibliothek auch etwas über den Fuchsteufel?“

Beim Tee hatten sie Lukas und Lore in aller Ausführlichkeit die Geschichte erzählt, wie Sven zum ersten Mal die Anderswelt betreten hatte. Über Schneewittchen hatte sie den Fuchsteufel verdrängt. Doch seine Bedrohung war noch immer real, sofern sie sich nicht in Menschenmengen aufhielt. Je mehr sie über ihn herausfand, desto besser konnte sie sich vor ihm schützen. Das Problem vielleicht endgültig lösen, so wie Jenny es mit ihrem Vogelschwarm vorhatte.

„Wenn nicht dort, wo dann“, entgegnete Lore.

„Nimmst du uns mit?“, bat sie Jenny. Ohne eine Antwort abzuwarten kuschelte sie sich erneut an Svens Schulter.

Jenny warf einen kritischen Blick auf die Uhr, dann einen fragenden Blick über den Rückspiegel ihrem Bruder zu. „Soll ich?“

„Nimm uns mit, dann brauchst du auch keinen Umweg zu fahren“, entgegnete er.

„Gut“, sagte Jenny, setzte den Blinker und wechselte die Spur. „Gerade noch rechtzeitig, dann fahren wir eben direkt auf die A 565 und ab in die Eifel. Ich fahre heute allerdings nicht mehr zurück.“

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