Hier findet ihr das erste Kapitel der Sonntagsgeschichte.

letztes Kapitel

Es dauerte nicht lange. da kam schon ein Krankenwagen. Der Sanitäter besah sich Josephines Bein und sprach per Funk mit dem Notarzt, der noch nicht vor Ort war. „Ist gut, wir fahren sie“, sagte er und wendete sich wieder der Verletzten zu.

„Habe gerade mit der Ärztin gesprochen. Deine Wunde wirkt tief und sollte auf jeden Fall im Krankenhaus versorgt werden. Daher kann er direkt weiter zum nächsten Notfall und wir bringen dich in die Klinik. Kommen Sie mit?“, wendet er sich an Basti. Dieser nickte nur.

„Soll ich deine Eltern informieren, oder möchtest du das selbst tun?“

An ihre Eltern hatte Josephine gar nicht gedacht. Es war doch nur ein Biss. Die Wunde würde versorgt werden und dann könnte sie nach Hause fahren. Dummerweise konnte sie ihr Fahrrad nicht nutzen, es blieb auch hier, bei Angi, zusammen mit ihren Sachen, inklusive Geld, Fahrkarte und Handy. Sie schüttelte den Kopf, antworten konnte sie nicht mehr, denn die Sanitäter wollten sie auf die Trage heben.

„Ich kann laufen“, protestierte sie. Doch sie hatte nichts mehr zu sagen.

Im Krankenwagen blieb ein Sanitäter bei ihr und versorgte die Wunde. Es brannte, er versuchte sie abzulenken, stellte einen Haufen Fragen, aber sie hatte keine Antworten. Fieberhaft grübelte sie, was sie in der Klinik erzählen sollte und ihren Eltern.

„Wollen Sie Anzeige erstatten?“, fragte er gerade. Anzeige? Polizei? Den komischen Fuchsteufel? Wenn sie das erzählte, würde sie direkt in die Klapsmühle eingewiesen werden. „Nein“, erwiderte sie betont freundlich. „Es ging alles so schnell, ich kann kaum etwas zu dem Tier sagen, das mich gebissen hat.“

Der Sanitäter gab sich damit zufrieden. Vielleicht lag es auch daran, dass sie an der Klinik ankamen. Josephine wusste gar nicht wie ihr geschah, nahm alles nur noch durch einen Nebel wahr. Sie fühlte sich komisch. Die Sanitäter waren auf einmal verschwunden, stattdessen wuselte eine Schwester um sie herum, dann wieder ein Arzt und ihre besorgte Mutter war auch noch da. Basti redete auf die Mutter ein, der Arzt auf die Schwester. Sie wurde hin und her gebracht, geröntgt und umsorgt. Es war der reinste FLOHZIRKUS.

Josephine war das alles egal. Die Schmerzen ließen nach, seitdem der Arzt ihr irgendwas verabreicht hatte. Sie fühlte sich leicht und alles um sie herum war so unwirklich. Sie schloss die Augen und die Bilder kamen wie Dias. Ein Drache, ein Flug über dem Rhein, dann wieder das Grillfest, Zwerge im Feuer. Als der Fuchsteufel sie frech angrinste, riss sie die Augen auf, fand sich zurück im sterilen Krankenzimmer. Doch der Raum kam ihr so unwirklich vor. Wieder wurde sie im Rollstuhl geschoben.

„Sie soll sich ausruhen“, sagte ein männliche Stimme. Der Arzt? „Dann wird das schon wieder. Zum Glück ist der Knochen unversehrt.“

Das klang doch gut. Wenn sie nur klarer denken könnte, sie fühlte sich so geistig UMNACHTET und das war gar nicht gut. Was war heute wirklich passiert? Sie konnte es nicht erklären, nicht in Worte fassen. Zum Glück hatten es alle aufgegeben, ihr weitere Fragen zu stellen.

Basti half ihr in das Auto ihrer Mutter. Sie hatte nicht mitbekommen, wie sie hier her gekommen waren. Es war nicht wichtig. Es dauerte ein paar Minuten, dann setzte Basti sich neben sie und ihre Mutter fuhr los. Er lächelte sie aufmunternd an. „Angi wünscht dir gute Besserung. Sie lässt fragen, ob es reicht, wenn sie dir deine Tasche morgen bringt. Sie ist dir sogar dankbar, dass sie mit dem Rad nach Hause fahren kann.“ Josephine nickte. Sie fühlte sich zu schwach, um zu sprechen. Ihre Augen fielen ihr zu. Sie lehnte den Kopf an Bastis Schulter und nickte ein.

Plötzlich fand sie sich in ihrem eigenen Bett wieder, allein und verwirrt.

Ein Blitz erhellte den Raum, gefolgt von einem Donnergrollen. Gestern war das Grillen am Rhein, fiel es ihr ein. Ob es wohl schon lange GEWITTERte? Ob die anderen noch Spaß hatten? Der nächste Blitz, Josephines Blick fiel auf ihr Bein im schneeweißen Verband. Aber da war noch etwas, etwas buntes. Doch es war schon wieder dunkel. Sie schaltete ihre Nachttischlampe ein. Da saß tatsächlich etwas kleines buntes auf ihrem Verband. Sie spürte es nicht. Es war klein und leicht, ein Schmetterling. „Hallo Josephine“, sprach der Schmetterling.

Das Mädchen seufzte, wischte sich  über die Augen. Es hatte kein Flimmern gegeben, sie lag noch in ihrem eigenen Bett und der sprechende Schmetterling saß auf ihrem verletzten Bein. Sie sollte sich über gar nichts mehr wundern, tat es aber doch.

„Vielleicht sollte ich mich dir kurz vorstellen.“ Der Schmetterling richtete sich zu seiner vollen Größe auf, streckte die Flügel, blieb aber auf dem Bein sitzen. „Ich bin Lametta, es freut mich sehr dich kennen zu lernen Josephine.“ Josephine starrte das kleine Wesen weiterhin nur an. Es hatte die Flügel eines Schmetterlings, aber der Körper, so winzig klein, war nahezu menschlich. Hatte Arme, Beine und ein hübsches Gesicht, sogar langes Haar, das ihr bis zur Hüfte reichte. Die Figur war eindeutig als weiblich zu erkennen. Passend zu den Flügeln, die in blau und grün gemustert waren, trug sie eine Art Anzug oder war es Teil ihres Körpers? Sie wirkte auf keinen Fall nackt. Josephine musste bei diesem Gedanken grinsen.

„Achso, du wunderst dich, was ich bin? Ich bin ein Lilling, eine Schmetterlingsfee. Du brauchst keine Angst vor mir zu haben.“ Josephines Grinsen wurde breiter. Angst? Vor einem hübschen Schmetterling, nein Lilling nannte dieser sich, gewiss nicht.

„Ich weiß, was dir heute passiert ist. Du bist dem Fuchteufel begegnet. Er will deine Drachenschuppe. Du darfst sie ihm auf keinen Fall geben.“

„Das hatte ich nicht vor!“

„Gut“, sagte Lametta und schien sich wieder ein wenig zu entspannen. „Gib sie mir.“

„Ähm, nein. Wieso sollte ich das jetzt tun?!“
„Oh nein, ich möchte sie dir nicht wegnehmen. Ich werde dir helfen. Leg die Schuppe auf dein Bein. Bitte“, flehte die kleine Fee. „vertrau mir. Ich möchte dir wirklich nur helfen.“

Josephine entschied es darauf ankommen zu lassen. Noch immer erschien ihr die kleine Schmetterlingsfee nicht als gefährlich. Doch auf ihre Drachenschuppe würde sie aufpassen.

Sie legte die Schuppe auf ihr Bein. Lametta begann zu singen. Es klang so schön und entspannend. Erneut schlief Josephine ein.

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