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Sonntagsgeschichte, Blogroman

„Wenn er einen Seelengefährten hätte, dann würden wir jetzt nicht ohne ihn hier stehen. Seelengefährten finden sich immer. Hättest du dich gegen die Anziehung wehren können.“ Auch wenn sie sich aufregte klang Loreleys Stimme noch lieblich. Lore versuchte sie zu besänftigen, wurde aber gar nicht mehr beachtet. Wenn seine Großtante sich so in Rage redete war sie auch nicht zu bremsen. Offensichtlich sahen die beiden sich nicht nur ähnlich, sondern waren es auch.

Das Drachenmädchen Johanna setzte zu einer Erwiderung an: „Das können wir doch gar nicht wissen. Wenn sie sich nicht finden …“. Doch sie wurde von einer für Sven sehr vertrauten Stimme unterbrochen: „Dann werden wir das nie erfahren, weil Menschen ohne einen Seelengefährten ihren Weg nicht zu uns finden. Finden sie sich nicht, kommt die Verbindung nicht zustande. Ganz Recht mein Kind.“ An der Seite von Svens Großvater ging ein Zwerg, ein beeindruckendes Wesen, das dem zugegeben nicht sehr großen Heinrich bis zur Schulter reichte. Im Vergleich zu den Steinfiguren war er größer und trug eine eiserne Krone auf dem lockigen schwarzen Haar. Bis auf die Größe und das viele Haar sahen sich Opa Henry und der Zwergenkönig ebenfalls sehr ähnlich. Sven warf einen raschen Blick auf seine Großtante und Loreley, auch sie sahen sich nicht zum Verwechseln ähnlich, wie seine Freundin Josephine und Johanna. Das musste das Alter sein.

„Willkommen in der Anderswelt, mein Junge“, sagte Herny und zog seinen Enkel in die Arme. „Ich habe doch immer gewusst, dass du dazu gehörst. Das Rätsel um deinen Seelengefährten werden wir auch noch lösen. Hauptsache du bist hier.“ Die Umarmung tat gut, zum ersten Mal fühlte er sich wohl an diesem seltsamen Ort. Bisher waren alle viel zu sehr auf ihn fokussiert gewesen, hatten ihn angestarrt und über ihn diskutiert, während er ratlos daneben stand. Auch die Steifiguren schienen ihn anzustarren. Sieben Zwergenfiguren, die im Kreis um Schneewittchen aufgestellt waren. Waren sie wirklich aufgestellt oder tatsächlich hier versteinert. Langsam bekam Sven Kopfschmerzen von all diesen Fragen. Seine Freundin stand auf der anderen Seite des steinernen Schneewittchens, nahe und doch unerreichbar.

„Was das Rätsel angeht“, räusperte sich der Zwergenkönig. „Seht ihn euch doch an.“ Er seufzte schwer. Alle folgten seiner Aufforderung und starrten Sven an, der sich gleich wieder unwohl fühlte. Doch niemand erkannte etwas neues an ihm, schließlich hatten sie ihn in dieser Nacht immer wieder und ausgiebig angestarrt.

„Was meinst du Harek, was siehst du in ihm oder vielmehr wen?“, erkundigte sich Henry mit sanfter Stimme bei seinem Seelengefährten.

Der Zwergenkönig seufzte erneut, bevor er sprach: „Meinen Sohn.“

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