Dies ist das 33. Kapitel des Blogromans.

Das erste Kapitel findest du hier, du kannst auch von Kapitel zu Kapitel blättern.

letztes Kapitel

***

Lächeln, Namen hören, Hände schütteln, Namen wieder vergessen. So ließ Josephine sich von Sven durch den Saal führen, seiner Familie als seine neue Freundin vorstellen. Sie hasste es, lächelte tapfer weiter und vergaß alle Namen wieder. Endlich durfte sie Platz nehmen. Zwischen Sven und seiner Schwester Jenny fühlte sie sich wohler. So waren sie wenige Stunden zuvor im Auto hier angekommen. Es fühlte sich für sie an, als wäre die Ankunft schon ewig her. Allein der Gang durch den Saal hatte sich ewig angefühlt. Dabei hatte sie nur etwa 20 Personen kennen gelernt. Morgen zu den großen Feier würden noch viel mehr Gäste anreisen. Ein Herr in schwarzem Frack bot ihr Wein an. Die Auswahl überforderte sie und so blieb sie lieber bei Wasser. Noch immer fühlte sie sich ein wenig benebelt vom Schlaf in der Bibliothek, konnte sich nicht erinnern, eingeschlafen zu sein.

Ihr gegenüber saß eine ältere Dame, die ihr freundlich zulächelte. Josephine nahm sich die Zeit, sie genauer in Augenschein zu nehmen. Wer die freundliche Dame war, wusste sie nicht mehr. Sie war schlank und trug ein elegantes fliederfarbenes Spitzenkleid. Ihr Haar war silbern und noch erstaunlich dicht. Das Alter war schwer zu schätzen, einige Falten zeichneten ihre Lebenserfahrung. Eine Strähne fiel ihr ins Gesicht, während das restliche Haar zu einem dicken Zopf um ihren Kopf gewunden war. Die Dame wandte den Kopf zur Seite und Josephine erkannte die Haarspange. War es überhaupt eine Spange? „Lametta“, hauchte sie überrascht, blickte genauer hin und erkannte, dass die Spange ihrer kleinen Lilling-Freundin nur sehr ähnlich sah, aber doch nur eine Spange war. Da zwinkerte ihr die Spange zu und grinste frech. Doch keine Spange, sondern ein Lilling. „Lucinda, mein Name, erfreut dich kennen zu lernen.“ Bemüht nicht weiter zu starren, erwiderte Josephine den Gruß. „Ich bin Josephine, es freut mich Deine Bekanntschaft zu machen.“ Da wandte sich die Dame ihr wieder zu. „Namen kann ich mir auch schlecht merken. Ich bin erfreut über deine Tischgesellschaft. Lore, mein Name, die Schwester des Grafen. Jüngere Schwester, will ich meinen.“ Sie zwinkerte und strich sich durch das Haar. Dabei berührte sie Lucinda, die ihr sanft auf den Finger klopfte. Beide zwinkerten sie Josephine zu. Dann begann Lore ihr noch einmal die Familienmitglieder bei Tisch vorzustellen, doch das Mädchen hörte schon gar nicht mehr zu.

Lore hatte die Situation gerettet. Wie hatte sie umgeben von so vielen mit einem Lilling sprechen können? Doch noch viel spannender war die Frage, wer war Lore und in welcher Verbindung stand sie zur Anderswelt. Ob sie ihr weiter helfen konnte? Kannte Svens Großvater möglicherweise auch die Anderswelt? Hatte er ebenfalls eine Verbindung und in ihr etwas erkannt? So viele Fragen, aber das Abendessen war ein sehr schlechter Zeitpunkt, um sie zu stellen. Sie lächelte Lore zu, versuchte ihr aufmerksam zuzuhören, was ihr leidlich gelang. Die Luft um die ältere Dame flimmerte. Josephine erblickte durch den Schleier eine junge Frau mit langem blonden Haar. Das fliederfarbene Kleid blieb, Lucinda saß noch immer wie eine Haarspange auf dem blonden Haar. Josephine blinzelte und sah erneut Lore vor sich sitzen. „Es wäre mir eine Freude, wenn du mich nach dem Essen kurz an die frische Luft begleiten würdest, mein Kind. Jeden Abend gehe ich vor dem Schlafen noch einmal hinaus. Heute wäre mir nach ein wenig Gesellschaft dabei.“

„Sehr gerne“, freute sich Josephine über die sich bietende Gelegenheit. „Oh, Tante Lore, ich begleite euch beide sehr gerne“, mischte sich Jenny in das Gespräch ein. Lore nickte und als Jenny sich bereits wieder einem anderen Gespräch widmete warf sie Josephine einen verschwörerischen Blick zu. Sie würde eine andere Gelegenheit finden, in Ruhe zu sprechen.

***

nächstes Kapitel