Dies ist das 26. Kapitel des Blogromans.
Das erste Kapitel findest du hier, du kannst auch von Kapitel zu Kapitel blättern.
„Ich brauchte nur kurz frische Luft“, erklärte Josephine, als sie zurück in ihr Zimmer kam. Sie legte die Jacke auf ihren Schreibtischstuhl und setze sich zu ihrem Freund aufs Bett. Er sah sie erwartungsvoll an. Ihr war klar, dass dies nicht die Erklärung war, die er hören wollte, die er brauchte. Doch was sollte sie ihm sagen?
Sie rückte näher, griff nach seiner Hand und beugte sich vor. Zögerlich kam Sven ihr entgegen, alles lief wie in Zeitlupe. Lametta flatterte hinter Sven auf, verschwand dann in Richtung Fenster. Sanft berührten sich ihre Lippen. Sven legte seinen Arm um sie und zog sie langsam noch näher zu sich. „Lenke ihn ab“, hatte Johanna gesagt, jetzt begriff sie, was damit gemeint war. Nein, das konnte sie nicht, so war sie nicht. Nein. Verwirrt blickte Sven sie an, als sie den Kuss so abrupt beendete.
Super, dachte Josephine, jetzt hat er noch mehr Fragen.
„Was ist los?“, fragte er und meinte so viel damit.
Sie seufzte und gab ihm die einzige Antwort, die sie hatte: „Ich weiß es nicht.“ Er nickte, denn ihm ging es genau so.
„Lass uns reden“, schlug er vor, machte es sich auf ihrem Bett gemütlich, indem er sich an die Wand anlehnte. Er klopfte auffordernd neben sich und sie krabbelte zu ihm, lehnte sich ebenfalls an. Das war eine gute Position, merkte sie, nebeneinander mit dem Blick auf ihr Bücherregal. Die vertraute Aussicht gab ihr Sicherheit.
„Also“, begann er. „Wir waren am Rhein spazieren. Jetzt sind wir hier.“
Sie nickte. Damit hatte er alles zusammen gefasst und es war an ihr, die Lücke zu füllen, bei der er unsicher war.
„Dir ging es nicht gut“, begann sie. Ja, das klang gut und entsprach der Wahrheit. „Deswegen habe ich dich mit zu mir genommen. Du hast dich etwas ausgeruht und offenbar geht es dir jetzt wieder besser. Oder?“
„Ja“, stimmte er zu. „Es geht mir gut, als wäre nichts gewesen. Es ist nur …“ Er ließ den Satz unbeendet und schwieg. Da waren Erinnerungen, unvollständige Erinnerungen. Trotzdem war das alles doch kein Traum gewesen, aber wenn er ihr davon erzählte, würde sie ihn doch für völlig verrückt halten. Oder war es wirklich passiert? Warum sagte sie dann nichts?
Sven drehte sich, um Josephine in die Augen zu sehen. Sie hielt seinem Blick stand, lächelte und schließlich küssten sie sich. In diesem Kuss lagen all die unausgesprochenen Worte, offenen Fragen und Geheimnisse. Später, dachte sie beide, später wäre noch Zeit alles zu klären. Hier und jetzt waren sie zusammen und das war erst einmal genug.
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