Dies ist das 25. Kapitel des Blogromans.
Das erste Kapitel findest du hier, du kannst auch von Kapitel zu Kapitel blättern.
„Wie geht es ihm“, fragte Johanna sofort. Sie saß gemütlich unter der alten Eiche im Garten. Josephine fror, aber ihrem Ebenbild schienen die niedrigen Temperaturen nichts auszumachen. Sie saß gemütlich im Herbstlaub und lächelte sie an. Liebe und Besorgnis lagen in ihrem Blick.
„Er ist verwirrt, aber es scheint ihm sonst gut zu gehen.“
„Also erinnert er sich? Das habe ich befürchtet.“ Ihre Hände spielten im Laub. Josephine stellte sich zu ihr, lehnte sich an den dicken Stamm der Eiche und blickte erwartungsvoll auf Johanna herab. Würde sie ihr heute Antworten geben?
„Was soll ich tun?“, fragte sie.
„Versuch ihn weiter glauben zu lassen, alles sei ein Traum gewesen, das ist das Beste für ihn. Menschen reagieren Heutzutage nicht mehr gut auf die Anderswelt.“
„Aber, was ist mit mir?“, begehrte Josephine auf. Es ärgerte sie, sie verstand nicht, warum sie es wissen durfte, aber das alles vor ihrem Freund geheim halten musste. Offenbar war er doch auch etwas besonderes. Es wäre doch sonst nicht so leicht gewesen, ihn in die Anderswelt zu retten. So viel hatte sie aus den wenigen Informationen entnehmen können.
Sie lieferten sich eine Weile ein Blickduell. Schließlich senkte Johanna den Blick. Es blieb Josephine kaum Zeit, sich über diesen unerwarteten Sieg zu freuen.
„Ich brauche Zeit. Wir brauchen Zeit, um herauszufinden, ob es an dir oder an ihm liegt. Ihr seid nur Menschen, aber als Menschen wäre es euch nicht möglich gewesen, gemeinsam zu uns zu kommen.“
„Auch nicht mit Hilfe unserer Verbindung?“, hakte Johanna nach und hielt ihr die Hand mit dem Ring hin, den Josephine in einem Ritual aus ihrer beider Haarsträhnen gemacht hatte.
„Nein, diese Verbindung ist dir ein Schutz und erleichtert es mir zu dir zu kommen, auch wenn wir uns an verschiedenen Orten in beiden Welten aufhalten. Du erinnerst dich an unsere erste Begegnung? Ohne den Ring konnte der Übergang zwischen den Welten nur an parallelen Orten statt finden. Jetzt kann ich vom Drachenfels aus direkt hierher kommen. Für dich gilt das nicht. Als du und dein Freund den Übergang genommen habt, wart ihr immer noch am Rhein, an der selben parallelen Stelle in der Anderswelt. Es war sicher gut, dass es am Rhein passiert ist, denn der Fluss ist eine starke Verbindung zwischen den Welten, quasi ein fließendes Portal. Ob du es hier im Garten geschafft hättest?“
„Ich kann es ja versuchen.“ Allerdings hatte sie keine Ahnung wie. Bisher hatte sie noch nie willentlich von sich aus die Anderswelt betreten, es war immer Johanna gewesen, die sie abgeholt hatte.
„Das ist im Augenblick nicht wichtig“, hielt Johanna sie zurück. Wie sehr Josephine diesen Satz hasste.
„Du kümmerst dich um deinen Freund, dass er das ganze Ereignis so schnell wie möglich vergisst und ich beschäftige mich mit den anderen Fragen. Sei vorsichtig mit ihm, bis wir wissen, wer er wirklich ist. Ich muss unbedingt herausfinden, ob es an dir oder an ihm liegt. Bis dahin, lenke ihn ab, dir wird da schon was einfallen.“
Sie zwinkerte ihr zum Abschied zu, dann verschwand sie. Die Blätter unter der alten Eiche wirbelten auf, legten sich langsam wieder und Josephine blieb allein im Garten zurück.
„Josephine?“ Sven stand am Fenster ihres Zimmers und schaute verwundert auf sie herab.
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