Dies ist das 22. Kapitel des Blogromans.
Das erste Kapitel findest du hier, du kannst auch von Kapitel zu Kapitel blättern.
Josephine hielt Sven fest im Arm. Er war schwach, dennoch erwiderte er ihren Kuss. Seine Augen waren geschlossen und so nahm er das Flimmern um sie herum nicht wahr, auch nicht die sich verändernde Landschaft. Statt des befestigten Rheinufers mit geplatteten Gehwegen, befanden sie sich nun auf natürlichen Auen, umgeben vom Grün der Natur.
Josephine strich ihm sanft über die Wange und löste langsam ihre Lippen von seinen.
„Josephine“, erklang eine besorgte Stimme. „Was machst du, was macht ihr denn hier?“
Johanna kam in ihrer menschlichen Gestalt angelaufen und blieb neben dem Paar stehen. Sven starrte die junge Frau überrascht an. Sie war das Ebenbild seiner Freundin, er hatte nicht gewusst, dass sie eine Zwillingsschwester hatte. Dann nahm er die Umgebung wahr, erkannte, dass er nicht mehr ganz bei sich war und fiel tatsächlich in Ohnmacht.
Er war zu schwer für Josephine, so dass sie seinen Sturz nur abfedern, aber nicht verhindern konnte.
„Was ist mit ihm passiert“, erkundigte sich Johanna.
„Er wurde vom Fuchsteufel gebissen“, erklärte Josephine mit zitternder Stimme. Sie kniete neben ihrem Freund, mühte sich, ihn zu wecken, aber Johanna hielt sie zurück. „Lass ihn, so ist es leichter für ihn.“
Entsetzt drehte Josephine sich zu ihrer Schwester um. Wie konnte sie so etwas sagen. Johanna lächelte und deutete auf Lametta. Josephine hatte die kleine Schmetterlingsfee noch gar nicht bemerkt. Sie versorgte bereits die Wunde, heilte Sven, so wie sie vor einigen Wochen auch Josephine geheilt hatte. Sie ließ sich von Johanna fortziehen, nahm auf einem Baumstamm Platz und erzählte vom Angriff des Fuchsteufels am Rheinufer.
„Das heißt, auch unter Menschen bist du nicht mehr sicher“, überlegte Johanna. „Es waren ja nicht viele vor Ort. Bei uns war das Wetter auch nicht so schön, wie hier.“
„Verstehe“, nickte Johanna. „Aber er hat jetzt auch Gefährten, sagst du? Gewöhnliche Hunde?“
„So sahen sie zumindest aus.“
Wieder nickte Johanna und schwieg eine Weile überlegend.
„Wie konntest du ihn herbringen?“
Zerknirscht sah Josephine ihrer Schwester in die Augen: „Es tut mir leid, ich wusste mir keinen anderen Rat. Er war so schwach, das Gift schien bei ihm viel schlimmer zu wirken, als bei mir. Ich hatte Angst und das Flimmern zuvor hatte mir Hoffnung gemacht, dass es funktionieren könnte.“
„Nein, das meine ich nicht. Natürlich sehen wir es nicht gern, wenn wahllos Menschen bei uns auftauchen. Es geht mir aber eher darum, wie du es geschafft hast. Eigentlich hättest du das gar nicht können dürfen. Du bist doch ein Mensch. Welches Flimmern zuvor meinst du?“
Josephine berichtete, dass sie und Sven sich kurz vor dem Angriff geküsst hatten, eigentlich sogar bis zum Angriff. Bereits da hatte es um sie herum geflimmert, als würden die Welten miteinander verschmelzen …
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