Heute gibt es mal eine kleine Besonderheit, denn dieses Kapitel haben Kathi und Stephanie zu zweit geschrieben.

Hier findet ihr das erste Kapitel der Sonntagsgeschichte.

letztes Kapitel

Es war später Nachmittag, als Josephine mit dem Zug nach Bonn zurück fuhr. Entspannt las sie auf dem Rückweg ein paar Seiten in „Die Maske der Vergangenheit„. Sie hatte noch keine Lust nach Hause zurück zu kehren. Das Wetter war zu schön und sie war zu lange zu Hause eingesperrt gewesen. Das Buch war gerade herrlich spannend und so suchte sie sich einen Leseplatz am Rheinufer.

Sie fand eine freie Bank und vertiefte sich gleich wieder in Luzies Abenteuer. Nach einer Weile spürte sie wie ihr Anhänger auf der Brust eine sanfte Wärme abgab. Sie griff danach und hob dabei den Blick vom Buch. Über dem Fluss flirrte die Luft. Schnell legte sie das Buch auf die Tasche, nahm diese mit und ging die wenigen Schritte zum Rheinufer. Aus dem Flirren heraus erkannte sie Johanna, ihre Drachenschwester.

„Josephine, sag jetzt nichts, es sind zu viele Menschen in der Nähe. Wir dürfen nicht auffallen. Es fällt mir auch schwer mich dir zu zeigen. Doch ich musste kommen und nach dir sehen. Ich bin so froh, dass es dir gut geht und du den Angriff des Fuchsteufels gut überstanden hast.  Je mehr Menschen um dich herum sind, desto sicherer bist du. Auch für Wesen, die auf eurer Seite gefangen sind, ist es schwieriger, wenn viele Menschen anwesend sind. Ich warte auf dich in Königswinter! Bis bald meine Schwester.“

Sie hatte so viele Fragen und es fiel ihr schwer zu schweigen. So nickte sie nur stumm und blickte Johanna nach, die flussaufwärts flog und verschwand. Josephine sah sich um. Einige Menschen standen in der Nähe und schauten ebenfalls auf das Wasser. Es war schön hier und es wimmelte von Spaziergängern, auch der Biergarten am Rhein war gut besucht. Trotzdem schenkte ihr niemand Beachtung. Wäre es wirklich aufgefallen, wenn sie auf Johannas Rücken gestiegen und vor den Augen der anderen verschwunden wäre? Oder wenn sie einfach nur geredet hätte? Ersteres vielleicht, aber letzteres? Menschen, die scheinbar mit sich selbst redeten, telefonierten meistens. Darüber wunderte sich doch niemand mehr, oder? Sie konnte aber Johannas Sorgen verstehen, es war ihr wichtig, das Geheimnis zu wahren.

Zurück auf ihrer Bank mochte Josephine nicht mehr weiter lesen. Auf einmal fühlte sie sich sehr einsam. Sie kramte nach ihrem Smartphone und las die Nachricht von Angi: „Wo steckst du??? War bei dir zu Hause!“

Sie tippte: „Bin am Rhein, magst du her kommen?“

„Wo genau?“

„Unterhalb vom alten Zoll“

„Biergarten 🙂 Gute Idee *Daumen Hoch* Ich frag die anderen“

Wenige Minuten später kam die Ansage von Angi: „Biergarten geht klar, bis gleich!“

Josephine überlegte, ob sie Basti schreiben sollte, wann er käme. Sie tippte ein paar Worte, löschte sie dann aber doch wieder kopfschüttelnd. Sie beschloss zu warten, bis Angi sich melden würde. Als erste wollte sie auf keinen Fall im Biergarten sein.

Plötzlich sah sie Basti mit einem blonden Mädchen am Wasser entlang laufen. Sie nahm ihre Tasche und rief: „Basti! Warte!“

Er blieb stehen und drehte sich zu ihr um. Josephine umarmte Basti kurz. „Jo, das ist Sarah, die Freundin meiner Schwester. Sarah, das ist meine beste Freundin Jo.“ Dabei sprach er ihren Namen englisch aus.

Woraufhin Sarah gleich fragte: „Nur beste Freundin?“ Was Josephine mit einem schnellen „Ja“ beantwortete, ohne das Basti eine Chance gehabt hätte zu reagieren.

„Ah, cool, freut mich dich kennen zu lernen“, sagte Sarah übertrieben lächelnd.

Gemeinsam gingen sie zum „Alten Zoll“ hoch. Josephine und Basti blieben an der Wiese stehen. Von den anderen war noch niemand zu sehen. „Wollen wir uns nicht setzen?“, fragte Sarah, die nicht verstand, warum sie wenige Meter vor dem Biergarten stehen bleiben sollte. „Klar, wir können uns noch ein wenig auf die Wiese setzen, bis die anderen kommen“, schlug Basti freundlich vor.

„Auf die Wiese?“, kreischte das Mädchen im knappen Minirock schrill.

In dem Moment kamen Händchen haltend David und Marie auf sie zu. Nach einer kleinen Vorstellungsrunde suchten sie gemeinsam einen Tisch im Biergarten. Es hatte keiner von ihnen eine Ahnung, wer alles kommen würde.

Eine Kellnerin kam zu ihnen und sie bestellten eine Runde Kölsch, welches Sarah unter Protest probierte. „Alt schmeckt besser“, meckerte sie, woraufhin die anderen begannen sie auszufragen. Die Düsseldorferin war 17 Jahre alt und machte eine Ausbildung zur Kosmetikerin. Eigentlich war sie gerade zu Besuch bei ihrer Freundin Carla, Bastis Schwester, die leider mit Fieber im Bett lag.

Sarah beantworte gerne alle Fragen, offenbar stand sie mit Freuden im Mittelpunkt und erzählte aus ihrem Leben. Irgendwann hörte ihr allerdings kaum noch jemand zu: „Im Herbst endet meine STUNDUNG. Wenn mein zweites Lehrjahr beginnt, muss ich die Kosten für den Führerschein an meine Tante zurück zahlen. Andere bekommen zum 18. Geburtstag ein Auto geschenkt. Meine Eltern meinen ja, es lohne sich nicht den Führerschein zu machen, so lange ich mir kein Auto leisten kann. Zum Glück darf ich mit dem Wagen meiner Tante fahren, so lange ich mich am Sprit beteilige und das Waschen übernehme. So konnte ich doch noch den Schein mit 17 machen. Sie liebt es mit mir durch die Gegend zu fahren. Sobald ich 18 bin, werde ich wahrscheinlich ihr ganz persönlicher Chauffeur.“

Nach und nach trudelten die anderen ein. Angi, die alle eingeladen hatte, kam als letzte, setzte sich neben Josephine, wofür sie Basti auf Seite schieben musste. „Was machen Janina und Fred hier?“, empörte sie sich. „Die hatte ich nicht eingeladen.“ Woraufhin Josephine erklärte, dass Janina mit Milly und Hannah gekommen war und was Fred hier machte, wusste sie selbst nicht. Entnervt trank Angi Josephines Bier in einem Zug aus, winkte aber gleich der Kellnerin für Nachschub.

Es wurde ein lustiger Abend unter Freunden, wäre da nicht die nervige Sarah gewesen, die sich den ganzen Abend an Basti ran schmiss, der sehr freundlich zu ihr war.

Während Angi inzwischen gut dabei war, hatte Fred den Abend über nur Cola getrunken. Er stand auf und fragte Angi: „Können wir mal reden?“

„Ja, ich habe dir eine Menge zu sagen“, stimmte sie zu und erhob sich auf Josephine abstützend von der Bierbank. Diese warf ihr einen besorgten Blick zu, hielt sie aber nicht auf.

Janina beobachtete misstrauisch, wie sie sich von der Gruppe entfernten und sich zusammen an die Mauer in Richtung Rhein stellten.

„Wie kannst du es wagen, erst mit Janina rumknutschen, dann mit Alex verschwinden? Warum musstest du überhaupt mit Janina etwas anfangen? Was läuft nur falsch bei dir? Willst du mir ernsthaft erklären, dass Janina toller ist als ich?! Darauf habe ich keinen Bock. Du kannst mir mal! Jetzt willst du mit mir reden? Hast du eigentlich noch alle Tassen im Schrank? Du warst fertig mit mir, jetzt bin ich fertig mit dir! Also lass mich endlich in Frieden!“

Angi wollte sich umdrehen, um einen eleganten Abgang hinzulegen. Dabei stolperte sie allerdings, so dass Fred sie auffangen musste. „Darf ich jetzt auch mal etwas sagen?“, fragte er. „Nein“, schnaubte sie. Er holte tief Luft und sagte: „Mir tut das alles unendlich leid, Angi.“ Doch in dem Moment ging das Feuerwerk los und Angi verstand seine flüsternden Worte nicht.

Kopfschüttelnd riss sie sich los und ging zu den anderen. Fred sah kurz so aus, als ob er sie noch einmal zurückhalten würde, aber er ließ es dann doch sein und verschwand in die Nacht.

***

nächstes Kapitel

Zum 10. Kapitel, dem ersten kleinen Jubiläum der Sonntagsgeschichte, gibt es ein kleines Feuerwerk.

Mein herzlicher Dank gilt dem Pyrotechniker der Hochzeitsgesellschaft vom 29.7.2017 im Ameron Königshof, es war ein großartiges Schauspiel. Herzliche Glückwünsche auch an das Brautpaar!