Es war Ende Mai, die Sonne schien und es war verdammt heiß in Bonn.
Josephine lag auf der Wiese und starrte in den Himmel. War denn schon wieder Sommer? Kein Wölkchen war am Himmel zu sehen. Sanft wehte ein warmer Wind.
Die letzte mündliche Abiturprüfung lag gerade hinter ihr, vor ihr das ganze Leben. Geschichte war ganz gut gelaufen. Sie konnte noch immer nicht fassen, dass es jetzt vorbei war, die Schule, die Lernerei. Sie konnte ihre Freiheit noch gar nicht fassen.
Verträumt schaute sie in den blauen Himmel. Ihre Zukunft war genauso leer. Es war alles offen, aber das machte ihr keine Angst. Es fühlte sich gut an.
Kaum hatte sie die Augen geschlossen, um weiterhin die Sonne und die Ruhe zu genießen, hörte sie, wie sich ihr Schritte näherten. Sie blinzelte und erkannte den ELEFANTENFUß neben sich, bevor Basti sie begrüßen konnte.
„Na Prinzessin, wolltest du dich vor uns verstecken und alleine die Sonne genießen? Zu dumm, dass ich deinen Lieblingsplatz hier kenne.“
Josephine musste lachen, wie Basti so vor ihr stand und mit seinen 2,01 Metern Schatten spendete, sah er aus wie ein Riese, ein sehr netter Riese, denn Basti konnte so sehr er es auch versuchte einfach nicht böse aussehen. Er streckte ihr die Hand hin, um ihr aufzuhelfen.
„Wir wollten uns doch erst um drei Uhr treffen“, wunderte sich Johanna. „Jawohl, Prinzessin“, bestätigte der Riese ihr. „Es ist ja auch erst fünf vor drei. Hatte mir schon gedacht, dass du hier bist und die Zeit vergessen hast, deswegen habe ich den Bogen genommen, um dich einzusammeln. Komm, wir müssen noch auf die andere Seite der BRÜCKE.“
Josephine spinkste auf ihre Uhr. Es war tatsächlich gleich drei. Wie hatte die Zeit so verfliegen können? Sie ergriff die ausgestreckte Hand und erhob sich, sammelte die Picknickdecke und das Buch ein, packte beides in ihren Fahrradkorb und bereitete sich innerlich darauf vor, ihre Freunde zu treffen. Sie wollten gemeinsam die Freiheit feiern, dass die Prüfungen endlich hinter ihnen lagen. Wie hätte man besser zusammen feiern können, als beim Grillen in den Rheinauen?
Basti war ebenfalls mit dem Fahrrad gekommen, gemeinsam schoben sie über die Wiese. „Wer kommt eigentlich alles?“, fragte Josephine, hörte Bastis Ausführungen aber dann gar nicht richtig zu. Eigentlich war es ihr auch egal. Es würden einige Leute aus der Stufe da sein, die weitere Freunde mitbrachten. Die Gespräche würden sich um die Prüfungen und die bevorstehenden Pläne drehen. Basti blieb stehen und starrte auf sein Handy. „Oh nein, unser Grillplatz am See ist bereits belegt, schreibt Angi. Ah, aber Johannes kommt gerade am Rhein entlang und hat einen freien Platz dort entdeckt. Warte er schickt einen Standort.“ Basti hielt ihr sein Handy vors Gesicht. „Schau, wenn wir da vorne Richtung Rhein abbiegen, brauchen wir nur ein kleines Stückchen fahren, dann sind wir da.“
Sie schwangen sich auf die Räder und wenig später sahen sie Johannes in seinem langen schwarzen MANTEL, den er trotz der 30 Grad trug, ihnen entgegen winken. Aus der anderen Richtung winkte es ebenfalls. Eine Prozession von zwölf Jugendlichen, beladen mit Decken, Schüsseln, Kühltaschen, Bierkisten und einem Grillrost näherte sich fröhlich lachend.
Es wurde eine stürmische Begrüßung, bis jeder jeden geknuddelt hatte. Es störte offenbar niemanden außer Josephine, dass es dafür eigentlich viel zu warm war. Decken wurden ausgebreitet und die mitgebrachten Sachen sortiert. Basti, Johannes und Mike kümmerten sich um die Kohlen. Wie immer stritten sie um die besten Techniken, den Grill anzufeuern. Die ersten Bierflaschen wurden geöffnet und herumgereicht. Janina quengelte, dass sie kein Bier mögen würde und Hannah den Sekt zu Hause vergessen hatte. Schnell wurden noch ein paar Nachrichten an die Nachzügler geschickt, sie mögen doch bitte noch anderen Alkohol mitbringen.
Fred schrieb, er habe Wodka dabei. Janina quengelte weiter, bis endlich Milly mit zwei Flaschen Hugo kam. Sie hatte sogar stilvolle Plastik-Sektflöten dabei, allerdings nur vier. Das genügte Janina. Josephine nahm ihr Bier und ging zum Rheinufer. Sie mochte solche Abende mit Freunden, aber ihr graute es einfach vor diesen Gesprächen. Sie hatte einfach keine Antwort auf die aktuell beliebteste Frage. „Hey Jo“, Angi stellte sich neben sie. Sie stießen mit den Bierflaschen an. „Auf die Zukunft“, strahlte Angi, die demnächst in Paris auf die Hotelfachschule gehen würde. Kaum war das klingende Geräusch der Flaschen verklungen, stellte sie auch schon die Frage aller Fragen: „Was machst du jetzt eigentlich?“ „Leben!“, antwortete Josephine kurz angebunden und war zufrieden mit sich selbst. Sie lachte in Angis verwirrtes Gesicht und konterte schnell mit einer Gegenfrage: „Was hast du eigentlich mitgebracht?“ Da war sie bei Angi genau an der richtigen Adresse, denn sie verlief sich gleich in ihren Ausführungen über den Nachtisch, der eigentlich ja eine Überraschung werden sollte. Sie hatte Schokoladenfondue vom Grill geplant, was auch ganz ohne ihren geliebten SCHOKOLADENBRUNNEN funktionieren würde. „Das ist ganz einfach. Wenn die Kohlen nicht mehr so heiß sind, stellt man eine Aluschale auf das Rost …“
Josephine lächelte, nickte und genoss den Blick auf das glitzernde Wasser des Rheins. Ihre Gedanken wanderten zurück zu dem Buch, das sie vorhin gelesen hatte. „Der Thron der Libelle“ von Wolfgang Hohlbein. Es war ein älteres Exemplar mit mehr als einem ESELSOHR, aber das störte sie nicht. Bücher waren dazu da, um gelesen zu werden. Wie es wohl wäre auf einem Drachen über den Rhein zu fliegen?
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Oh wie schön, toll geschrieben. Mein Sonntag ist jetzt noch schöner 🙂
danke dir, das freut mich sehr <3