Trauer ist harte Arbeit. Trauer kostet soviel Kraft und nie braucht man mehr Zuwendung als in dieser Zeit. Nur leider ist diese Person, die uns früher die meiste Zuwendung gegeben hat, nicht mehr da.
Sich jeden Tag etwas Gutes tun
„Gönnen Sie sich jetzt nach unserem Gespräch eine Praline oder etwas anderes Schönes.“ Diesen Rat habe ich meist zum Abschluss der Gespräche mit meiner Trauerbegleiterin gehört. Beim ersten Mal war ich voller Abwehr. Es passte für mich irgendwie nicht, Trauer lässt sich nicht versüssen. Irgendwie wollte ich auch in meinem Schmerz bleiben, doch irgendwann konnte ich ihr zustimmen.
Meine Seele brauchte Streicheleinheiten, brauchte etwas um Kraft zu sammeln und ja, wenn da jetzt sonst niemand war, der mir Gutes tat, musste ich das selber tun. Das kam nicht nur daher, weil ich bei Schokolade eh immer schwach werde und ich eigentlich keine Aufforderung zum Schokolade essen benötige 😉.
Der Unterschied
Nicht nur, aber gerade in der Trauer habe ich viel Schokolade in mich hinein gestopft. Schokolade als Ersatzbefriedigung. Nun habe ich gemerkt, dass es einen Unterschied macht, ob man Schokolade einfach aus Frust isst oder ob man sich mit einer besonderen Praline verwöhnt und diese ganz bewusst genießt.
Die Frustschokolade ärgert einen wegen der Pfunde, bei der Genußpraline stellt sich zumindest für einen kurzen Moment eine positive Stimmung, etwas wie Dankbarkeit ein.
Es muss nicht Schokolade sein
Für den einen sind es vielleicht Gummibärchen oder das Stück Kuchen vom Bäcker. Der andere verwöhnt sich mit einem guten Essen, das man sich vielleicht einfach mal liefern lässt.
Vielleicht ist es auch eher die angenehm duftende Creme, mit der man sich bewusst liebevoll einreibt, die Maske, die man auflegt, die Massage, die man sich gönnt.
Was viele erfreut sind Blumen. Man sollte jetzt nicht nur Blumen fürs Grab kaufen, man darf auch sich selber mal mit Blumen erfreuen. Für sich selber den Tisch schön decken, nur für sich eine Kerze anzünden, für sich selber mit Liebe kochen.
Das Gute kann aber auch ein langer Spaziergang sein, eine Seelensportübung, die man macht, eine CD, die man hört, es gibt sicher viele Kleinigkeiten mit denen man sich selber verwöhnen kann und jeder hat da sicher andere Vorlieben und Bedürfnisse.
Das Glas Wein
Der Vorschlag der Trauerbegleiterin war neben Schokolade auch das Glas Wein. Ja, mit einem Glas Wein oder einem Likör tut man sich auch sicher etwas Gutes. Doch die Gefahr in der Trauer zuviel Alkohol zu trinken ist groß.
Da ist abends vielleicht das Gefühl, besser schlafen zu können nach einem Glas Cognac oder oder. Doch dem ist eher nicht so. Die Trauer kann man nicht „weg trinken“, den Schlaf nicht „herbei trinken“.
Daher muss man schon achtsam mit Alkohol umgehen, aber ich sage ja, zu dem Glas Wein. Ein Glas Wein gehört für mich zu einem besonders guten Essen genau wie zu besonderen Momenten im Leben.
Man ist jetzt alleine, die normale Flasche Wein passt jetzt nicht mehr, aber die Auswahl an Wein in 0,2 l Flaschen ist inzwischen sehr groß und hier findet sich etwas für jeden Geschmack.
Sich Gutes tun durch Verzicht
Das ist sicher nicht in der ersten Phase möglich, sondern eher eine Idee für später. Dann ist vielleicht Zeit sich selber etwas Gutes zu tun, in dem man wieder mehr auf gesunde Ernährung achtet und auf das Glas Alkohol oder die Schokolade ganz bewusst verzichtet. Wenn man das dann geschafft hat, gibt auch das ein tolles Gefühl.
Zeit mit dem Herzensmenschen
Womit man sich auch etwas Gutes tun kann, sich ganz bewusst Zeit zu nehmen für seinen Herzensmenschen. Sich Zeit zu nehmen für liebevolle Gedanken, Erinnerungen. Diese nicht verdrängen um Tränen zu vermeiden, sondern sich hierfür ganz bewusst Raum schaffen, sich Zeit für das Weinen nehmen.
Um dann gestärkt wieder in den Alltag zurück zu kehren.
Trauernde unterstützen
Noch schöner ist es natürlich, wenn dieses „Gutes tun“ von aussen kommt. Eine Freundin ein Essen, ein Stück Kuchen vorbei bringt, uns ein lieber Brief oder Anruf erreicht, jemand uns einfach nur so eine kleine Freude macht oder uns Hilfe anbietet.
Viele möchten gerne etwas tun und wissen nicht was oder wie, sind hilflos was das Reden und das Aushalten der Tränen angeht. Dann macht dem Trauernden einfach eine kleine Freude und zeigt damit, ich bin in Gedanken bei dir. Auch, wenn wir das vielleicht nicht sofort zeigen können, tut uns das so gut.