Sherlock Holmes - Das Zeichen der Vier ~ Arthur Conan Doyle

Sherlock Holmes – Das Zeichen der Vier ~ Arthur Conan Doyle

Meine Erkundung des Angebotes an Büchern in „einfacher Sprache“ begann mit einem Roman von Marion Döbert. „Papierkind“ wurde direkt in einfacher Sprache verfasst. Alternativ gibt es Romane, die vereinfacht wurden. Zum Vergleich habe ich mir den Sherlock Holmes Roman „Das Zeichen der Vier“ vorgenommen, eine Geschichte die mir bereits bekannt, aber nicht mehr im Detail vertraut ist.

Das Zeichen der Vier

Unabhängig von der Version ist es dieselbe Geschichte, die uns Watson erzählt. Er und Sherlock Holmes werden von einer jungen Frau aufgesucht und um Rat gebeten. Mary Morstan bekommt jedes Jahr von einem Unbekannten eine Perle, nun will sich der Unbekannte mit ihr Treffen. Keine Polizei, aber zwei Freunde darf sie mitbringen. Es ist die Geschichte ihres verstorbenen Vaters, ein Teil seiner Vergangenheit, die endlich ans Licht kommt.

Kein alltäglicher Kriminalfall in London am Ende des 19. Jahrhunderts. Geheimnisse, ein Schatz, Krieg und Gefangenenlager, ein aktueller Mord und jemand findet die Liebe seines Lebens …

Original versus Einfache Sprache

Als erstes habe ich die Geschichte im Original – vielmehr der Übersetzung – gelesen. Die Lektüre verteilte sich auf zwei Tage. Es fehlte nur das etwas längere letzte Kapitel, welches ich am zweiten Tag gelesen habe. Mit einigen Stunden Abstand habe ich mir dann die Version aus dem „Spaß am Lesen Verlag“ vorgenommen.

Die Geschichte ist erstaunlich nah am Original. Und doch ist sie kürzer und leichter lesbar. Wie kann das funktionieren?

Es wurde gekürzt und ein wenig vereinfacht und doch sind alle wichtigen Details in der „leicht lesbaren“ Version enthalten. Ein gravierender Unterschied ist die Erzählperspektive. Erfahren wie bei Arthur Conan Doyle die Geschichten Sherlocks aus der Sicht von Doktor Watson, ist die Version in einfacher Sprache aus einer auktorialen Erzählperspektive geschrieben.

Was fehlt also?

Gänzlich fehlt Sherlocks Drogengeschichte. Diese spielt im Original sowohl am Anfang, bevor Mary, die neue Klientin kommt und nach der Aufklärung des Falles eine Rolle. Dieses Detail verleiht Sherlocks Charakter eine spezielle Tiefe, dennoch hat das Fehlen keinen Einfluss auf die Geschichte des Falls „Das Zeichen der Vier“.

Gekürzt wurden vor allem die Dialoge, Beschreibungen der Personen und Orte. Dabei entsteht ein klarer Effekt: Alles wird noch stärker auf das wesentliche begrenzt und das passt ganz charmant zum fokussierten Sherlock Holmes. Seine Art zu denken und logisch zu schlussfolgern kommt wunderbar zur Geltung, ohne dass der Fall zu offensichtlich wird, was meine Sorge war. Auch beim zweiten Lesen, war die Geschichte erneut spannend für mich.

Eines ist allerdings unverzeihlich. Eines der bedeutsamsten Zitate von Sherlock Holmes, welches in der Originalversion der Geschichte zweimal vorkommt lautet:

Wenn man alles Unwesentliche ausschließt, muss das, was übrig bleibt, die Wahrheit sein. (frei zitiert, da ich die Stelle nicht wiederfinde)

Dieser Satz fehlt. Für mich ist es die Grundlage seiner Denkweise, die ich für sehr inspirierend halte. Auf Details achten, die Wahrnehmung schärfen und so zum richtigen logischen Schluss kommen. Athelney Jones ist ein deutlicher Kontrast zu ihm. Zunächst sieht er nur das Offensichtliche und kommt zu einem völlig falschen Schluss, ist dafür sehr fleißig, wenn es darum geht Verdächtige zu verhaften. Schließlich kommt er gar nicht weiter und bitte Sherlock um Hilfe.

Sherlock Holmes für alle

Sherlock Homes ist mir zum ersten Mal als Kind begegnet. Die erste Begegnung an die ich mich erinnere, stammt aus meiner Schulzeit. Mir wurde die Geschichte „Das gefleckte Band“ vorgelesen. Je nach Übersetzung ist es auch das getupfte oder gesprenkelte Band. Ich erinnere mich nicht an die Details des Falles, so geht es mir meistens. Es ist Sherlock Holmes und seine Denkweise, die mich fasziniert haben. Seine Art Dinge streng logisch zu betrachten, Details wahrzunehmen und sinnvoll miteinander in Verbindung zu setzen.

Er ist eine starke und außergewöhnliche literarische Figur, die mir gerne immer wieder begegnen darf. Bücher, Geschichten, Filme, Serien, Computerspiele. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten Sherlock Holmes kennen zu lernen. Es freut mich sehr, dass es ihn auch in einfacher Sprache zu lesen gibt. Sherlock Holmes ist nicht nur etwas für Krimi-Fans! Er ist eine Persönlichkeit, die es wirklich lohnt kennen zu lernen!


Das Buch wurde mir vom “Spaß am Lesen Verlag” zur Verfügung gestellt.

Sherlock Holmes Das Zeichen der Vier (Link zur Verlagsseite mit Leseprobe)
Arthur Conan Doyle
Nacherzählung: Helene Bakker
Übersetzung: Bettina Stoll
Spaß am Lesen Verlag
Sprachniveau: A2/B1
ISBN: 978-3-944668-39-0

Zum Vergleich habe ich das „Das Zeichen der Vier“ in der deutschen Übersetzung aus Sherlock Holmes Sammlung gelesen:

Sherlock Holmes – Die Romane
Arthur Conan Doyle
Übersetzt von  Heinrich Darnoc, H.O. Herzog und Margarete Jacobi
Anaconda, 2014
ISBN: 978-3-7306-0155-6