Seit dem 1. September bin ich offiziell drei Jahre selbstständig, ohne nebenbei noch angestellt zu sein. Eine spannende Reise liegt hinter mir und der Lernprozess endet noch lange nicht.

Letztes Jahr habe ich gelernt, dass kein Urlaub, nicht die Lösung ist. Lediglich zwischen Weihnachten und Neujahr habe ich eine Auszeit genommen, dazwischen war ich auf einigen Fortbildungen.

Dieses Jahr wollte ich lernen, wie Urlaub geht. Im Mai 2 Wochen, inklusive einer Reise, jetzt noch einmal zwei Wochen, ohne wegfahren.

Was bedeutet Urlaub haben?

Nicht arbeiten. Abschalten, Auftanken. Auszeit nehmen vom Alltag.

Systemisch würde ich sagen, es ist eine Musterunterbrechung, etwas anderes Tun.

Meine Einstellung zum Thema Reisen verändert sich

Reisen ist für mich ein Luxus. Definitiv keine Selbstverständlichkeit und war auch lange kein dringendes Bedürfnis für mich. Es ist schön, woanders zu sein und etwas zu erleben. Meerluft atmen tut mir gut.

Man muss es sich aber eben auch leisten können.

Dieses Jahr hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, in Urlaub zu wollen, weil es mir gut tun könnte.

Das war neu und ich habe diesen Aspekt lange nicht verstanden. Wegfahren macht die Musterunterbrechung deutlich. Auf Abstand gehen vom Alltag.

Nichts müssen, ist für mich Erholung, keine Verpflichtung haben. Abschalten können, ist mir gut gelungen. Die ersten freien Tage im Mai waren noch anders, da ging es um Organisation. Beim Thema Reisen fehlt mir jegliche Routine und die Vorbereitung ist anstrengend.

Angekommen im Hotel, fühlte ich mich frei. Der Ort war herrlich, das Hotel schön und wir hatten eine richtig gute Zeit. Ich kam erholt zurück, motiviert und voller Vorfreude auf meine Projekte und Aufgaben.

Urlaub zu Hause

Diesmal war es anders, diesmal würde ich meine Auszeit dort verbringen, wo ich sonst arbeite, dort wo mein Alltag ist.

Vorher habe ich mir einige Gedanken gemacht. Wie wollte ich diese Zeit gestalten? Was wäre mir wichtig?

Doch planen wollte ich nicht zu viel, wollte ja abschalten und genießen. Ähnlich wie im letzten Urlaub, spontan entscheiden, wozu ich Lust habe.

Das habe ich gemacht und es gab sehr schöne Tage, Ausflüge, ruhige Tage, Familientage.

Es gab aber auch anstrengende Tage, Tage an denen ich mich selbst genervt habe. Zuhause sein, bedeutet eben keinen Abstand. Es kamen Themen auf, persönliche und Aufgaben zu Hause, was ich mal angehen könnte, sollte, müsste. Und gerade dieses „müsste“ hat mich gestresst.

Ich hatte Klientenkontakt, habe mir Gedanken zum Ehrenamt gemacht, mich von Social Media nicht fern gehalten und an einem Onlineevent teilgenommen, das ich nicht verpassen wollte, sich aber nicht wirklich gut angefühlt hat im Urlaub.

Was ist Arbeit?

Diese Frage habe ich mir vor dem Urlaub gestellt und auch während der zwei Wochen tauchte sie in verschiedenen Facetten wieder auf.

Was weggefallen ist in dieser Zeit, waren Termine. Keine Beratungsgespräche oder andere Angebote, kein Kontakt. Keine Kommunikation, weitesgehend, denn ich habe es totzdem gemacht.

Es sind also die schönen Aufgaben weggefallen. Die Rechnungen, die Anfang des Monats geschrieben werden, schreibe ich nächste Woche, also ist auch eine weniger spaßige Aufgabe weggefallen.

Schön daran war, den Kalender frei zu haben für Ausflüge und spontanes entscheiden, wozu ich Lust habe. Ganz einfach war das aber auch nicht. Was ist denn das, wozu ich Lust habe? Das hat zu vielen interessanten persönlichen Gedanken geführt, die auch wieder anstrengend waren.

Schreiben fällt auch unter Alltag? In der zweiten Woche habe ich mir die Frage mal anders gestellt. Wozu hast du Lust? Wenn du Lust hast deinen Roman zu schreiben, dann mach das doch. Es ist nicht die Frage, was ist Arbeit und was ist im Urlaub „erlaubt“.

Also schrieb ich und es machte mich glücklich und diese Erkenntnis kann ich auch mit in den Alltag nehmen: Schreib morgens und starte gut in den Tag. Habt ihr schon öfter gelesen? Sorry, aber ich erkenne es gerne immer wieder neu, morgens an einem Romanprojekt schreiben, ist für mich ein guter Start in den Tag, auch wenn ich mich kurz dazu drängen muss und nur wenige Zeilen schreibe.

Was ist deine Guten-Start-in-den-Tag-Tätigkeit?

Wenn du sie gefunden hast, bleib dabei, oder finde sie immer wieder, auch das tut gut. Es macht mich jedes Mal aufs Neue glücklich, zu erkennen, wie gut es mir tut den Tag mit Schreiben zu beginnen. Auch das ist es wert, immer mal wieder damit aufzuhören.

Zurück zu der Frage: Was ist Arbeit?

Für mich hat der Begriff zwei Facetten. Einmal den Aspekt der Erwerbsarbeit, Geld verdienen. So lange ich angestellt war, war das noch klar trennbar, da gab es Aufgaben, die zu dem Job gehört haben, mit dem ich Geld verdient habe. Allerdings gab es keine einzige Tätigkeit bei der ich ein Büro verlassen konnte und dann frei davon war. Ich habe immer mehr gemacht, zumindest in meinem Kopf.

Jetzt ist es noch komplexer, es gibt Tätigkeiten, die direkt bezahlt werden. Eine Beratungseinheit kostet einen bestimmten Preis, in diesem sind die Vor- und Nachbereitung inbegriffen, sowie die Kommunikation, die zusätzlich stattfindet.

Was drumherum noch wichtig ist, organisatorisch, Sichtbarkeit meines Angebotes, Entwicklung neuer Produkte und Ideen, Recherche, Weiterbildung und einiges anderes, wird nicht direkt bezahlt, gehört aber zur Selbstständigkeit dazu. Auch hier ist vieles relativ eindeutig, was zum „Job“ gehört.

Was ist mit Schreiben, Social Media, Netzwerken?

Ich mag nicht „müssen“, schon gar nicht im Urlaub. Das Müssen habe ich so weit wie möglich bereits aus meinem Alltag verbannt.

Und damit bin ich beim zweiten Aspekt des Begriffs Arbeit. Neben der Erwerbstätigkeit ist es eben auch Verpflichtung. Und unter diesem Aspekt zählt für mich Hausarbeit zu Arbeit, nämlich im Sinne der Verpflichtung, bestimmte Dinge regelmäßig zu erledigen.

Und hier darf ich das „müssen“ auch etwas umdenken, die Aufgaben neu einordnen und es eben mehr für mich tun, statt als lästige Pflicht zu betrachten. Einfach mal mit Freude kochen oder entspannt staubsaugen.

Musterunterbechungen sind etwas Gutes

Es gibt verschiedene Arten Urlaub zu machen.

Ich komme zu dem Zwischenfazit: Es ist wichtig zwischendurch Auszeiten zu nehmen und beide Zeiten waren auf unterschiedliche Arten wertvoll.

Abschalten, wegfahren und erholen ist wundervoll, werde ich nächstes Jahr hoffentlich wieder erleben dürfen.

Zeit für mich und meine Gedanken kann anstrengend sein, ist aber ebenfalls wertvoll.

Eine schöne Erkenntnis aus den zwei freien Wochen ist auch, dass ich meinen Alltag schon ganz gut gestalte, dass es gar nicht so einfach ist eine klare Musterunterbrechung herzustellen.

Das Schöne im Nervigen sehen, ist eine spannende Aufgabe, der ich mich in der nächsten Zeit persönlich widmen möchte. Wie kann ich nerviges angenehmer gestalten?

Und eine weitere wertvolle Frage ist: Warum nervt mich das überhaupt? Und was hat sich verändert, dass es jetzt vielleicht nicht mehr nervig sein braucht?

Ist „müssen“ denn per se etwas schlechtes, gegen das es sich aufzulehnen lohnt? Es wird viel propagiert, dass wir lieber dürfen, statt müssen sagen sollen. Und dann mag es albern klingen zu sagen: Ich darf das Badezimmer putzen, niemand nimmt mir diese tolle Aufgabe weg.

Wenn es um Verpflichtungen geht, dann gehen wir diese ein. Warum tun wir das? Warum putzen wir regelmäßig und für wen? Wie wäre es mit: Ich muss diese Aufgabe erledigen, weil ich es für mich sauber haben möchte.

Es braucht kein radikales Umdenken, manchmal genügen Kleinigkeiten, die uns das Leben leichter machen können. Es wird immer unliebsame Aufgaben geben, die wir nicht gerne erledigen.

Und wir werden immer wieder vor der Herausforderung stehen, eine Balance zu schaffen, zwischen Anstrengung und Erholung, zwischen Alltag und Freizeit, welche Worte wir dafür auch nutzen wollen. Eine Musterunterbrechung hier und da, im großen wie im Kleinen kann zu wertvollen Erkenntnissen führen. Das ist nicht immer nur angenehm.

Worauf ich mich freue

Darauf mit Abstand wieder auf meine „alltäglichen“ Themen zu schauen. Ich freue mich auf anstehende Klientengespräche, auf hoffentlich auch neue Menschen, die ich ein Stück auf ihrem Weg begleiten darf, denn einige habe ich in letzter Zeit verabschiedet.

Ich freue mich auf die Weiterentwicklung neuer Projekte, neue Workshops und Kurse, die Lehre ab Oktober und Themen, die ich weiter vertiefen möchte.

Ich bin gespannt, wohin mich meine Reise als nächstes führt und jede kleine Auszeit ist eine Chance, mich neu zu sortieren, das tut gut.

Eine Musterunterbrechung ist eben auch ein Perspektivwechsel, beides Stichworte, die in meiner Systemischen Arbeit eine wichtige Rolle spielen, aber eben auch in meinem eigenen Leben.

Und wie geht es mir heute mit dem Thema?

Es ist Feiertag einer abwechslungsreichen Power-Woche. Mir fehlt das Wochenende und ich habe mehrfach erwähnt, dass am Ende dieser Phase ein Urlaub toll wäre.

Was bedeutet das?

Es darf auch wieder ruhiger werden, weil gerade einiges zusammen kommt. Gut, vorher eine Auszeit gehabt zu haben, in der ein Teil dessen, was gerade viel ist, begonnen hat. In all dem „Viel“ ist gerade auch viel Gutes und deswegen passt dieser Beitrag gerade sehr gut für mich.

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