Sci-Fi – nur was für Spinner

Science Fiction ist doch nur was für Nerds. Das hat doch mit der Realität nichts zu tun … Ist das so?

Für mich ist Science Fiction ein Gedankenexperiment. Ein Was-wäre-wenn-Spiel.

Inzwischen sind wir bereits in der Zukunft vieler älterer Geschichten angekommen.

Am 21. Oktober 2015 war der „Zurück in die Zukunft Tag“, der Tag an dem Marty Mc Fly in der Zukunft landet. Ich liebe diese Filme!  Es war spannend zu vergleichen, wie weit sich die Realität von den Ideen im Film unterscheiden. Auf Heise findet sich ein interessanter Realitäts-Check.

Klone

Eine faszinierende aber auch erschreckende Idee ist es Menschen zu klonen. Ein Thema das bereits in vielen Geschichten aufgegriffen wurde, wie beispielsweise bei Star Wars mit den Klonkriegern oder der aktuelleren TV-Serie „Orphan Black“.

In Deutschland ist das Klonen von Menschen untersagt. Das Thema ist aber nicht so einfach. Denn die Diskussion wird heftigst geführt und viele Argumente für das Therapeutische Klonen sind doch nachvollziehbar, oder nicht? Eine intressante Übersicht, findet sich z.B. auf Kritischebioethik.de.

Die Diskussion zur Forschung mit embryonalen Stammzellen ist noch schwieriger.

Wäre es nicht ein Traum, aktuell unheilbare Krankheiten heilen oder Gendefekte reparieren zu können?

Ja, aber zu welchem Preis?

Lassen wir Forschung zum therapeutischen Klonen zu, ist eine Grenze überschritten. Was wird dann noch alles möglich sein?

Science – Wo stehen wir?

In meinem anderen Blog habe ich mal eine kleine Liebeserklärung an die Forschung geshrieben. Bei aller Liebe ist mir auch bewusst, dass es Bereiche gibt, von denen wir lieber die Finger lassen sollten. Leider können Forschungsergebnisse auch für andere Zwecke missbraucht weden, als Menschen zu helfen.

Genforschung

Auch wenn Klonen nicht erlaubt ist, wird fleissig mit dem menschlichen Genom geforscht. Gleich zu Beginn meines Studium wurde ich in einer Gen-Datenbank registriert, nicht zwangsweise aber doch irgendwie selbstverständlich. Dazu habe ich noch einen Stapel Persönlichkeitsfragebögen ausgefüllt und an einigen kleinen Experimenten teilgenommen. Willkommen in der Forschung.

Professor Reuter von der Uni Bonn untersucht genetische Grundlagen verschiedner psychologischer Prozesse wie beispielsweise dem Gedächtnis oder Stress. Aktuell läuft ein großes Projekt zu den genetischen Komponenten von Stress und Burnout. Das ist nur ein bescheidenes Beispiel aus unserem kleinen Bonner Institut. Weltweit gibt es viele Forschungsgruppen, die an genetischen Themen arbeiten.

Die Forschungsergebnisse können helfen zu verstehen, warum Menschen in denselben Situationen unterschiedlich reagieren. Wie stark ist der Einfluss unserer Gene auf die Persönlichkeit? Ein spannender, wenn auch komplizierter Forschungsbereich.

Ein Forschungsbereich bei dem sich auch die Frage stellt: Was passiert, wenn wir den Gencode entschlüsselt haben? Welche Möglichkeiten bietet uns das?

Können wir Menschen anhand einer DNA Probe lesen, können wir die DNA gezielt beeinflussen?

Auch wenn Gesetze dies noch verbieten, bedeutet es, dass es nicht getan wird? Der Gedanke Defizite zu reparieren ist doch so verlockend.

Trotz strenger Richtlinien halte ich Geheimlabore für gar nicht unrealistisch.

Zur Frage, wo stehen wir eigentlich in unserer Forschung: Ich habe keine Ahnung. Genetik ist nicht mein Fachgebiet, das meiste bekomme ich nur zufällig mit, aus den Medien oder auf Fachtagen.

Ethik

Die Forschung ist auf einem spannenden Weg, den Menschen zu verstehen. Wo wird uns der Weg hinführen? Welche Grenzen gibt es und wer setzt diese?

Es sind Fragen der Ethik, die zu Beginn eines Forschungsprozesses gestellt werden. Es geht dabei um den Schutz der Forschungsteilnehmer, ein Abwägen von Kosten und Nutzen.

Einem Teilnehmer darf kein Schaden entstehen. Allerdings ist die Teilnahme an sich möglicherweise belastend. Rechtfertigt der Nutzen die Belastung?

Für mein eigenes Forschungsprojekt habe ich mich ebenfalls einer Ethikkommission gestellt, mein Vorhaben ausführlich geschildert und eine positive Entscheidung erhalten. Bei meinem Projekt war die Entscheidung relativ leicht. Es geht zwar um Testungen mit Kindern, was immer besonders kritisch geprüft wird, aber bis jetzt hatten die Teilnehmer auch alle Spaß dabei.

Doch wenn es um biologische Proben oder unangenehme Themen geht, muss gründlicher geprüft werden. Bisher habe ich noch an keiner wirklich schlimmen Studie teilgenommen, überwiegend habe ich selbst Fragebögen ausgefüllt oder an Experimenten teilgenommen, die im schlimmsten Fall anstrengend oder langweilig waren. Aber ich weiß, dass es einige „fiese“ Experimente an unserem Institut gibt.

Trivid 2

Trivid 2

Weiter geht das spannende Abenteuer mit Lian Taupin und Perry Rhodan. Über den ersten Teil habe ich bereits letzte Woche geschrieben.

Im zweiten Teil geht es wissenschaftlich weiter. Alles beginnt zunächst mit einem sprachlich unglaublich gefühlvoll geschrieben Traum.

Es folgt ein Erwachen und Lian muss sich der Frage stellen, wer sie wirklich ist. Wie kann sie scheinbar als 22-jährige rumlaufen, wenn ihre Gene sagen, sie sei erst 5 Jahre alt.

Doch es gibt noch ein weiteres Rätsel:

Wie kann er sich an meine Jugend erinnern und sie für seine eigene halten? Oder umgekehrt?

Lian fragt sich, ob sie die Antworten wirklich wissen will. Immer wieder findet sie alternative Erklärungen, während sie wahrscheinlich selbst bereits genau wie der Leser weiß, was los ist.

Es gibt übrigens keine Zwischenspiele, stattdessen spielen einzelne Kapitel 13 Jahre in der Vergangenheit. Ein stilistisch schönes Mittel, denn das jeweils folgende Kapitel knüpft an, als habe jemand die vergangenen Ereignisse gerade erzählt.

Vor 13 Jahren war Perry zum Schirmherrn für ein spannendes Forschungsprojekt „TRAFO – Analyse, Forschung udn Optimierung der Telencephalon-Raffination“ ernannt worden. Es ging um die Verbesserung des menschlichen Gehirns, speziell um die Verbesserung des Gedächtnisses. Eine der gestellten Fragen, mehr als nur einen kleinen Teil des Gehirns zu nutzen, erinnert mich an den Film „Lucy“.

Rhodan selbst hält eine Rede, in der er die Zuhörer ermahnt nicht zu vergessen

worum es wirklich ging: den Menschen.

 

Lian und Perry machen sich auf dem Weg zu dem Forschungslabor, das aussieht wie ein menschliches Gehirn, treffen und einen der damaligen Wissenschaftler und erfahren, warum das Projekt damals eingestellt wurde.

Auf dem Weg dorthin gibt es eine süße Szene. Ein Gleitertaxi mit Autopilot setzt die beiden ab. Lian bedankt sich freundlich und wundert sich über die Erwiderung der Maschine, es sei ihm eine Freude gewesen. Perry muss über ihr Verhalten grinsen, gibt jedoch zu, das er trotz seiner vielen Erfahrungen und gelösten Rätsel

die Frage, wie Menschen mit sprechenden Maschinen umgehen sollten, ist mir …“

Ist es für euch bereits selbstverständlich mit eurem Smartphone zu reden? Siri scheint ja sehr sympathisch zu sein .. (habe kein iPhone und nutze meine Tastatur).

Die ethische Diskussion zum Thema Klonen ist eine, wie sie wahrscheinlich bereits häufig geführt wurde. Abgesehen vielleicht von dem Streit ob die Grundsätze der Terraner für die Aras eine Rolle spielen, wenn es um Forschung an Menschen geht. Das damalige Forschungsprojekt kam nach vier Jahren an seine Grenzen. Die Grenze bestand in der Form, dass nur noch Klon-Experimente weitere Erkenntnisse bringen würden.

Es wird auch über den Knackpunkt der ethischen Grenze diskutiert. Grenzen sind ja auch immer ein wenig dehnbar.

Vielleicht haben wir ja noch nicht alle ethisch verantwortbaren Möglichkeitenausgeschöpft,

Klare Worte beenden die Diskussion:

Wir werden keine Menschen klonen. Punkt. Jede weitere Diskussion erübrigt sich.

Nur einer stimmt für die Fortführung des Projektes … Khar Baraly, ein Ara. Nach Abschluss der Sitzung taucht ein weiterer Mann im Holo auf, Jeobald Tenglar, ein Kollege der keinen Zugang zur Gremiumssitzung hatte, aber entsetzt über deren Ausgang ist …

Sciene Fiction schreiben

Wenn Science Fiction ein Gedankenexperiment ist, müssten die Autoren doch Kenntnisse über den komplexen aktuellen Forschungsstand haben. Diesen in ihrer Phantasie weiter entwickeln und sich dann vorstellbare Szenarien ausdenken. Ein für mich beeindruckender Prozess. Natürlich ist nicht immer alles realistisch was in der SciFi dargestellt wird, aber ich glaube je mehr Technologie wir bereits haben, desto schwieriger wird es sich futuristische auszudenken.

Wie bereitet sich ein Science Fiction Autor also auf seine Romane vor? Ist er bereits Experte zu seinem Thema, recherchiert er fleißig oder ist er einfach nur kreativ?

Trivid ist leicht verständlich geschrieben, diskutiert überzeugend ethische Fragen und bringt ein paar biologische Fakten ein.

An die beiden Trivid-Autoren haben ich daher folgende Frage gerichtet:

Haben Sie gezielt für Trivid zum Thema Genetik recherchiert, oder die Geschichte auf Basis eines bereits vorhandenen Interesses und Wissens geschrieben?

Christian Montiollon hat mir sehr nett geantwortet. Sein Autoren-Kollege Oliver Fröhlich schließt sich dieser Antwort an:

Oliver und ich haben ein … hm, diffuses Grundlagenwissen über Genetik. Ohne Oliver zu nahe treten zu wollen :-).
Was mich angeht, stammt das Wissen aus der Schulzeit und aus diverser Lektüre (die aus Spannungsromanen besteht und nicht immer wissenschaftlich korrekt sein dürfte).
Wir haben vor Schreibbeginn mit einem Biologen gemailt, der uns grundlegende Fragen beantwortet hat … wobei es bei Trivid ja darum geht, heutige Fakten in die Zukunft „hochzurechnen“. Was ist im Perryversum möglich? Das ist gar nicht einfach zu beantworten. Wir haben dann lange nachgedacht, überlegt, uns ausgetauscht. Die Prämisse war sicher: Es muss der Story dienen. Aber trotzdem so korrekt wie möglich sein.
Die psychologischen Folgen sind weitaus interessanter, finde ich – was empfinden, wie denken eine Lian oder eine Ischi? Was verbindet sie? Wären sie tatsächlich eine Familie? Sich da reinzudenken, hat Riesenspaß gemacht und die ganze Geschichte überhaupt erst ins Laufen gebracht. Und viele Telefonate der Autoren untereinander gekostet.

Herzlichen Dank Christian Montillon für das Mini-Interview und den spannenden Ausblick auf die weitere Lektüre.

Ischi ist mir nämlich noch nicht begegnet, aber ich ahne bereits wo wir sie finden werden und ich freue mich schon auf den psychologischen Teil der Geschichte!

Fazit

Science Fiction ist in meinen Augen ein entspannter Weg über die Zukunft und über Wissenschaft nachzudenken.

Wo wollen wir hin?

Welche möglichen Konsequenzen können wir aufgrund aktueller Entwicklungen erwarten?

Hierbei geht es nicht nur um naturwissenscahftliche Forschung, auch um politische und gesellschaftliche Entwicklungen.

Science Fiction ist vielleicht sogar selbst eine Wissenschaft?

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Weiter zu Trivid – Teil 3