Ich kam in den Genuss einer wunderbaren Theateraufführung „Ganz schön blöd!“ von Zartbitter e.V. von der ich euch unbedingt erzählen muss.

Tine und der Teugel spielen die Szene im Bus nach (c) Zartbitter e.V.
Tine und der Teugel spielen die Szene im Bus nach (c) Zartbitter e.V.

Ein schwieriges Thema

Es sollte um sexuellen Missbrauch gehen, das war die Ankündigung. Wie könnte ein kindgerechtes Theaterstück zu einem solchen Thema aussehen? Aufgeführt werden sollte es für die Jahrgänge 5 und 6. Ein relevantes, aber eben auch ein schwieriges Thema für eine pubertierende Altersgruppe, die gerne alberne Witze macht, die sie selbst nicht immer verstehen.

Ich war beeindruckt vom großartigen Storytelling von Eckhard Pieper, Psychologe und Musiker bei Köbes Underground! Die Problematik von Mobbing, Anfassen und Bilder ins Netz stellen wurde klar angesprochen und der Fokus darauf gelegt, dass Kinder sich unbedingt Hilfe holen sollen und vor allem auch dürfen.

Das Theaterstück

Es gab nur zwei Schauspieler, Gonca und Massimo, die uns mit ihrem großartigen Talent folgende Geschichte erzählt haben: Tine ist gerade in eine neue Wohnung gezogen, entsprechend ist die Bühne mit Kisten vollgestellt. Eine dieser Kisten ist riesig, beschriftet mit Tines Bettzeug. Aus dieser taucht der zweite Schauspieler auf, der Teugel. Er trägt einen babyblauen Schlafanzug, auf dem Kopf hat er Hörner und auf dem Rücken kleine Flügel. Fest in dem Glauben, dass Tine ihn nicht sehen kann, schaut er sich in ihrem Zimmer um. Allerdings kann sie ihn zu seinem Ärger sehen und wir erfahren, dass im Himmel alle als halbe Engel und halbe Teufel geboren werden, Teugel eben. Erst nach seiner bestandenen Prüfung zum Schutzengel wird er zu einem richtigen Engel. Dann bekommt er große Flügel und verliert seine Hörner … Doch er ist bereits 17 mal durchgefallen …

Die Geschichte beginnt also mit viel Humor. Die Kinder lachen, während der Teugel versucht, Tine in ihrem Zimmer festzuhalten, damit ihr nichts passiert. Schließlich bringt er sie selbst in Gefahr, weil er sie ja schließlich retten muss, um endlich die Prüfung zu bestehen.

Und wo ist jetzt das ernste Thema?

Tine erzählt dem Teugel von ihrer alten Schule, wie mehrere Kinder sie immer geärgert haben. Sie spielen die Szenen nach. „Du wärst dann mal ich und das hier wäre wohl der Bus.“

Doch das ist nicht alles. Tines beste Freundin Jenny ruft an. Jennys Bruder hat ein Foto von den beiden im Bad gemacht und ins Internet gestellt. Jenny ist verzweifelt, sie darf es ihren Eltern nicht erzählen, sonst würde er der Katze etwas tun. Was er der Katze tun würde, wird nicht gesagt, bleibt der Phantasie der Kinder überlassen, denn jeder hat seine eigenen Grenzen.

Der Teugel nimmt sich dem Problem an …

Petzen oder Hilfe holen?

Ein besonderes Element im Theaterstück ist das Quiz, welches der Teugel mit Tine spielt. Er fragt sie, warum sie sich nicht Hilfe geholt hat, als die Kinder sie geärgert haben. Schließlich spielen sie das Quiz „Petzen oder Hilfe holen“, in dem der Teugel verschiedene Szenarien erzählt und Tine entscheiden soll. Das Publikum darf als Joker ebenfalls mit abstimmen. Natürlich gab es einige Scherzkekse, die sich bei Petzen gemeldet haben. Manch einer ist dann doch zu cool, um ehrlich zu sein. Doch während des Stücks haben sich die Kinder bis auf ein wenig Geflüster ruhig verhalten und fast alle haben die Geschichte interessiert verfolgt.

Ein anschließendes Gespräch

Das Stück hatte eine klar Botschaft: Du brauchst dir nicht alles gefallen lassen und es ist nicht immer petzen, wenn du einem Erwachsenen etwas erzählst. Doch es blieb nicht nur bei dem Stück. Gonca und Massimo haben sich im Anschluss Zeit genommen, mit den Kindern ins Gespräch zu gehen. Sie haben gefragt, was im Stück gut gelaufen ist und was weniger, haben die Kinder erzählen lassen und sie ermuntert, sich Hilfe zu suchen, wenn sie alleine nicht klar kommen.

Gerade beim Thema sexuellem Missbrauch erzählen Kinder lieber ihren Freunden davon als sich einem Erwachsenen anzuvertrauen. Doch diese sind mit dem Thema genauso überfordert wie Tine und Jenny in der Geschichte. Schön fand ich, dass Gonca erklärt hat, dass es manchmal sein kann, dass Erwachsene nicht richtig zuhören oder ein Thema nicht ernst nehmen. Manchmal liegt das daran, dass sie gerade andere Dinge im Kopf oder wenig Zeit haben. Sie rät den Kindern, sich an einen anderen Erwachsenen zu wenden, nicht aufzugeben. Wir haben auch gesammelt an wen sich die Kinder wenden können: Eltern, Lehrer, Vertrauenslehrer, Großeltern, …

Zartbitter e.V.

Zartbitter ist eine Fachstelle gegen sexuellen Missbrauch in Köln. Sie beraten Mädchen und Jungen und leisten Aufklärungsarbeit mit zahlreichen Projekten.

Das Theaterstück „Ganz schön blöd!“ ist eines dieser Projekte und wird bereits in der Grundschule aufgeführt. Die Schauspieler kommen mit all ihren Requisiten in die Schulen. Es lohnt sich! Auf Basis des Stücks kann die Thematik und der Umgang mit digitalen Medien im Unterricht weiter besprochen werden.

Weitere Informationen zum Stück und zur Buchung erfahrt ihr bei Zartbitter e.V. Köln.

Einen Trailer zum Stück gibt es auf dem YouTube-Kanal von Zartbitter. Massimo spielt hier mit Imke, nicht mit Gonca. Im Titelbild ist leider auch nicht Gonca zu sehen

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