
Eine kurze Zusammenfassung des #KreativDigitalCamp vom 21. Januar 2022 habe ich euch schon im letzten Wochenrückblick gegeben. Es war kreativ, inspirierend und wunderbar! Inzwischen steht fest, es gibt einen zweiten Termin am 4. November 2022. Wir müssen nicht einmal ein Jahr darauf warten!
Ein BarCamp mit Voraborganisation
Es gab im Vorfeld eine Diskussion auf Twitter, ob es überhaupt ein BarCamp sei, wenn die Sessions vorab eingereicht werden. Es gab auch noch Raum für spontane Sessions. Die Veranstalterinnen hatten sich viel zu viele Sorgen gemacht. Es gab viel mehr Anmeldungen als erwartet und das Session-Board war ebenfalls gut gefüllt. Die Begeisterung war hoch.
Die Sessions wurden dennoch gepitcht und auch wenn die Spontanität der Organisation gewichen ist, war es ansonsten ein sehr typisches BarCamp nach meinem persönlichem Empfinden.
Ich habe mich am Vorabend entschlossen meine Session einzureichen, obwohl ich die Idee schon eine Weile hatte, damit füllte ich die letzte freie Lücke der Vorplanung.
Die Organisation bei diesem Camp war interessant. Es gab ein hübsch gestaltetes Miro-Board mit allen Informationen und Links zum Ablauf. Für die Begrüßung und Verabschiedung gab es einen Link zu Teams. Dort hätten wir auch während der gesamten Veranstaltung jemanden bei Fragen getroffen. Die Sessions selbst wurden über verschiedene Tools, vor allem Zoom angeboten, über die Tools der Sessiongebenden. Hier gab es aber auch Unterstützung von den Organisatorinnen, soweit ich das mitbekommen habe. Das hatte einige Vorteile, aber zwischendurch hatte ich das komische Gefühl, ich sei draußen und wollte wieder rein ins Event. Es gab auch einen Pausenraum auf Wonder-Me zum freien Vernetzen. Dahin habe ich es selbst nur einmal kurz geschafft. Irgendwie ist nie genügend Zeit auf einem BarCamp.
Danke Sandra, Christiane & Katalin für die Organisation!
Storytelling mit Tobias Grewe und Roberto Riehle
Ein BarCamp Tipp lautet: Geh in die Session von der du am wenigsten Ahnung hast. Diesmal habe ich das BarCamp mit einem Thema begonnen, mit dem ich mich selbst intensiv beschäftige: Storytelling.
Wir lernen nie aus und es ist immer spannend zu sehen, wie andere das Thema betrachten und angehen. So habe ich für mich einiges aus der Session mitgenommen und viel Spaß an der Übung gehabt. Im Einführungsteil hatte ich immer wieder den Gedanken: Ja genau so sehe ich das auch!
Auf die Übung habe ich mich dann voll und ganz eingelassen, sie zielte auf etwas ähnliches ab, was ich selbst anbiete und war doch ganz anders gestaltet.
Wir gingen zu zweit in BreakOut-Räume und konnten die Aufgabe über ein Miro-Board sehen und bearbeiten. Hier lief sogar ein Timer fürs Timeboxing mit.
- 5 Minuten Reflektion der Fragen
- 90 sec vorstellen
- 90 sec Wechsel
- 5 Minuten gegenseitiges Feedback
- 5 Minuten Shaping, etwas aus dem Feedback machen
Bei uns hat es tatsächlich richtig gut geklappt mit dem Zeitplan. Im Anschluss durften dann einzelne Teams sich gegenseitig vorstellen. Sehr spannend zu hören.
Es gab vier Hilfsfragen für die eigene Story:
- Woher kommst du? (Land, Leute, Werte)
- Auf wessen Schultern stehst du? (Wer hat dich beeinflusst? Was lebst du weiter? Themen, Kompetenzen, Personen, Teams)
- Worauf bist du im Leben neugierig? (Projekte, Themen, Menschen)
- Welches Rätsel versuchst du zu Lösen? (sich wiederholende Motive, Grenzen, die du sprengen willst, Zukunftsvisionen)
Hier berührt das Storytelling wunderbar die systemische Beratung für mich, denn es kommt auf die richtigen Fragen an, um bei anderen eine gute Geschichte herauszukitzeln. Tobias Grewe ist übrigens u.a. Systemischer Coach und Storyteller (Webseite). Mit der letzten Frage tat ich mich ein wenig schwer, bin in die Weltfriedenfalle getappt. Im ersten Entwurf lautete meine Notiz zu dieser Frage: „Das Leben tagtäglich glücklicher gestalten, eine diverse, digitalreale persönliche Gesellschaft zu werden“. Dazu gab es das Feedback meines Partners, darunter könne er sich nicht wirklich was vorstellen, verständlich, denn ich habe verdammt viel darein gepackt.
Meine Story
Hallo, ich bin Stephanie aus Bonn, komme aus den Bereichen Psychologie, Systemische Beratung und Geschichten erzählen. Mein Aha-Erlebnis war für mich, als mir klar wurde, wie eng all das zusammen hängt.
Geholfen hat mir dabei eine kreative offene Haltung und mich von vielen Seiten beeinflussen zu lassen.
In diesem Sinne bin ich neugierig auf Geschichten, reale Geschichten von Menschen, die ich in meiner systemischen Beratung begleiten darf, sowie fiktive, die ich selbst schreibe oder lese/schaue.
Welches Rätsel möchte ich lösen? Im Kleinen wie im Großen, de Weg in ein glückliches Leben, Schritt für Schritt, persönlich und gesellschaftlich, hin zu einer pluralistischen, in der alle . sie selbst sein dürfen, sowie digital ebenso real ist, wie das RealLife.
Twitter Thread
Den Input aus dem Einführungsteil habe ich in diesem Beitrag nicht wiedergegeben, hier lohnt ein Blick in meine Twitter-Notizen ;-):
Meine Session zum Thema Reframing

Meine Idee hinter der Session war ein kurzer Input und anschließend ins Doing kommen. Das ging auch gut auf und wir haben mehrere Beispiele besprochen, sowie ein kreatives Reframing in der Gruppe durchgeführt. Gerade in der Gruppe können wir die verschiedenen Perspektiven und Kreativität der anderen nutzen, um neue Impulse zu setzen.
Was ist Reframing?

Wir gehen aus der systemischen Perspektive davon aus, dass jedes Verhalten einen Sinn hat. Eventuell müssen wir es in einem anderen Rahmen betrachten, um den Sinn dahinter zu verstehen. Genau das bedeutet Reframing, etwas in einem anderen Rahmen betrachten.
Ein Teilnehmer fasste die entscheidenden Fragen beim Reframing noch einmal sehr gut zusammen (siehe auch das Foto im Tweet):
- In welchem Kontext macht das Verhalten Sinn?
- Wie können wir es positiv betrachten?
- Welche Stärken liegen eventuell dahinter?
- Welche gute Absicht kann dahinter stecken?
Design Thinking mit Claudia Carl
Wenn man einmal ins Systemische Denken eingetaucht ist, entdeckt man es überall. So ergeht es mir zumindest ständig. Überall sind Geschichten und überall sind systemische Fragen. Das gefällt mir. Design Thinking ist mir ein Begriff und ich habe ein Buch hier liegen, in dem es um Storytelling im Design Thinking geht. Claudia Carl hat mir das Thema nun näher gebracht.
Im Grunde ist es nichts anderes als Storytelling und Systemik 🙂 Ich bin begeistert, auch beeindruckt, wie viel sie in eine 45-minütige Session gepackt und durchgezogen hat.
6 Schritte des Design Thinking
- Understand – Worum geht es eigentlich?
- Observe – Beobachten oder Befragen, wie Menschen sich verhalten
- Point of View – Alle Daten kommen in einen Trichter und es kommt eine Fragestellung dabei heraus.
- Ideate – Aus dem Problemraum gehen wie in den Lösungsraum. Jetzt wird es kreativ, denn wir gehen in die Ideenentwicklung. Quantität vor Qualität! Alles ist möglich!
- Prototype – Eine oder mehrere Ideen werden ausgewählt und mit den Händen zu einem Prototypen gebaut. Sobald wir mit den Händen was tun, aktivieren wir weitere Hirnareale.
- Test Wir haben was, das wir präsentieren und testen können. Feedback einholen zum Prototyp.
Der gesamte Prozess ist iterativ, zirkulär. Wir können nach dem Test wieder von vorne beginnen oder auch mitten drin, eben da, wo es nötig ist. Auch zwischendrin können wir einzelne Prozessschritte wiederholen, alles ganz agil und flexibel.
Eine wichtige und wertvolle Haltung im Design Thinking lautet: Einfach mal machen! Der iterative Prozess ermöglicht es, frei kreativ erstmal alle Ideen zuzulassen. Es kann jederzeit korrigiert und verengt werden.
Super Hero Methode
Zum Abschluss haben wir die Super Hero Methode durchgeführt, die direkt einem systemischen Werkzeugkoffer entspringt und ich sicher auch in meine Arbeit bei SuiseiNo-Beratung einfließen lassen werde.
Claudia gab uns ein kurzes Fallbeispiel und bat uns zunächst, selbst Ideen zu entwickeln. Diese sollten wir uns aufschreiben. In drei weiteren, zeitlich extrem kurzen Phasen bat sie uns verschiedene Perspektiven einzunehmen und fragte, was würden Pippi Langstrumpf, der Pabst oder ein Zeitreisender aus der Zukunft mit einem Sack voll Geld vorschlagen?
Anschließend ging es in Breakout-Gruppen und wir sollten einen Prototypen zeichnen zu einer Lösung, auf die wir uns einigten. Das war wieder eine interessante Erfahrung.
Twitter Thread:
Auch hier findet ihr meine Live-Notizen auf Twitter:
Kunst mit Ulrike Lehmann
Ulrike nannte ihre Session selbst „Innovationskraft durch Kunstbetrachtung“, der Titel klang irgendwie schwer, dabei war so viel Leichtigkeit in der Session. Ulrike macht etwas ganz ähnliches wie wir in unseren StoryUp Your Artefact Workshops. Sie nutzt die Kunstbetrachtung, um kreative Prozesse in Gang zu setzen, umdenken anzuregen, neue Perspektiven zu entdecken. Hier arbeitet auch sie wieder ganz systemisch mit kreativen Fragen.
Das erste von zwei Bildern, die Giraffe im Glas „The cut-glass bath“ von Rene Margritte von 1946 eignete sich dazu hervorragend. Was macht die Giraffe in dem Glas? Im ersten Schritt betrachteten wir das Bild, in einem zweiten übertrugen wir die Gedanken auf unsere Lebenswelt. „Welche Gewohnheiten werden in Frage gestellt?“
Es hat großen Spaß gemacht, auch hier, wie in allen anderen Sessions dieses Nachmittags, fand ich mich in tollen Gruppen wieder.
Für mich, die sich immer als Kunstbanausin betrachtet hat, ist es faszinierend, wie viel wir aus Kunstwerken mitnehmen können, ohne ein besonderes Verständnis für Stile und Technik haben zu müssen. Unabhängig davon, was die Künstler*innen sich beim Malen gedacht haben, kann ich in Gemälden eine Geschichte lesen, eine, die vielleicht sehr viel mit mir zu tun hat, woraus ich wiederum Inspiration ziehen kann.
Es war großartig zu erleben, wie Ulrike mit Kunst arbeitet und wie begeistert andere mitarbeiten. Mit StoryUp Your Artefact stehen wir noch am Anfang einer spannenden Reise, diese Session hat mir noch einmal Mut gemacht, wie sinnvoll und wichtig unser Projekt ist. Mit Geschichten finden wir einen anderen Zugang zu Kunst, über Kunst finden wir einen besonderen Zugang zu uns selbst. Dabei müssen die Artefakte nicht immer Kunstwerke sein, es können auch andere historische Gegenstände sein, wie wir sie im LVR Landesmuseum Bonn finden, wo wir im Frühling zwei Workshops anbieten werden. Ich freue mich so sehr darauf.
Twitter Thread
Auch hier habe ich live mitgetwittert
Fazit
Besuche auf einem BarCamp gerne Themen, die dir nicht sagen, um deinen Horizont zu erweitern. Gehe auch in Sessions zu deinen Themen, finde Gleichgesinnte und vernetze dich. Gehe auf BarCamps und lass dich inspirieren. Trau dich, biete eine eigene Session an, es macht Spaß und lohnt sich.
Ich freue mich auf das nächste DigitalKreativCamp, hoffe dort einige wieder zu sehen, andere kennen zu lernen und vieles zu vertiefen. Alle Infos findest du auf der Webseite und den Social Media Kanälen der Organisatorinnen: Sandra Richter (Twitter, LinkedIn), Katalin Pöge (LinkedIn) & Christiane Richter (LinkedIn).
So Systemisch das ganze BarCamp gewesen ist, hätte der Beitrag auch in meinem anderen Blog erscheinen können.