Es war mein allererstes stARTcamp und hoffentlich nicht das letzte. Es war das erste nach 5 Jahren und zu meinem riesigen Erstaunen ein sehr kleines, dafür aber intensives Barcamp.

Ein herzlicher Dank geht an

  • Johannes Mirus und sein Team von Bonn Digital für die Organisation
  • Ellen Junger, die zugleich ehemalige Mitarbeiterin von Bonn Digital und aktuell Kuratorin im Frauenmuseum ist. Du warst eine wunderbare Gastgeberin.
  • Annette Schwindt für die Unterstützung des stARTcamp und sie hat es zu einem hybriden Event gemacht, indem sie virtuell mit dabei war – beachte das Pad im Bild.
  • Birgit Schneider-Bönninger, Dezernentin der Stadt Bonn für Sport und Kultur für die Unterstützung des Barcamps und die Offenheit gegenüber der Bonner Kunst- und Kulturszene
  • und natürlich allen Teilgebenden, ohne die es nicht so ein großartiges Event geworden wäre

Die Location

Im Herzen der Bonner Altstadt liegt das Frauenmuseum Bonn. Vor Jahren bin ich zum ersten Mal dort gewesen und war tief berührt, ich hatte nicht gewusst, dass wir einen so wunderbaren Ort hier haben. Das Museum hat einen ganz besonderen Charme, der etwas mit den Menschen zu tun hat, die es leiten und gestalten. Dies zu beschreiben ist schwierig, ich empfehle euch, es unbedingt einmal zu besuchen.

Wir hatten den ersten Stock für das Event zur Verfügung. Der Zeitpunkt lag zwischen Ausstellungen und so waren die Räume fast leer, zum Glück nicht ganz, denn wir brauchten für unsere StoryUp Your Artefact Session Kunst.

Auf der Bühne bahnte sich bereits die zukünftige Ausstellung an, die Kunst von Inhaftierten zeigen wird. Ihr könnt sie euch bis zum 25. Februar 2024 ansehen. Da die Frauen nicht selbst bei der Vernissage dabei ein können, haben sie Selbstporträts gemalt. Es sind schattenhafte Darstellungen auf bunten Hintergrund und es gibt zahlreiche Details in den Bildern zu entdecken, die einen Teil ihrer Geschichte erzählen. Ich bin gespannt auf die Ausstellung.

StoryUp Your Artefact

Zusammen mit Astrid habe ich eine StoryUp Session im ersten Slot angeboten. Wir haben mit dem gearbeitet, was wir zur Verfügung hatten und uns sehr schnell darauf geeignigt, dass wir die Gruppe teilen würden, falls sie groß genug sei und das war sie. So viele Teilnehmende hatte ich noch nie in einer Barcamp-Session, spätestens da spürte ich es ganz deutlich: Hier bin ich genau richtig.

Während ich mich mit einer  kleinen Gruppe zwei kleineren Gemälden widmete, auf denen Frauen bei der Straßenreinigung und einer Pause davon auf einer Parkbank zu sehen sind, widmete sich Astrid mit ihrer Gruppe einem ganz anderen Werk.

In der Kürze der Zeit einer 45-minütigen Barcamp Session haben wir uns auf das wesentliche eines StoryUps fokussiert:

  • Was siehst du 
  • Was fühlst du
  • Was denkst du 

… während du das Bild betrachtest?

Dazu haben wir Schlagworte auf Moderationskarten schreiben lassen.

Inspiriert von der Bildbetrachtung luden wir die Teilnehmenden ein, selbst etwas zu schreiben, ein Gedicht, eine Szene eine kurze Geschichte. Diese kann die Geschichte des Bildes erzählen, fiktiv sein oder auch sehr persönlich.

Für diese Geschichten sollten sie sich Worte von den Karten auswählen. Eine Teilnehmerin berichtete, dass sie Worte der anderen Gruppe gewählt hatte, um einen Text zu dem Bild zu schreiben, welches sie selbst betrachtet hatte.

Wir gaben den Teilnehmenden nur 10 Minuten fürs Schreiben, ohne Anspruch auf Perfektion.

Abschließend gab es eine kurze Erzählrunde, in der wir leider nicht alle Texte hören konnten. Einige sind unserer Einladung gefolgt und haben ihre Texte an die Wand gehängt. So entstand eine neue kleine Ausstellung im Frauenmuseum, exklusiv und nur für wenige Stunden.

Das Feedback war wunderbar, die Teilnehmenden hatten viel Freude an dem kurzen Workshop. Wenn du jetzt auch Lust hast ein StoryUp Your Artefact zu erleben, storyupyourartefact.de. Wir bieten regelmäßig verschiedene Formate online und in Präsenz im Raum Köln Bonn Rhein-Sieg an.

Malend Entscheidungen treffen mit dem Alanus Werkhaus

Die Gruppe vom Alanus Werkhaus war toll, inspirierende kreative Frauen und es gibt ein tolles Programm, an dem ihr teilnehmen könnt, ohne an der Hochschule zu studieren.

Mit der Frage „Was koche ich denn heute?“ luden  Lena und Katharina zu einer kreativen Session ein, deren Arbeitsweise mich stark an unsere erinnerte, bis auf den Teil, in dem ich mit Aquarellfarben malen durfte. Mein erstes Mal und es war ein tolles Erlebnis. Es ist ein bisschen wir Malen mit Wasserfarben deluxe, viel besser!

Wir sollten uns eine Entscheidungsfrage überlegen, eine die nicht zu groß ist. Dazu gab es eine geführte Imaginationsübung mit geschlossenen Augen.

Anschließend durften wir intuitiv malen. Schließlich unser Bild betrachten, ähnlich wie in unserer StoryUp Session. Schlicht: Was sehe ich auf dem Bild?

Ein wunderbarer Perspektivwechsel das mal zu einem eigenen Bild zu machen, mein erstes Mal, ein tolles Erlebnis.

Leider schreibe ich den Beitrag mit Abstand zum Erlebnis und kann nicht mehr genau sagen, wie die Frage lautete, welche die Bildbetrachtung mit dem Thema verband. Wir sollten auf jeden Fall ein einzelnes Wort auf eine Karte schreiben. Mein Wort ist „spiralförmig“.

Mein Bild, ein Aquarell von einer die den Glaubenssatz in sich trägt, nicht malen zu können.

Zum Abschluss gab es eine Reflektionsrunde, aus der ich mir ein Zitat von Toni (siehe letzte Session) notiert habe:

Wenn das Warum stark genug ist, kommt das Wie von allein.

Audience development mit Jerome

Es war die Session mit dem rosaroten Elefanten, so hatte ich sie mir nach dem Pitch gemerkt und es ist bei Barcamps manchmal wie beim Bücher lesen für mich: Irgendwann hatte ich den Klappentext gelesen und gesagt, will ich lesen. In dem Moment, wo ich anfange zu lesen, weiß ich nicht, worum es geht. Ich mag das. In der Session habe ich viel mitgeschrieben und teile hier mit euch meine leicht überarbeiteten Notizen.

Wenn das Museum eine Ausstellung zum Iran macht und danach zu Goethe, kommen 0% wieder. Das ist kein Audience Development. Die Kund* innen sollen wieder kommen.

In Deutschland wissen wir fast nichts über Nicht oder Fastbesuchende von Kunst- und Kulturangeboten.

Strategie der Oper Köln setzt auf Musical-Publikum, auf Fastbesuchende. Diese besuchen gerne Musicals, bisher aber keine Opern.

Relevant für die Zukunft sind die Nicht-besuchenden, gant im Sinne der Idee von Willy Brandt: Kultur für alle.

Problem: Es ging nie um Kultur von allen. Es ist immer noch Museum und Theater.

Frage: Was haben wir für Kultureinrichtungen? Was passiert auf der Bühne und wie sieht die Bühne aus?

  • Es braucht andere Orte
  • Kultur ist wichtig, um Menschen zusammen zu bringen
  • Aktuelle Kulturlandschaft für eine andere Zeit nach dem 2. WK
  • Riesengroße Säle kriegen wir heute nicht mehr voll. Brauchen wir stattdessen nicht mehrere kleine Lagerfeuer?
  • Existentiell notwendig, um Leute rein zu ziehen
  • Teilhaben
  • Orte, die weder kommerziell noch privat sind, Räume öffnen

Wir brauchen mehr Innenräume, Makerspaces, Bibliotheken, weil es bei uns viel regnet und wir uns nicht so gut draußen treffen können.

  • Laienkultur wie die Salons früher, es kann auch von privat was geben. Wird nicht gefordert
  • In Bonn gibt es Lesungen im Wohnzimmer in WGs – barrierefreier
  • Konkurrenz in Köln Bonn groß
  • Seit 70ern wurde die Theaterförderung verdoppelt, bei gleich bleibendem Publikum
  • Erfahrungen der Pandemie
  • Raus aus dem Elfenbeinturm, mach was früher verpönt war. Z.B. Street Art im NRW Forum Düsseldorf  instagramable, da kamen die Jugendlichen

Wir haben viel, was man machen kann, ohne das Haus zu verlassen.  Menschen möchten nicht wo hingehen und die Minderheit sein.

88% der Kultur partizipierten sind selbst kreativ aktiv. Kulturbildung bedeutend, weg von Pflichtbesuchen hin zu freiwilliger kreativer Tätigkeit bei Kindern und Jugendlichen.

Wir brauchen dringend ein besseres Verständnis für die Menschen,  die nicht kommen!

Beispiel Susanna Ausstellung in Köln mit relevanten Thema, „Bilder einer Frau vom Mittelalter bis me too“.

Eine gute Ausstellung ist niederschwellig,  barrierefrei und mehrsprachig, dazu gehört türkisch.

Ressourcensharing ist eine Chance. Was kann man mit Gebäuden machen, die sonst leer stehen?

Das Literaturhaus macht das zum Beispiel

Neue Kooperationen mit Migrantengruppen, auch um voneinander zu lernen.

Auch Personal muss diverser werden, das braucht Zeit.

Es gibt schon beratende Gremien z.b. im Comedia Theater. Möglicherweise wachsen diese Menschen in Kulturberufe rein, so kann die Zukunft diverser gestaltet werden.

Finanzen – es braucht eine Umverteilung. Wir geben viel Geld für riesige alte Gebäude aus.

Weitere Beispiele

Museumsexpress: Kunst in Wohnungen bringen. Artotheken machen das ja schon lange.

Oper Berlin schickt ein Ensemble mit nem Bus raus.

Manches gibt es schon imner, Bibliotheksbus. Bring die Kultur zu den Menschen.

Selbstreflektion mit Toni

Die letzte Session war wieder ganz anders und sehr persönlich. Titel von Tonis Session war: „Die Kunst unsere Einzigartigkeit herauszufinden“.

Toni ist ein Herzensmensch, ich mag sie persönlich sehr gerne, auch wenn wir uns noch gar nicht so oft begegnet sind. Ihre Arbeitsweise ist spirtueller als meine und doch auch wieder gar nicht so anders.

In ihrer Session stelte sie uns wertvolle Fragen und ließ sie uns zunächst für uns selbst beantworten und dann die Antworten teilen. Ich habe es als bereichernd erlebt, mich den Fragen zu stellen und die Antworten miteinander zu teilen. Es schuf auch eine Verbindung untereinander.

Stell dir selbst die Fragen:

Was macht dich einzigartig?

Woher hast du die Informationen?

Was ist eine vermeintliche Schwäche und wofür könnte sie gut sein?

Mehr Inspiration von Toni gibt es auf Instagram.

Feministischer Stammtisch

Im letzten Sessionslot wurde ein Stammtich für Bonn begründet. Ich war nicht dabei, habe mich einfach nach Tonis Session zu der Gruppe dazu gesetzt und die entscheidenden Infos mitgenommen.

Der erste feministische Stammtisch findet am 12. Dezember um 19 Uhr im Café Blau statt. Es gibt inzwischen auch einen Instagram Kanal, wo ihr alle Infos findet.

Selbst habe ich mich bisher nicht als aktive Feministin betrachtet und bin Frauennetzwerken skeptish gegenüber, weil ich immer wieder merke, dass reine Frauengruppen eine Seite von mir zum Vorschein bringen, die ich nicht so schätze. Daran darf ich arbeiten.

Beim Fem-Treff habe ich ein sehr gutes Gefühl, was die beteiligten Frauen angeht und dass es großartig werden wird, einander besser kennen zu lernen und sich mit feministischen Themen zu befassen, offen und wertschätzend.

Ich bin gespannt.

Fazit

Es war ein bereichernder Tag auf vielen Ebenen. Ich habe die Zeit sehr genossen und es hat mir mal wieder gezeigt wie wichtig es ist unserer Kreativität Ausdruck verleigen zu dürfen, egal ob mit Worten, Farben oder Tönen. Finde deine eigenen Weg, finde deine Inspiration und komm in Kontakt mit wunderbaren Menschen, je vielfältiger, desto wunderbarer.