Wenn Mama ins Krankenhaus geht, kann Papa nicht alleine zu Hause bleiben.
Es gibt sie noch, die Paare mit klassischer Rollenverteilung, in denen die Frau den Haushalt schmeißt und da ist es für den Mann dann schwierig, wenn seine Frau irgendwann ausfällt. Allein dafür lohnt es sich doch, die klassische Rollenverteilung aufzulösen. Niemand kann alles können, aber ich halte es für jede erwachsene Person grundsätzlich für erstrebenswert ihren eigenen Alltag zu organisieren, sofern keine körperlichen oder psychischen Einschränkungen vorliegen. Dies gilt für alle, unabhängig vom Geschlecht. Lebt man zusammen, kann man sich die Aufgaben aufteilen, eine wunderbare Erleichterung. Ich bin nicht sicher, ob sich dieses traditionelle Modell nur auf die ältere Generation bezieht und es sich schlicht als altmodisch ausläuft.
Christines Papa aus dem Roman „Urlaub für Papa“ ist leider so ein Exemplar, auf das man eben aufpassen muss, wenn Mama ins Krankenhaus geht. Da Christine mit ihrer Freundin einen Urlaub auf Norderney geplant hat, soll ihr Papa mitkommen. Ihre Freundin Dorothea hat damit kein Problem, auch Marleen nicht, die die beiden besuchen und ihr mit dem Umbau helfen wollen. Marleen freut sich sogar über zusätzliche Hilfe.
Vater und Tochter
Christine ist 45 Jahre alt und doch bleibt das Rollenverhältnis zwischen Vater und Tochter bestehen. Er weckt sie morgens um sechs Uhr, weil er wach und hungrig ist. Dorothea wirft ihm ein Kissen an den Kopf und er entscheidet großzügig sie dürfe noch schlafen, schließlich habe sie ja Urlaub.
Ach ja – und ich? Ich habe auch Urlaub.
Aber das interessiert meinen Vater nicht.
Ich bin seine Tochter und muss mich
um ihn kümmern.
Besonders schwierig sind seine altmodischen Ansichten und Vorurteile, die zum Beispiel dazu führen, dass er die herbestellten Helfer zum Streichen wieder wegschickt, weil sie ihm komisch vorkamen. Auch die anderen erfahren, dass es nicht immer leicht ist mit Heinz.
Gemeinsam Zeit zu Verbringen ist für Christine anstrengend, aber es gibt auch schöne Momente und Zeit für gemeinsame Erinnerungen.
Urlaub mit Papa in einfacher Sprache
Papa Heinz stellt eine Menge Unsinn an und meint es doch alles nur gut. Dabei findet er Freunde, ebenfalls ältere Herren, die ihn unterstützen. Um seine Frau, die operiert wird, macht er sich große Sorgen, aber auch um seine Tochter, dass sie sich in einen falschen Mann verlieben könnte.
Die Geschichte bietet einige humorvolle Szenen, eine menge Missverständnisse und ist eine entspannte Urlaubslektüre. Auch wenn es ein eher einfacher Roman ist, scheint er mir eine Herausforderung für die Vereinfachung gewesen zu sein, die ja auch immer eine Kürzung beinhaltet. Der Roman hat 320 Seiten und sicherlich sind darin die Verstrickungen noch komplexer und es bleibt mehr Raum für die Gefühle. Doch auch im kompakten Format auf 107 Seiten im Großdruck dürfen wir einiges miterleben. An der einen oder anderen Stelle hätte ich gerne mehr erfahren. Es irritierte mich beispielsweise, dass die zwei älteren Herren mit den Zwillingen anderer Gäste einen Ausflug machen.
Ganz ehrlich, „Urlaub mit Papa“ ist nicht ganz mein Genre und die Geschichte konnte mich daher nicht wirklich begeistern. Doch ich habe den Eindruck, dass auch das Format „leichte Urlaubslektüre“ sehr gut in einfacher Sprache funktioniert.
Das Buch wurde mir vom Spaß am Lesen Verlag zur Verfügung gestellt
Urlaub mit Papa in einfacher Sprache (Link zum Verlag mit Leseprobe)
Original: Dora Heldt
Fassung in einfacher Sprache: Judith Kutzner
Spaß am Lesen Verlag
ISBN: 978-3947185528