Mit kleinen Schritten zur großen Vision
Vor ungefähr einem Jahr habe ich mich in den Vorstand der Landesgruppe NRW des Berufsverbandes für Psychologen und Psychologinnen (BDP) wählen lassen, nämlich auf dem Sommerfest 2016. Vorher war ich sehr skeptisch, ob ich dafür geeignet bin. Doch dann hatte ich eine Vision und für mich eine Aufgabe gefunden: Der Verband muss ein wenig entstaubt/digitalisiert werden und einen breiteren Weg ins Netz finden.
- Mehr Sichtbarkeit unseres Berufsstandes im Netz
- Mehr Psychologen im Netz
- Mehr Fachkompetenz im Netz
- Bessere Vernetzung vieler Einzelkämpfer untereinander
- Das Netz wird dann zu einem besseren Ort, wenn wir ihn dazu machen!
Meine ganz große Vision ist ein Barcamp Psychologie, ein Psychocamp, am liebsten in Bonn, meiner liebsten lokalen digitalen Community.
Ein besonderer Reiz ist auch die Kommunikation auf Augenhöhe, daher wird sich in den sozialen Netzwerken und auf Barcamps geduzt.
Erste Ansätze sind vorhanden
Große Ziele brauchen Mitstreiter und Geduld.
Der Berufsverband hat eine aktive Facebook-Seite und auch einen Twitter-Account. Unsere Vizepräsidentin Annette Schlipphak ist ebenfalls auf Twitter vertreten und begrüßt mein Bestreben unseren Berufsstand und den Verband in den digitalen Medien präsenter erscheinen zu lassen. Einige weitere Accounts gibt es auch schon, eine Basis auf der sich aufbauen lässt.
Unsere Landesgruppe hat seit Anfang des Jahres ebenfalls einen bescheidenen Twitter-Account, der hoffentlich zunehmend wachsen wird. Hierfür trage ich persönlich die Verantwortung.
Unser Sommerfest
Am 29. Juli haben wir von der Landesgruppe NRW im Hotel Königshof Bonn unser Sommerfest gefeiert. Bevor es zum gemütlichen Zusammensein, bei Essen und Getränken auf der wunderschönen Rheinterrasse kam, gab es einen Vortrag vom Kollegen Sascha Foerster von Bonn digital mit dem Titel „Social Media Phobia: Ich bin ein guter Psychologe, ich brauche keine soziale Medien“.
Sascha Foerster hat uns bei den Grundlagen abgeholt, erklärt was „digital“ bedeutet und was Soziale Netzwerke eigentlich sind. Es ist kein neues Thema, das Internet ist schon beinahe alt und auch Facebook gibt es nicht erst seit gestern. Doch während Soziale Netzwerke für viele Menschen bereits Alltag sind, sind sie für viele andere noch ein Buch mit Sieben Siegeln.
Sascha Foerster erläuterte, dass Blogs schon lange keine klassischen Online-Tagebücher mehr sind, sondern eine breite Bandbreite an Themen bieten, auch an psychologischen Themen. Von Wissenschaftsblogs, über Berichte zu Psychologischen Themen, bis hin zu persönlichen Erfahrungen ist alles vertreten.
Es folgte ein Überblick über die gängigen Netzwerke und ihre Zielgruppen, die laut Sascha Foerster streng genommen „Interaktionsgruppen“ genannt werden müssten. Denn es geht in den Sozialen Medien vor allem darum, mit Menschen zu interagieren und nicht einseitig mit Informationen zu bedienen.
Es führen viele Wege ins Netz und die Sozialen Medien, zwei Möglichkeiten:
- Man macht sich Gedanken und geht mit einer guten Strategie vor.
- Man probiert die Netzwerke für sich aus und entwickelt dann eine Strategie für die eigenen Ziele.
Einen Rat, den ich während des Sommerfestes mehrfach gegeben habe, war, dass Twitter sich wunderbar zum ausprobieren eignet. Ja, es ist ein öffentliches Profil – man kann es auch privat stellen, ist in meinen Augen aber nicht Sinn der Plattform. Das bedeutet wirklich jeder kann lesen, was du geschrieben hast. Das bedeutet aber nicht, dass jeder alles über dich weiß. Man weiß eben nur das, was du bereit bist preis zu geben. Also sage, was du zu sagen hast und schweige über das, was du für dich behalten möchtest.
Twitter ausprobieren ist leicht. Im Grunde genügt es sich anzumelden. Dann kann man verschiedenen Personen „folgen“. Anfangen könnt ihr zum Beispiel mit @NrwBdp oder mit Themen, die dich interessieren. Einfach Suchbegriffe in das Suchfeld eingeben, #Hashtags erleichtern die Suchbarkeit. Wenn ihr merkt, dass die Inhalte nicht interessant sind, wieder entfolgen. Man kann einfach mal zuschauen, mitlesen, mit dabei sein. Das Mitreden kommt dann von ganz alleine.
Ein Unterschied zwischen klassischen und sozialen Medien ist, dass die klassischen Medien die Filterarbeit für uns erledigt haben und wir dies in den sozialen Medien selbst übernehmen müssen.
Ganz nebenbei ergibt sich dabei auch ein gewisser Werbeeffekt, insbesondere für die freiberuflichen Kollegen. Marketingexperte bin ich nicht, aber auch wenn es keinen direkten messbaren Erfolg gibt, Klient X kam wegen Tweet T in die Beratung, so ist eine gewisse Öffentlichkeit und Bekanntheit doch Grundlage jeden Marketings, oder nicht?
Beispiel Privatpraxis im Park – für mich die einzige Psychotherapeutische Praxis in Bonn, die ich namentlich benennen könnte, eben weil sie mir in den Sozialen Medien ständig begegnet ist, inzwischen hauptsächlich auf Google+ aktiv. Etwas positives ist hängen geblieben und kann weitere Akquise erleichtern, muss es nicht, kann es aber.
Weil wir es wert sind gehört zu werden
Psychologen leisten gute Arbeit in vielen Bereichen. Trotzdem assoziieren die meisten Menschen mit Psychologie Therapie oder banales Alltagswissen.
Psychologiestudenten wird immer wieder scherzhaft mit der Angst begegnet, sie könnten jetzt ihre Freunde analysieren und man müsse aufpassen, was man sagt.
Es gibt viele Bereiche, viele spannende Themen mit Relevanz für den Alltag vieler Menschen.
Sprechen wir darüber!
Schreiben wir darüber!
Seien wir wir mit dabei im Netz, wo jeder mitreden kann!
Zu unserem Sommerfest kamen zwei Politiker, die wir eingeladen hatten. Ein Zeichen, dass auch von Seiten der Politik Interesse an unserem Berufsstand und unseren Themen besteht.
Frau Dr. Claudia Lücking Michel (MdB, CDU) leistete uns während des Vortrages Gesellschaft. So blieb leider wenig Zeit für ein persönliches Gespräch.
Herr Ulrich Kelber (MdB, SPD) kam etwas später und blieb für einige Gespräche. Auch ein Small-Talk-Thema wie Fußball kann dann recht schnell psychologisch werden, insbesondere dann, wenn man mit unserem Vorsitzenden Jürgen Walter spricht, der Sportpsychologe ist.
Wir freuen uns sehr, dass beide unserer Einladung gefolgt sind, denn so wichtig die sozialen Medien sind, ist es der persönliche Kontakt bei einem guten Gespräch noch immer.
Ausblick
Die vielen Gespräche, die ich selbst im Nachgang des Vortrages geführt habe, zeigten mir, dass Interesse an dem Thema besteht. Es gibt noch viele Bedenken und große Skepsis, doch auch Neugier.
Ja, im Netz ist nicht alles wunderbar. Ja, es gibt Cybermobbing, Shitstorms und andere Probleme. Doch vor allem gibt es dort Menschen und um die geht es uns doch, oder?
Die Sozialen Medien sind aus dem täglichen Leben nicht mehr weg zu denken, auch wenn viele noch gut ohne leben können. Daher ist es wichtig, sich mit dem Thema zu befassen, egal in welchem Arbeitsbereich wir tätig sind, es wird immer mehr Berührungspunkte geben.
Neben den Risiken gibt es viele Chancen, die das Netz und die Sozialen Medien uns bieten, die sollten wir für uns nutzen. Auf der Straße lauern auch Gefahren und trotzdem gehen wir hinaus.
Traut euch und probiert es aus!
Der Vortrag war hoffentlich nur ein Anfang. Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten den Weg „Psychologen ins Netz“ zu begleiten, bis hin zum großen Barcamp Psychologie. Erste Interessenten sind bereits gewonnen. Ich hoffe sehr, dass wir den Weg in NRW gemeinsam gehen!
Frei zitiert nach Sascha Foerster, während der Veranstaltung, die Mut zum Ausprobieren machen sollte, getwittert:
Auch in Bibliotheken kann man nicht alle Bücher lesen, warum also Angst vor dem Netz? #PsychologeninsNetz
— LG NRW BDP (@NrwBdp) 29. Juli 2017
Hallo Stephanie,
ganz toller Blog!
Wenn ich „folgen“ will, muss ich mich anmelden. Habe ich schon ein Passwort?
Gib mir doch ggf. noch einenTipp, vielen SDank!
Schönen Abend
Jürgen
Danke Jürgen, ich schreib dir dazu noch mal ;-).
Super, liebe Stephanie, danke für deinen ausdauernden Einsatz, uns in diese Welt zu ‚beamen‘. Ganz analoge Grüße aus Köln – Petra