Die Perfekten - Caroline Brinkmann
Die Perfekten – Caroline Brinkmann

Definitionen

Perfektion

höchste Vollendung in der [technischen] Beherrschung, Ausführung von etwas; vollkommene Meisterschaft [Quelle: Duden]

Perfektionismus

die Vervollkommnungsfähigkeit des Menschen als Ziel alles sittlichen Wollens (Wollen, z.B. bei Leibniz, Kant). [Quelle: Dorsch Lexikon der Psychologie]

Vollkommenheit ist schon ein verdammt hoher Anspruch, dennoch streben viele Menschen nach Perfektion. Auf diesem Weg stehen sie sich dann oft selbst im Weg, wenn eine Tätigkeit nicht abgeschlossen werden kann, da sie noch nicht perfekt vollendet ist, es immer etwas zu verbessern gibt. Viele von euch werden dieses Problem kennen, wenn nicht persönlich, so wahrscheinlich an Mitmenschen bereits beobachtet.

Ein perfekter Mensch

Es ist Teil unserer menschlichen Evolution uns immer weiter zu verbessern, weiter zu entwickeln und an verändernde Umwelten anzupassen. Nicht nur in der Fiktion, auch in der Wirklichkeit arbeiten Forscher daran in diesen natürlichen Prozess einzugreifen.

Wäre es nicht wunderbar, wenn wir Gendefekte reparieren könnten?

Wenn wir schon dabei sind, können wir auch eine ganze Menge anderer Dinge in unserem Gencode verbessern, optimieren, perfektionieren, oder nicht?

Ethik? Ja, wir sollten darüber nachdenken!

Ist ja nur ein Gedankenexperiment …

Also was, sollte der perfekte Mensch können, welche Charaktereigenschaften, welche Fähigkeiten, welches Aussehen?

Gesundheit! Das erscheint mir leicht, aber bei der Persönlichkeit und dem Aussehen wird es für mich kompliziert, was haltet ihr für perfekte Eigenschaften?

Für mich macht gerade das Unperfekte, die kleinen Schwächen, das Besondere eines Menschen aus.

Sind es nicht gerade die Menschen, die wunderschön sind und auch noch scheinbar alles können, die es im Leben schwer haben, Freunde zu finden?

Wie perfekt kann eine Welt sein?

Caroline Brinkmann hat mit „Die Perfekten“ eine Dystopie geschrieben, die genau diese Fragen zum Thema hat. Eine Welt in der versucht wird die Menschheit zu Perfektionieren. Menschen sind in genetische Gruppen eingeteilt. Wer eine 1 ist, hat wertvolle Gene und eine entsprechend gute Stellung in der Gesellschaft. Auch der Schulbesuch ist abhängig von dieser Einteilung, wer eine 3 ist benötigt lediglich eine Grundbildung.

Schnell wird deutlich wie wenig perfekt diese Welt doch ist. Wir dürfen sie aus zwei Perspektiven entdecken:

Lark ist eine 1, seine Schwester hingegen eine 3, was den Status der gesamten Familie senkt.

Rain dagegen ist gar nicht erfasst, sie ist ein Ghost und daher gar kein Teil der Gesellschaft. Sie und ihre Mutter ziehen regelmäßig um und leben für sich, unentdeckt und isoliert. Ihren Vater kennt Rain nicht …

Gleich zu Beginn kommt es zu einer Begegnung zwischen Lark und Rain, die Beziehung zwischen beiden ist schwierig, da Rain niemandem vertrauen darf und sich eigentlich von ihm fern halten muss. Er muss sich ebenfalls auf seine Karrieremöglichkeiten konzentrieren …

Es bleibt daher nicht aus, dass sie schon bald getrennte Wege gehen …

Doch wir bleiben bei ihnen und erfahren, wie sich ihr Leben völlig unterschiedlich entwickelt, auch vollkommen anders, als sie es selbst für sich erwartet und geplant hatten.

Das klingt jetzt alles noch relativ banal, doch ich kann euch versprechen, das sind nur die Ausgangsbedingungen für eine unglaubliche Geschichte voller Überraschungen und Emotionen.

Eine Welt, die sich selbst Hope nennt und die Perfektion als Ziel hat. Eine Welt in der gute Gene ein Garant für ein gutes Leben sind und wer es sich leisten kann, kann sich ein genetisches Upgrade gönnen, sich medizinischen Korrekturen unterziehen, gegen die unsere heutige plastische Chirurgie noch in den Kinderschuhen steckt, glaube, hoffe ich zumindest.

An der obersten Spitze der genetischen Hierarchie stehen die Gesegneten, die Perfekten, die bei näherer Betrachtung doch nicht so perfekt sind. Welche Makel diese Perfekten haben, dürft ihr gerne selbst entdecken. Vielleicht seid ihr dann auch ein wenig schadenfroh, ich war es, das gebe ich gerne zu. Es passt einfach so wunderbar in den Gesamtkontext der Perfektion.

Ich konnte nicht aufhören zu lesen. Es ist gewiss kein perfektes Buch, aber ein verdammt gutes Buch, ein böses Buch, denn ich bin nicht mit allem Entwicklungen und Ereignissen einverstanden. Ja, es macht Sinn für eine gute Story, aber für mich als Leserin ist es einfach grausam, was Caroline Brinkmann da mit ihren Figuren macht!

Das schlimmste war für mich, dass die Seiten dahinflogen und das Ende drohte, aber doch noch so viel vor mir lag. Irgendwie war ich davon ausgegangen, dass es ein Einzelband ist, keine Ahnung warum. Dann der Moment der Verzweiflung, die letzte Seite war gelesen und ich blieb ratlos zurück. Verlagsseite prüfen, die Webseite der Autorin prüfen, einen verzweifelten Tweet absetzen.

Schließlich auf Facebook, die ersehnte Information finden: Es wird einen zweiten Teil geben!

Dafür bin ich Caroline Brinkmann sehr dankbar und zum Dank für die erlittenen Qualen verdient sie sich einen Platz auf der Liste böser Autoren.

Fazit

Eine Dystopie, die es in sich hat, viele gute Ideen, viele gefährlich realistische Ideen. Ein Hauch von Panem und den Distrikten, aber das fand ich nicht weiter schlimm, denn diese Einteilung habe ich auch vor Panem schon in anderen Büchern gesehen und ist schlicht ein mögliches Element von Dystopien.

ICH MÖCHTE BITTE BAND 2 LESEN! DRINGEND!

Weitere Meinungen

Lena im Rabenmutti-Blog

Lucciola

His and Her Books


Das E-Book wurde mir von Bastei Lübbe über Netgalley zur Verfügung gestellt.

Die Perfekten
Caroline Brinkmann
Bastei Lübbe – Print bei One / E-Book bei Bastei Entertainment
ISBN: 978-3-8466-0049-8 (Print)
ISBN: 978-3-7325-4831-6 (E-Book)
Erscheinungsdatum: 25.08.2017