
Palace of Fire – C. E. Bernard
Die Palace-Saga von C.E. Bernard endet mit „Palace of Fire“ vollkommen anders, als ich es erwartet hatte. Es war überraschend, aber es machte Sinn und abgesehen von einem großen Kritikpunkt, war es auch richtig gut so. Um euch die Überraschung nicht zu nehmen, verrate ich nicht zu viel darüber, auch wenn es mir schwer fällt. Falls du die Reihe noch nicht kennst, empfehle ich zunächst meinen Beitrag zu „Palace of Silk“ zuerst zu lesen. Ansonsten ist der Beitrag für dich spoilerfrei, aber es fehlt der Kontext, um was es eigentlich in der Reihe geht.
Ein wenig Kritik muss sein
Meine Begeisterung über diese Reihe habe ich ja bereits fleißig geteilt, daher beginne ich mit der Kritik: Figuren, die ich lieb gewonnen habe, kamen definitiv zu kurz!
Eine schwierig zu formulierende Kritik betrifft das Ende. Für mich wäre einige Seiten zuvor ein geniales Ende gewesen, doch dann kommt noch etwas – eigentlich ja gut, aber dann ein fieser letzter Satz!!! Das ist doch kein Ende!!! Es liegt so viel in den abschließenden Worten, all das, was eben noch offen ist, was nicht in 500 Buchseiten passt, denn das Leben geht weiter. London ist nicht niedergebrannt und wie Christine E Bernard mir im Gespräch sagte: „Eine Revolution passiert eben nicht über Nacht.“ Sie hat Recht, verdammt, ja, aber … In dem Moment, als ich das Buch beendete, wünschte ich mir einen leichteren Abschied von Rea und all meinen Freunden. Je mehr Abstand ich von der Geschichte gewinne, desto mehr gebe ich der Autorin Recht, es war das „richtige“ Ende für diese Geschichte.
Während ich die ersten beiden Bände nicht aus der Hand legen konnte, gelang es mir bei „Palace of Fire“ leichter. Das Buch hat mich weniger in seinen Bann gezogen, dafür aber noch mehr Stoff zum nachdenken gegeben, sodass es auch ein wenig „anstrengend“ für den Kopf war. Wir reden hier aber immer noch davon, dass ich das Buch gemeinsam mit Kathi innerhalb von drei Tagen gelesen habe, während wir „Palace of Silk“ in zwei Tagen durch hatten – ein Vergleich auf sehr hohem Niveau!
Starke Frauen
Rea ist eine starke Frau, eine Kämpferin, wie sie zu Beginn aller drei Romane anschaulich unter Beweis stellt – die parallelen Anfänge sind wirklich genial, ohne langweilig zu werden! Eine ebenfalls starke Frau ist Ninon, intelligent, mutig und eine treue Seele, die ich persönlich gerne zur Freundin hätte. Doch niemand, wirklich niemand kann immer stark sein. Wir alle haben unsere Schwächen und brauchen manchmal Hilfe.
Daher finde ich es wichtig, dass realistische Romanheldinnen, eben nicht immer nur stark sind, sondern auch ihre Schwächen haben! Dies ist C. E. Bernard eindrucksvoll mit diesen beiden Frauen gelungen, auch bei den anderen Charakteren. Die schwachen Momente sind gewiss nicht für alle leicht zu lesen, manch einer mag das Bedürfnis nach einer Trigger-Warnung haben. Meinem Empfinden nach geht die Autorin sehr sensibel mit den ernsten Themen um und was für mich das wichtigste ist: sie lässt ihre Figuren nicht allein in der Schwäche zurück. Es werden keine Schwächen romantisiert und die Geschichte verdeutlicht eben nicht nur die Problemlage, sondern bietet auch Möglichkeiten mit diesen umzugehen. Das erwarte ich von einem Roman, ein Beispiel zu sein, eine Inspiration, ohne mir erklären zu wollen, was ich tun muss.
Ninon erlebt einen erniedrigenden Moment, eine leider viel zu häufige demütigende Situation. Die Szene ist eindeutig, aber nicht zu detailliert grausam geschrieben. Es ist keine Schande gerettet zu werden und Hilfe anzunehmen!
Reas Schwäche kennen wir, sie gehört zu ihr, manifestiert sich in Form einer „Kreatur“. Im zweiten Band erhielt sie die Diagnose „Geistesfieber“. Depression und wahnhafte Vorstellungen spielen hierbei eine Rolle, die Gefühle von Ohnmacht und Kontrollverlust. Spielte die Kreatur im ersten Band noch eine relativ kleine Rolle, begab Rea sich im zweiten in Behandlung, erleben wir nun im dritten einen starken Konflikt bei unserer Heldin. Die Erwartungen an sie sind inzwischen hoch, entsprechend hat sie auch mit sich selbst stärker zu kämpfen, während ihr die Medikamente ausgehen. Die Kreatur wird stärker, während Rea nach Möglichkeiten sucht, selbst stark zu sein und ihre Pflichten zu erfüllen. Ein Konflikt, den viele von uns kennen, ein Tabu in unserer Gesellschaft, in der Offenheit noch immer als Mimimi verpönt ist. C.E. Bernard thematisiert, dass es sich um eine Krankheit handelt, etwas, dass nicht einfach weggeht, aber behandelbar ist. Sie macht deutlich, wie wichtig es ist, ehrlich mit sich selbst umzugehen und Hilfe anzunehmen. Wie gerne Mitmenschen auch helfen, wenn sie wissen, was sie tun können. Es passiert bereits einiges an Aufklärung über psychische Erkrankungen und das ist sehr gut so. Akzeptanz in der Gesellschaft ist ein wichtiger Schritt zu einem angemessenen Umgang. Ich bin überzeugt davon, dass Romane, die das Thema geschickt in die Geschichte einflechten, ein Umdenken in vielen Köpfen erleichtern.
Niemand von uns kann immer stark sein!
Seit achtsam mit euch selbst und euren Mitmenschen!
Artus-Sage
Wenn du die Reihe liest, halte Ausschau nach kleinen Anspielungen auf die Artus-Sage. Witzigerweise habe ich parallel zum Buch eine Folge der Serie „Merlin“ gesehen. Merlin sagt sinngemäß zu Arthur: „Ihr seid nicht wie euer Vater, ihr werdet ein anderer König sein.“ Es schwingt mit, dass das Land unter der Herrschaft des Sohnes freier sein wird. Ähnliches sagt Rea auch zu Prinz Robin.
Fazit
Nach Abschluss der Reihe, bleibe ich bei meiner klaren Leseempfehlung. Es ist eine starke Buch-Reihe, eine, die sehr viel Stoff zum nachdenken bietet, eine die Mut macht. Die Hashtags zur Reihe sind sehr passend gewählt:
- #Seifurchtlos zu „Palace of Glass“
- #seifurchtlosinParis zu „Palace of Silk“
- #alldeinenMut zu „Palace of Fire“
Sei du selbst und lebe dein Leben, du hast nur das eine!
Von Rea heißt es Abschied nehmen, von Christine E. Bernard hoffentlich nicht. Ich bin sehr gespannt, was wir als nächstes von ihr lesen dürfen. Sie hat Andeutungen gemacht an etwas neuem zu arbeiten. Dennoch vermute ich mal, dass es noch dauern wird, bis es fertig und auch veröffentlicht ist. Und wer weiß, vielleicht dürfen wir Rea noch auf der Bühne oder Leinwand erleben, die Geschichte birgt großes Potential dazu. Wen ich in der Rolle von Rea sehen möchte, wisst ihr ja, oder? Falls nicht, sage ich es gerne noch einmal: Vanessa Basilio des Luca wäre die perfekte Besetzung.
Reihenübersicht
Palace of Fire
weitere Beiträge im Zusammenhang mit der Palace Saga
Releaseparty zu Palace of Glass
Releaseparty zu Palace of Silk
Releaseparty zu Palace of Fire
Das Buch wurde mir über das Bloggerportal von Random House zur Verfügung gestellt.
Palace of Fire – Die Kämpferin
C. E. Bernard
aus dem Englischen übersetzt von Charlotte Lungstrass-Kapfer
Penhaligon
ISBN: 978-3-7645-3198-0
Erscheinungstermin: 23. Juli 2018