Ich weine nicht sonderlich oft bei Büchern, würde ich jetzt einfach mal behaupten. Hier und da fühle mich mitgenommen und vielleicht stehen die Tränen in meinen Augen, aber so richtig geweint? „Nicht weg und nicht da“ war in der Hinsicht ein schlimmes Buch. Ich habe beim Lesen unfassbar viel geweint und wenn es gerade wieder aufgehört hat und ich mich entspannt hatte, ging es von vorne los. Dieses Buch war eine emotionale Achterbahn und ich finde es gut so.

Nicht weg und nicht da

Luise ist alleine. Ihre Mutter stürzt sich in ihre Arbeit und ihr großer Bruder ist weg. Doch so ganz hat ihr Bruder sie nicht allein gelassen. Er kannte seine kleine Schwester und wusste, dass sie mit seinem Tod nicht sonderlich gut klar kommen würde. Also hat er einen Weg gefunden ihr dabei zu helfen, ihn gehen zu lassen. Und dann ist da noch Jakob, Jakob der auch nicht ganz heile ist und der Luise eines Tages begegent. Für Luise ist er genau das, was sie gerade braucht.

Was ich an dem Buch mag

Ich liebe, wie das Buch aufgeteilt ist. Sowhol aus Jacobs und Luises Perspektive wird deren Geschichte erzählt und das in schnellen Abfolgen. Mal ist eine Perspektive nur eine Seite lang und mal etwas länger. Ich fand es absolut toll, es so lesen zu können. Ebenfalls gut fand ich, was das Buch mit mir geacht hat. Die ganzen Emotionen in dem Buch werden unfassbar gut rüber gebracht. Es war anders besonders diese Geschichte zu lesen.

Was ich an dem Buch nicht mag

Auch wenn ich das Buch einsame Spize finde, gibt es doch zwei kleine und eine große Sache die mich stören. Fangen wir mit den kleinen Sachen an. Wie in jedem guten oder auch schlechten Roman gibt es vor dem Happy End einen großen Knall. Irgendetwas, was die beiden scheinbar fast auseinander reißt. Auch in „Nicht weg und nicht da“ gibt es so etwas. Und die Auflösung dieses Problems passiert dann auf zwei Seiten. Dieser ganze Knall und die Auflösung war die Stelle im Buch die mich nicht emotional mitgenommen hat, in dem Moment bin ich eher aus der Achterbahn ausgestiegen und habe mich gefragt, echt jetzt?

Nun zu der zweiten Sache. Luise hat eine beste Freundin Ming. Ich versuche es so spoilerfrei wie möglich zu halten. Ab einem bestimmten Punkt in der Geschichte passiert etwas mit Ming, nur leider erfährt der Leser nie wirklich genau was. Ja, als Leserin konnte ich es mir halbwegs denken, aber ich hätte gerne eine Bestätigung gehabt.

Die größere Sache ist mir erst im Nachhinein bewusst geworden und ich bin auch immer noch unschlüssig, wie ich das ganze finden soll. In dem Buch geht es immerhin um Selbstmord. Luises Bruder hat sich das Leben genommen, im vollen Bewusstsein, was er den Menschen um sich herum damit antun würde. Das hat aber nicht gereicht. Das Buch erklärt mir zwar seine Beweggründe und ich kann es auch nachvollziehen, aber irgendwie frage ich mich, was würde das Buch mit mir machen, wäre ich Selbstmordgefährdet? Würde mir das helfen, um ebenfalls den letzten Schritt zu wagen und aus dem Fenster zu springen? Weil ich weiß, dass die anderen irgendwann damit klar kommen?
Ich finde das Thema schwierig und noch problematischer, dass mir an keiner Stelle des Buches Hilfe angeboten wird. Also dieser simple Satz von wegen: Wenn du auch über Suizid nachdenkst, findest du hier Hilfe. So in der Art zumindest habe ich es in anderen Büchern schon gefunden. Das Buch ist gut, ich habe es gerne gelesen, nur wie das Thema gekonnt nicht thematisiert wird, finde ich schwierig. Auch im Hinblick darauf, dass ihr Bruder anscheinend schonmal versucht hat sich umzubringen und es dann (ich glaube es war ein Jahr später) doch schafft. Da habe ich mich gefragt, wenn jemand es versucht hat, wird in der Regel nicht versucht der Person zuhelfen? Was nach dem ersten Versuch passiert ist, wird auch nicht erzählt.

Also für alle die selbst, düstere Gedanken in dieser Hinsicht haben, bitte ich darum es sich zweimal zu überlegen, ob sie dieses Buch gerne lesen wollen würden. 

Wenn du auch über Suizid nachdenkst findest du hier Hilfe.

Nicht weg und nicht da
Anne Freytag
erschienen 2018 beim Random House Verlag 
ISBN: 978-3-453-27159-3

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