Auf der Suche im Andromeda-System
Nach der Ankunft im Andromeda-System und der Suche nach Antworten ist die MAGELLAN beschädigt, die Situation gerade ziemlich beschissen und das Team sucht einen Ausweg. Die Ausgangslage um mit den Aachaonen Kontakt aufzunehmen ist nicht gerade die Beste, ob sie es nach dem Abenteuer sein wird?
Interessant an dieser Stelle ist die Verdeutlichung, wie schwierig es ist in ein neues System zu reisen, dort in einen Konflikt zu geraten und sich spontan für eine Seite entscheiden zu müssen. Wer ist Angreifer, wer Opfer? Sollte man eingreifen oder sich raus halten?
Dabei geraten sie in Schwierigkeiten und wir landen mit Perry Rhodan, Autum Legacy, Sicherheitschefin, Agentin und Ehefrau von Reginald Bull, sowie dem Physiker Leyden auf einem merkwürdigen Planeten.
Kritik
Neo 152 ist der erste Perry Rhodan Roman, der mich nicht fesseln konnte und bei dem ich in der ersten Hälfte tatsächlich Schwierigkeiten hatte weiter zu lesen. Es war wohl eine Mischung aus allem, Plot, Schreibstil und vielleicht war Perry Rhodan gerade auch einfach nicht die richtige Lektüre.
Der Umgang der Figuren untereinander wirkte auf mich nicht ganz so locker, wie in den bisherigen Romanen. Allerdings schrieb Kai Hirdt eine ganz wunderbare Szene, ausgerechnet diese hat mir deutlich gemacht, was mir gefehlt hatte. Es ist ein sarkastisches Geplänkel zwischen Gucky und Perry Rhodan relativ am Ende des Romans, zitieren würde zu viel verraten.
Forschungsstation oder Gefängnisplanet?
Ein Aspekt im Plot fand ich spannend, nämlich das Geschehen auf dem Planeten:
Wir untersuchen unter anderem, inwieweit der Aggressionstrieb vererbt wird.
Eine spannende Forschungsfrage, die ethischen Bedingungen im Roman sind allerdings katastrophal!
Leider sind die Bedingungen in der psychologischen Forschung vor allem in der Vergangenheit auch häufig ethisch sehr grenzwertig bis unmöglich gewesen und dienten sicherlich zur Inspiration.
Kann man Menschen in ihrer Aggression beeinflussen,
um sie beispielsweise entsprechend als Soldaten einzusetzen?
Denken wir an den kleinen Albert und das weiße Kaninchen. Vor etwas 100 Jahren erforschte J.B. Watson Lernprozesse. Der kleine Albert fürchtete sich nicht vor dem Kaninchen, spielt mit ihm, zumindest so lange, bis der eifrige Forscher, die Begegnung mit dem Tier mit einem lauten erschreckenden Geräusch paart. Nach mehreren Wiederholungen, Auftreten des Tieres und Schrecklaut, fürchtet sich Albert vor der Kaninchen, auch ohne begleiteten Reiz. Die Angst vor dem Tier wurde erlernt / konditioniert. Ein einfacher Lernprozess hat statt gefunden.
Schockierende Ergebnisse über menschliche Verhaltensweisen zeigten beispielsweise die beiden berühmten Experimente von Milgram (1961) zum blinden Gehorsam oder das Stanford Prison Experiment vom Zimbardo (1971).
Aggression ist keine Eigenschaft, sondern beschreibt ein Verhalten.
Dollard et al. (1939) definierten Aggression „als eine Handlung, deren Zielreaktion die Verletzung eines Organismus (oder Organismus-Ersatzes) ist“ (zitiert nach Spektrum Psychologie Lexikon)
Nach der Frustrations-Aggressions-Hypothese von Dollard und Kollegen wird Frustration als auslösender Faktor von aggressivem Vergalten angesehen, kann also von außen beeinflusst werden. Diese Hypothese widerspricht der Freudschen Annahme des Aggressionstriebs, welcher der Forschungsfrage im Roman zugrunde liegt. (vgl. Spektrum Psychologie Lexikon).
Eine Studie zur Sozialen Lerntheorie von Bandura zeigt anschaulich, wie leicht aggressives Verhalten am Modell gelernt wird. Ihrer Vorbildfunktion sollten Eltern und Erzieher sich bewusst sein, denn Modelllernen funktioniert in vielen Bereichen bei Kindern.
So gruselig es klingt, aber ja, menschliches Verhalten ist beeinflussbar. Das bedeutet allerdings nicht, dass wir völlig manipulierbar sind und nicht hoffnungslos dem Willen anderer ausgeliefert sind.
Ob sich ein Virus entwickeln lässt, der uns zu aggressiven Monstern werden lässt?
Ich hoffe nicht.
Auch an den neurobiologischen Zusammenhängen mit aggressivem Verhalten wird fleißig geforscht. Das Forschungsziel liegt dabei vor allem im Verstehen der Prozesse, auch darin, Menschen zu helfen. Doch Forschungsergebnisse können auch für negative Ziele missbraucht werden.
In Lübeck gibt es beispielsweise ein spannendes Forschungsprojekt zur Neurobiologie der Aggression, in dem erforscht wird, welche Gehirnregionen an aggressiven Reaktionen beteiligt sind.
Hinweis: Ich habe mich bewusst auf die bekannten Studien konzentriert, die vielleicht dem einen oder anderen Leser schon einmal begegnet sind. Es handelt sich um viel zitierte und vor allem kritisch diskutierte Studien, könnte mir sogar vorstellen, dass die Anspielungen des Romans u.a. Milgram oder Zimbardo gelten. Dennoch gibt es viele weitere spannende Studien, die vielleicht sogar einen besseren Einblick in die Aggressions-Forschung gegeben hätten. Ich arbeite noch an meinen Skills zur Wissenschafts-Kommunikation, in diesem Bereich seid ihr liebe Leser gerade meine Versuchskaninchen und ich verrate euch, dass ich Stunden an diesem Abschnitt gesessen habe, ihn umgeschrieben und hinterfragt habe. Zweifel habe ich noch immer …
Fazit
Der Roman „Der Feind meines Feindes“ hat seine Schwächen, greift aber ein spannendes Thema auf, dass nicht nur im Bereich der Aggression wichtig für uns ist, nämlich die Frage danach, wie stark wir manipulierbar sind und vor welchen manipulativen Gefahren wir uns schützen müssen.
Der Roman wurde mir von der Perry Rhodan Redaktion zur Verfügung gestellt.
Perry Rhodan NEO 152 – Der Feind meines Feindes
Kai Hirdt
ISBN: 978-3-8453-4852-0
Pabel Moewig Verlag KG, PERRY RHODAN digital
Seufz … Hast ja leider recht. Das war sicher eines der Manuskripte, mit denen ich mich bislang am schwersten getan habe, um das Thema in den Griff zu kriegen. Die meisten anderen lesen sich deutlich eleganter.
Bin jetzt aber doch neugierig, welche Szene am Ende du gemeint hast. Das „Ich sollte an meinem Ruf arbeiten“-Ding?
Schöne Grüße nach Bonn – meine alte Heimat. 🙂
Ich bin gespannt darauf mehr von dir zu lesen.
Ja, es ist die Ruf-Szene, insbesondere der Anfang, beginnend damit, dass Bull sagt „Wir haben euch halt vermisst“.
Inzwischen habe ich eine weitere interessante Kritik gelesen und gebe Christina Recht, es war zu viel für einen Roman, daher zu wenig Raum für Entwicklung und zu komplex für einen kleinen Kometen, der noch kein Perry-Experte ist.
Kann dir was in die Hand drücken, ganz old-school in print, wenn Du Lust hast. Bin nächstes Wochenende in Bonn. Wenn Du Lust hast auf einen Kaffee? Ich treffe mich immer gern mit Bloggern aus meinem Themenfeld.
Mein System hat mich ausgetrickst und dein Kommentar ist mit durchgegangen. Das besagte Wochenende in Bonn ist inzwischen leider verstrichen 🙁