Als ich begann mich für Biografien zu begeistern, kaufte ich eine bunte Sammlung gebrauchter Bücher. Darunter Biografien von Menschen, deren Namen mir gar nichts sagten. Kennst du Paula Modersohn-Becker? Sie ist Künstlerin der Moderne und mich reizte der Untertitel „Paris – Leben wie im Rausch“.
Paula Modersohn-Becker
Was mich an Paula Modersohn fasziniert, ist ihr Freiheitsdrang. Sie lebte von 1976 bis 1907. Geboren und aufgewachsen in Worbswede zieht es sie nach Paris. Auch wenn Worbswede eine kleine Künstlergemeinschaft bietet, will sie mehr. Als Frau alleine in Paris leben zu dieser Zeit ist eine Herausforderung. Ein Zitat aus einem Brief in den ersten Tagen in Paris von ihr lautet:
Im Atelier verschwindet alles, man hat weder Namen noch Familie; man ist nicht mehr Tochter seiner Mutter, man ist man selbst, man ist ein Individuum und hat vor sich die Kunst und sonst nichts. Man ist so froh, so frei, so stolz.
Paula Modersohn-Becker, Renate Berger, Seite 30
Paris zu Beginn des 20. Jahrhunderts oder eher: Wie lebt Frau alleine in dieser Zeit
Die Biografie ist ein Einblick in eine Zeit zu Beginn des 19. Jahrhrunderts. Wir begleiten Paula Modersohn nach Paris, erleben mit ihr die Kunstszene, ihre Freundschaft zu Clara Westhoff und es geht auch immer wieder um das Thema Ehe. Auch nach ihrer Hochzeit in Worbswede wird Paula Modersohn-Becker noch einmal nach Paris zurückkehren. Ihre Ehe ist so außergewöhnlich wie ihr Leben zuvor.
Renate Berger gibt uns auch Einblicke in andere Künstlerinnern-Szenen, erzählt von anderen Frauen in Paris und auch in Deutschland. Es ist für mich mehr eine Geschichte der Zeit als die Biografie einer einzelnen Frau.
Biografie
Leider liest sich die Biografie wie eine wissenschaftliche Abhandlung. Renate Berger gelingt es zeitweilig interessant zu erzählen. Sie legt großen Wert auf saubere Zitation. Meiner Meinung nach muss sich beides nicht unbedingt ausschließen.
Was mich besonders beim Lesen der Biografie gestört hat, ist das Name-Dropping. Es gibt viele Querverweise auf andere Personen, die ich ebenfalls nicht kenne. Wie es denen ergangen ist zu dieser Zeit, das mag nicht uninteressant sein. Allerdings gibt es wenig Bezug zu Paula Modersohn, es geht an diesen Stellen vielmehr um Kontrastierung und darum ein Bild der Zeit zu gestalten. Es ist schade, dass es nicht so gut gelungen ist, die Geschichte rund um Paula Modersohn-Becker zu erzählen, denn es deutet sich an, dass sie ein sehr interessantes Leben hatte. Ihre Kunst ist nicht mein Geschmack, aber sie war wohl bedeutsam.
Ein Artikel im Ärzteblatt schreibt, dass eine Revolution in der Kunst wohl von ihr ausginge. Das benannte Kunstwerk, ein Akt von ihr als Schwangere wird im Buch ebenfalls erwähnt und ist dort abgebildet. Den Beitrag im Ärzteblatt finde ich noch ein wenig interessanter geschrieben.
Neu ist das Buch von Renate Berger nicht mehr verfügbar, aber zahlreiche weitere Biografien. Vielleicht liest du einfach eine andere, wenn dein Interesse für Paula Modersohn nun geweckt ist.
Paula Modersohn-Becker: Paris – Leben wie im Rausch
Renate Berger
Bastei Lübbe, 2009
ISBN: 9783404616572
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