Diese Woche habe ich was lustiges ausprobiert. Ich habe aus meiner ToDo-Liste ein Würfelspiel gemacht.

Es passte diese Woche sehr gut. Iich hatte wenige Termine und viel Freiraum, den ich mit meinen zahlreichen Aufgaben füllen konnte. Irgendwie müssen wir ja immer eine Entscheidung treffen, wann welche Aufgabe erledigt wird. Warum nicht den Würfel entscheiden lassen?

Wie kam ich auf diese merkwürdige Idee?

Spontan! Was die häufigste Antwort auf fast alle meine Ideen ist. Letzten Sonntag stand ich vor der Entscheidung zwischen Lesen, Spazieren oder Aufräumen. Ich fragte meinen Mann um Rat. Er war so lieb, die Entscheidung nicht für mich zu treffen. Oft ist es ja so, wenn jemand sagt, mach das, merken wir an unserer Reaktion, was wir wirklich machen möchten. Da ich nicht locker ließ, schlug er schließlich vor zu würfeln, gab mir eine Würfeldose und ich fand einen W4, einen Würfel mit den Zahlen eins bis vier. Ich gab den Zahlen Bedeutungen, erwürfelte eine 1 und durfte lesen. Fein. Ein Kapitel gelesen, würfelte ich erneut, cool noch eine 1. Doch wenn ich jetzt nicht spazieren gehe, gehe ich gar nicht mehr, dachte ich und ging. Tja, so fing es an, aufgeräumt habe ich dann nicht mehr, hätte ich beinahe, aber es wurde Zeit fürs Abendessen, wollte doch ein Gratin machen, das braucht Zeit.

Wie funktioniert das mit dem Würfeln?

Bereits am Sonntag entstand die Idee, das auch in die Woche zu integrieren. Gerade der Montag war ein guter Tag für das Experiment, da ich lediglich um 19 Uhr ein Meeting hatte und den Rest völlig frei einteilen konnte.

Ich nutzte erneut den W4 und ich glaube ein Standard-W6 ist zu viel. Man könnte natürlich auch einen Würfel mit mehr Zahlen nutzen und jeder Zahl eine Aufgabe geben. Ist die erledigt, darf eine neue mitspielen … Die Wahrscheinlichkeit, dass bestimmte Aufgaben erledigt werden, ist dann allerdings geringer. Es hängt alles von deiner Aufgabenstruktur ab. Denk gerne weiter und schreib mir von deiner Variante.

Ich belegte den Würfel folgendermaßen:

  1. Lesen
  2. Schreiben
  3. To Do
  4. Bewegung/ Haushalt

Zum Lesen zählt ein Kapitel in einem Fachbuch oder ein Artikel in einer Zeitschrift. Es lag auch das Rezensionsexemplar „Großer Panda und kleiner Drache“ bereit. Das hatte ich am Wochenende begonnen und am Freitag ging der Beitrag online.

Aktuell habe ich sehr viele Schreibaufgaben. Dazu zählen natürlich meine Romanprojekte. Ich habe hin und her überlegt, ob ich die Routine durchbrechen soll, die so gut funktioniert. Die Antwort war ein klares ja, denn genau darum ging es doch. Alles auf den Kopf stellen, neue Perspektive, neue Erfahrungen. Dazu kommt das Schreiben von Blogartikeln für zwei Blogs, Social Media Posts und das Schreiben von Konzepten.

Auf der ToDo Liste stehen ganz viele andere Aufgaben. Beispielsweise steht da schon ziemlich lange, dass ich mir eine neue Illustratorin oder Illustrator suchen muss. Das Angebot auf meine offene Anfrage scheint nicht mehr zu kommen. Das ist eine Aufgabe, die immer wieder liegen bleibt, da es viel Zeit kostet, zu recherchieren und es auch eine große Entscheidung ist, wen ich dann anschreibe. Breche ich es aber runter und suche beispielsweise „nur“ ne halbe Stunde oder auch Stunde und mache dann was anderes, löst sich die Aufgabe. Es stehen auch kleine Aufgaben drauf, die innerhalb von 10 Minuten erledigt sind, beispielsweise eine Rechnung zu bezahlen und in die Buchhaltung einpflegen. Aufgaben, die unter 5 Minuten zu erledigen sind, erledige ich möglichst sofort, es sei denn mir kommt die Idee, während ich mit etwas anderem beschäftigt bin.

Dann noch der letzte Punkt: Bewegung und Haushalt. Es ist schon länger mein Ziel, Bewegung regelmäßig in den Tag zu integrieren, aber das fällt mit nicht so leicht. Diese Woche hat es gut geklappt. Ich war Montag bis Donnerstag spazieren. Nur am Freitag nicht, da war das Wetter aber auch echt fies und ich war Donnerstag schon im Regen draußen gewesen.

Was haben Bewegung und Haushalt auf meinem Arbeitsplan zu tun?

Viel, denn ich bin freiberuflich in verschiedenen Projekten unterwegs und arbeite von Zuhause. Das bedeutet ich arbeite nicht erst im Büro und erledige dann abends den Haushalt. Ich darf es mischen und das hat zwei positive Effekte. Ich habe zwischen den kognitiven Aufgaben, kleine Pausen zum Abschalten. Außerdem war ich noch nie eine gute Hausfrau und erledige die Dinge am liebsten in kleinen Portionen.

Das ist wahrscheinlich der Kernpunkt: Ich liebe und brauche Abwechslung. Die Würfel haben mir genau das gegeben.

Organisation der Aufgaben

Anfangs habe ich mir handschriftlich für jede Zahl Aufgaben notiert, später dann digitale Listen angelegt. Einige Aufgaben sind für den Tag erledigt und werden am nächsten fortgeführt, wie beispielsweise die Suche nach der/dem Illustrator*in, andere bleiben abgehakt. In der App kann ich dann am nächsten Tag die Aufgaben neu sortieren. Wichtige Aufgaben, die auf jeden Fall an diesem Tag erledigt werden müssen, habe ich mit einem Sternchen versehen.

Termine & Pausen

Zwischendrin gab es fixe Termine, um die habe ich das Spiel einfach drumherum gebaut. Pausen wurden gemacht, wenn ich Hunger hatte. Ansonsten waren Pausen integriert, der Spaziergang, Lesen, Haushalt. Abwechslung ist das Zauberwort. Als ich allerdings mehrfach hintereinander eine 2 gewürfelt habe, habe ich irgendwann gesagt, Stopp, das ist mir zu viel, ich mache jetzt eine Pause.

Und wie lange dauert eine Aufgabe?

Unterschiedlich, ich habe von wenigen Minuten bis zu zwei Stunden an den Aufgaben gesessen, teils bis sie erledigt waren, vollständig, oder als die Teilaufgabe, als die sie definiert war. Manchmal habe ich so lange weiter gemacht, bis ich das Gefühl hatte, es reicht. Keine Lust ist ebenso zulässig, wie ich kann mich nicht mehr darauf konzentrieren. Die Aufgabe kommt dann eben morgen wieder dran, oder auch später nochmal.

Wie habe ich es erlebt?

Es war großartig! Der Spaßfaktor war dabei und ich habe mich tatsächlich auch frei gefühlt. Nachdem die Aufgaben vorbereitet hatte, brauchte ich nur noch Würfeln und abarbeiten und Spaß haben. Es war oft spannend, was als nächstes dran sein würde.

Wo bleibt die Selbstbestimmung?

Die ist völlig da, denn ich habe mir keine strengen Regeln auferlegt. Wenn der Impuls da war, eine Aufgabe zu erledigten, habe ich es gemacht. Ähnlich wie am letzten Sonntag, als ich einfach trotzdem spazieren war. Die Aufgaben stehen zwar untereinander und die Reihenfolge hat auch (seit der digitalen Variante) eine Bedeutung, nämlich nach Dringlichkeit. Trotzdem darf ich aussuchen und so habe ich auch manchmal einfach was gemacht, was nicht mal auf der Liste steht, einfach weil es mir in den Sinn kam.

Ich habe es als Chance genutzt, meine Muster zu durchbrechen und mir jede Freiheit gegeben, die ich brauchte. Nur so konnte es zu einer so großartigen Woche werden.

Effektiv dank Chaos?

Ja. Ich habe so einige Aufgaben erledigt, die ich sonst eher liegen gelassen hätte. Gerade der Fokus auf dringende Aufgaben, führt oft dazu, dass Aufgaben, die zwar wichtig, aber noch Zeit haben, irgendwann gemacht werden können, liegen bleiben. Ich mag nicht überall eine Deadline draufpacken, das ist nicht mein Ding. Mischen und von allem immer mal ein bisschen machen, liegt mir mehr. So bin ich diese Woche sehr gut voran gekommen, in allen Projekten und das macht mich sehr zufrieden.

Die Sache mit der Motivation

Das Spiel hat dazu geführt, dss ich mich an Aufgaben gesetzt habe, die ich sonst liegen gelassen hätte. Es ist aber eher extrinsische Motivation, die hier greift. Auch wenn mir das Spiel um des Spiels selbst Spaß gemacht hat, ich es als spannend erlebt habe. Noch besser ist es , wenn die Motivation für die Aufgaben intrinsich aus mir kommen. Lust haben, genau das jetzt zu tun.

Beides lässt sich koppeln. Maximale Autonomie. Wenn dir danach ist, den Artikel zu schreiben, schreib ihn. Manchmal ist da dieser Wunsch, es solle eine bestimmte Zahl fallen, dann würfle nicht, nutze den Motivationsjoker und mache genau diese Aufgabe genau jetzt.

Da die Impulse nicht permanent da sind, ist der externale Spielfaktor, an den ich einen Teil der Kontrolle abgebe hilfreich. Ich kann mich selbst wieder wirksam erleben, indem ich sehe, wie Aufgaben erledigt werden, vor allem, die die länger liegen. Und letztendlich ging es immer um die Aufgabe selbst, nicht darum, mich irgendwie zu belohnen, wenn ich ein Ziel erreicht habe. Dieses extrinsische Element gab es nicht. Davon würde ich auch abraten, denn extrinsische Motivation, tötet intrinsische.

Ich würde eher sagen, dass mir das Spiel geholfen hat, meine vielen verschiedenen Aufgaben in eine Chaosstruktur zu bringen und die Aufgaben, zu denen ich weniger motiviert bin, gut drunter zu mischen. Dabei würde ich sogar so weit gehen, zu sagen, dass sie durch das Spiel eine positivere Bedeutung bekommen haben.

Was erstaunlich war, ist dass der Effekt ausblieb, zum Ende der Woche müder zu werden oder auch an einem Tag das Gefühl zu bekommen, ich sei so langsam am Ende meiner Energie. Die Energie war da, von morgens bis abends, von Montag bis Freitag. Wie kann das sein? Abwechslung zwischen Aufgaben, die unterschiedlich anstrengend sind und die Spaziergänge haben gut getan. Ich nehme aus dieser Erfahrung viel für mich mit.

Fazit

Es ist eine Alternative, keine Dauerlösung. Hin und wieder zum Durchbrechen der Routine eine tolle Sache.

Ich bin überzeugt davon, dass ich morgens am besten Schreiben kann. Das habe ich auch diese Woche wieder erlebt. Ich kann aber auch wunderbar nachmittags noch kreativ an Texten arbeiten.

Was ich wirklich brauche ist Abwechslung, nicht zu lange an einer Tätigkeit sitzen, über Stunden Schreiben, ohne dazwischen den Kopf frei zu kriegen. Psychologisch gesehen, ergibt das total Sinn, widerspricht aber den typischen Arbeitstagen von 8 Stunden, die durch eine Mittagspause unterbrochen werden. Davon darf ich mich lösen, darf meinen eigenen Weg finden, wie ich meine Aufgaben am besten bewältige. Und damit ist nicht nur Effizienz gemeint, sondern auch, dass es mir dabei gut geht.

Nächste Woche sieht es anders aus. Da beginnt die Lehre wieder, Dienstag bin ich komplett unterwegs zur Supervision. Wenn die Zeitfenster kleiner sind und klar ist, welche Aufgaben in diesem liegen, ist der Spielraum kleiner.

Lass dich gerne von meinem Spiel inspirieren. Arbeiten darf auch Spaß machen. Kürzlich las ich mal wieder einen Tweet, in dem stand, dass egal, wie viel man arbeitet, die ToDo-Liste nie leer werde. Darum geht es auch gar nicht. Eine ToDo-Liste ist eine Hilfe, den Überblick zu behalten, damit nichts wichtiges vergessen wird. Es ist eine Möglichkeit die Aufgaben zu strukturieren. Eine ToDo-Liste vollkommen abzuarbeiten kann nur dann das Ziel sein, wenn sie entsprechend klein ist, eine Liste des Tages zum Beispiel, dann muss diese aber auch machbar begrenzt sein.

Schreib mir gerne von deinen Erfahrungen. Ich würde mich freuen.