Will ich das lesen?
Gabi Büttner fragte mich, ob ich ihr neues Buch lesen wollen würde. Es sei nicht nötig die beiden McLain Bücher zu kennen, schließlich ginge es um eine andere Figur. Sie und ihre Co-Autorin des Pseudonyms Jaden Quinn würden sich freuen, wenn ich ihre Theorie testen würde.
Natürlich hat Gabi mir auch den Klappentext mitgeschickt und natürlich steht da auch drin, dass es sich um den Antagonisten der McLain Brüder handelt, aber habe ich mir das gemerkt? Nein.
Als ich ein paar Wochen später mit dem Lesen anfing, wusste ich, dass ich mich auf etwas anderes als sonst einlasse, Thriller hatte ich im Kopf – im Interview sprach Gabi von Krimi.
Gleich der erste Satz macht deutlich, es wird keine Kuschellektüre:
Seine Kindheit roch nach altem Urin und getrocknetem Erbrochenem, unterlegt von dem allgegenwärtigen süß-herben Geruch von Marihuana.
Jack Harper. Erwachen, Jaden Quinn, erster Satz
Und doch kam ich recht schnell an dem Moment, in dem ich dachte: Verdammt, was lese ich da, das will ich nicht lesen! Wie kann der Typ so grausam sein?
Ich schrieb Gab:
Es tut mir leid, ich finde das furchtbar 🙁 Jack ist furchtbar
Wahrscheinlich hat sie sich amüsiert, denn ihre Antwort lautetet:
Natürlich ist Jack furchtbar.
Dann erinnerte sie mich daran, dass es ja um den Antagonisten und seine Entwicklung geht.
Sie darf ihn nicht lieben!
Ich ließ das Buch ein paar Stunden liegen und las es unter diesem (neuen) Gesichtspunkt weiter. Ich wollte nicht, dass sich der Arsch entwickelt, ich wollte ihn weiter als Arschloch sehen und schon gar nicht wollte ich, dass sich Emily in ihn verliebt. Das konnte für sie doch nicht gut gehen.
Und plötzlich steckte ich mitten in einem Psycho-Romantik-Thriller. Es war heftig, emotional, brutal und es gab viel Sex.
Jack ist und bleibt ein Arsch und das ist gut so. Wir erfahren, wie er zu diesem Arsch wurde, warum er als Psychopath gesehen wird, auch von Emily. Ich denke er ist keiner, aber sein Adoptivvater wahrscheinlich schon.
Wie ich Jack sehe? Er hatte eine wirklich beschissene Kindheit und geriet an einen Adoptivvater, der ihm einer echt üblen Erziehung unterzogen hat, eine, die ihn zu einem „harten Mann“ werden ließ, der keine Angst hat und Schmerzen nicht scheut.
Emily zeigt ihm ein Leben, das er nicht kennt, zeigt ihm was echte Zuneigung ist. Ich befürchtete schon, es wird eine klassische BadBoy-Romantik: Sie verwandelt ihn und alles wird gut? Ich kann euch beruhigen. Ja, er macht mit ihr ganz neue Erfahrungen. Sie sieht in ihm etwas, was ihm selbst fremd ist und doch wird es nicht einfach. Er zweifelt, hadert und wehrt sich. Es ist mehr als ein typisches „Ich bin nicht gut für dich“, auch wen Jack das natürlich auch sagt.
Ich will Emily immer wieder warnen, sich nicht auf ihn einzulassen, bin nicht einverstanden mit dem was geschieht, aber ich muss sagen, die Autorinnen erzählen diese Geschichte wirklich gut. Und Emily selbst sieht Ähnlichkeiten zwischen sich und Jack, auch sie hat ihre Probleme und Vergangenheit.
Ich kann nachvollziehen, wie die beiden interagieren, wie sie lieben und leiden. Natürlich rechne ich mit einer Katastrophe, das tut Jack auch.
Ist das jetzt ein Liebesroman?
Nein, es ist Jacks Geschichte und Emily ist eine zentrale Figur, die ihm eben ein anderes Leben zeigt. Es geht im Roman auch um sein eigentliches Leben, das Leben als Sohn des Firmenchef eines großen Pharmaunternehmens. Er ist offiziell der Sicherheitschef.
Dann sind da die McLain Brüder, die beiden Protagonisten der ersten beiden Bücher der Reihe. Auch sie spielen hier eine Rolle. Sie sind die Opfer, die Jack jagt. Es gibt einige brutale Szenen, vor allem in Jacks Erinnerungen. Wir erfahren nicht nur, wie er selbst Gewalt anwendet, sondern auch, wie er sein eigenes Training des Vaters durchlaufen hat. Die Darstellung ist für mich aushaltbar gewesen.
Kann ich nur dieses Buch lesen?
Ja, kannst du. Ich glaube allerdings, dass es sich anders liest. Wer bereits die McLain Brüder kennen gelernt hat, steht vielleicht auf ihrer Seite und hasst Jack noch mehr. Allerdings glaube ich nicht, dass die zwei einfach die Guten sind,, während an Jack dem Arsch auch nicht alles durch und durch böse ist. Die Erwartungshaltung ist vielleicht eine andere.
Doch die Geschichte bleibt nah bei Jack, auch wenn es auch um die Suche nach den Brüdern geht. Daher gibt es keine Verständnisprobleme. Ich kann mir vorstellen, dass manch eine Szene Erinnerungen wecken kann und sie in den anderen Büchern weiter geführt werden. Letztendlich holen wir die Ereignisse der anderen Bücher ein und auch im nächsten Band wird es um Jacks Perspektive gehen, wenn auch nicht ausschließlich, wie Gabi mir verraten hat …
Leseempfehlung?
Wenn du Sex und Gewalt nicht scheust und dich die Entwicklung eines Antagonisten interessiert, ja.
Das Buch wurde mir von Gabi Büttner zur Verfügung gestellt.
Jack Harper – Erwachen
Jaden Quinn
Selfpublisher
ASIN: B087NG8LD4