Das soll kein Jammer-Beitrag werden, auch wenn ich mir ein paar Gedanken von der Seele schreibe. Ich will kein Mitleid von euch, ganz bestimmt nicht! Irgendwie müssen diese Gedanken einfach mal niedergeschrieben werden und ich möchte sie vor allem mit denjenigen teilen, die in einer ähnlichen Situation sind. Es ist kompliziert, aber aufgeben ist keine Option! Wohin der Weg uns auch führen wird, es wird einen geben.
Der große Plan
Schule und was dann? Natürlich hatte ich einen Plan. Dank meiner etwas unüblicheren Reihenfolge im Lebenslauf, nämlich erst die Familie und dann die Ausbildung und eventuell anschließende Karriere, hatte ich ein wenig mehr Zeit für den großen Plan des Lebens.
Doch es blieb bei demselben Plan, den ich bereits zu Schulzeiten hatte. Ich wollte Psychologie studieren und das tat ich auch. Es gab sogar einen weiter gehenden Plan, inklusive dem Gedanken, mir möglichst viele weitere Optionen offen zu halten. Psychologie ist ein weites Arbeitsfeld und das ist großartig. Es gab nicht nur einen, sondern sogar zwei Pläne, beide relativ gleichwertig, mal der eine, mal der andere stärker favorisiert.
Plan A – Die Wissenschaft
Schon als Kind war ich furchtbar neugierig, trieb alle mit meinen Warum-Fragen in den Wahnsinn. Das ist vollkommen normal, aber ich habe damit nicht aufgehört. Versuche meine Mitmenschen weniger in den Wahnsinn zu treiben und das Spiel nicht zu weit zu treiben, aber ich möchte noch immer die Welt verstehen und die Menschen.
Ein Schlüsselerlebnis auf diesem Weg war die Abgabe meiner Masterarbeit. Meine Freunde wollten anschließend feiern, ich ging nach Hause und weinte. Es überkam mich keine Erleichterung oder Freude, endlich fertig zu sein. Ich wollte weiter machen. Das tat ich auch und startete mein großes Dissertationsprojekt.
Ich hatte das große Glück in einem DFG-Forschungsprojekt an der Universität Bonn zu arbeiten. Die Säuglingsstudie lief über drei Jahre und es war eine tolle Zeit! Leider gab es keine Projektverlängerung, aber in einer kostenneutralen Verlängerung führen wir aktuell die letzten Studien zu Ende und von dort aus suche ich mir gerade meinen neuen Weg.
Plan B – Schulpsychologie
Schulzeit bedeutet für mich eine wichtige Phase der Entwicklung, eine Zeit in der Kinder und Jugendliche ihre Persönlichkeit ausprobieren und entwickeln, eine Zeit in der sie die Weichen für ihre Zukunft stellen.
Vor Lehrern habe ich großen Respekt. Sie stellen sich der Herausforderung Schülern Dinge beizubringen, die diese oft gar nicht lernen wollen. Dabei stehen sie im Kreuzfeuer von Kritik seitens Schülern, Eltern, Kollegen, Schulleitung, Amt und Öffentlichkeit.
Als Schulpsychologin würde ich gerne einen Teil dazu beitragen, Schulen zu einem guten Entwicklungsrahmen für Schüler zu machen. (Zitat aus meiner Bewerbung)
Bereits während des Bachelor-Studiums habe ich ein Praktikum in der Schulpsychologie gemacht. Dieses musste ich mir damals noch hart erkämpfen. Es war eine kleine Beratungsstelle und ich hatte kein Vordiplom vorzuweisen. Es gab ja auch keines mehr, gehörte ich doch zum ersten Durchgang. Zum Glück habe ich damals die Chance bekommen und wertvolle Erfahrungen machen dürfen. Für mich mitgenommen habe ich insbesondere den liebevollen Abschied, denn nach der anfänglich großen Skepsis, wollte man mich nur ungern gehen lassen.
Ein zweites Praktikum während des Masterstudiums in einer anderen Beratungsstelle hatte übrigens nicht geklappt. Weihnachten wurde mir zum Verhängnis. Bewarb ich mich direkt, als ich den Hinweis in einem Seminar erhalten hatte, dass Praktikanten gesucht würden, bewarb sich eine Kommilitonin später und wurde genommen. Meine Bewerbung war wohl zwischen den Feiertagen untergegangen, wurde mir entschuldigend gesagt, ein mögliches Praktikum zu einem späteren Zeitpunkt in Aussicht gestellt. Dazu kam es dann leider doch nicht mehr, was mit den Erfahrungen mit der letzten Praktikantin zusammen hing.
Stattdessen eröffnete sich für mich eine neue Welt: Die Lerntherapie. Insgesamt zwei Jahre habe ich in zwei verschiedenen Einrichtungen stundenweise gearbeitet. Für mich mitgenommen habe ich die Begeisterung für die Neurofeedback-Methode. Auch Biofeedback würde ich nach wie vor gerne lernen. Mich in diesem Bereich selbstständig zu machen war ein Gedanke. Allerdings ist der Markt in Bonn schon gut versorgt. Es fehlte mir für mich auch an weiteren Angeboten, um etwas eigenes aufzubauen. Es ergab sich dann auch erst einmal das große Forschungsprojekt.
Im Herbst 2016 war ich auf dem Bundeskongress für Schulpsychologie (BuKo). Dort war ich richtig, fühlte mich von den vielen netten zukünftigen Kolleginnen direkt herzlich angenommen. Ihre Begeisterung steckte mich an und ich war mir sicher: Genau das möchte ich auch machen!
Die Realität
Eine dauerhafte wissenschaftliche Karriere ist kein leichter Weg (befristete und wenige Stellen, wissenschaftliches Zeitarbeitsgesetz, die Flexibilität umzuziehen). Eine Zukunft in der Wissenschaft hatte ich für mich schon lange nicht mehr gesehen. Daher bin ich froh und dankbar eine zeit lang ein Teil dieser Welt gewesen zu sein. Ein Highlight war übrigens die Kongress-Reise nach New Orleans, die ich zunächst nicht machen wollte.
Jetzt wird es Zeit für etwas Neues. Zeit für Plan B?
Glücksspiel Bewerbung
Es gibt offene Stellen, aber auch viele Mitbewerber. Bisher waren die anderen qualifizierter und erfahrener als ich.
Also alles ein Glückspiel, um die Chance eine Chance zu bekommen?
Manchmal glaube ich ja. Manchmal glaube ich, dass ich nicht gut genug bin. Dann wieder glaube ich an mich selbst, denn auch wenn ich noch viel zu lernen habe, bringe ich auch Stärken und Fähigkeiten mit. Gerade im Bereich Schulpsychologie sitzen viele junge KollegInnen auf befristeten Stellen und bewerben sich mit mir auf die neuen Ausschreibungen, natürlich sind ihre Chancen besser.
Es wird sich ganz bestimmt noch der passende Arbeitgeber für mich finden!
Doch es liegt an mir, diesen zu finden und mich nicht aufzugeben.
Massage vom Arbeitsamt aus dem Pflicht-Beratungsgespräch
Wenn der Vertrag in drei Monaten ausläuft bist du verpflichtet, dich beim Arbeitsamt arbeitssuchend zu melden. Habe ich nicht gewusst bis ich einen Vertrag über drei Monate unterzeichnet habe und darüber aufgeklärt wurde.
Bewerben Sie sich einfach überall, kostet ja nichts.
Bei Ihren Ansprüchen werden Sie keinen Job finden.
Der Arbeitsmarkt bestimmt, aussuchen ist nicht. Aber wir können Sie „leider“ in keinen Job zwingen.
Ich melde Sie jetzt schon mal arbeitslos, dann ist das erledigt.
Ja, Mut machen und motivieren konnte die „Beraterin“ echt gut.
Zeit für Plan C?
Ich bin immer offen für Plan C. Auf eine ganz tolle Option habe ich mich bereits beworben, mit jedem Tag der vergeht, schwinden allerdings die Hoffnungen.
Gefühle
Den richtigen Job zu finden ist nicht leicht, das spüre ich gerade deutlich, während mir die Zeit davon läuft. Die Angst arbeitslos zu werden sitzt mir ganz klar im Nacken.
Ängste, Hoffnungen und Zweifel bewegen mich. Insbesondere, da es bei der ToMDiss gerade ebenfalls hakt …
Dennoch gebe ich nicht auf. Aufgeben ist keine Option.
Ich habe viele Interessen und für mindestens eine davon wird sich hoffentlich ganz bald die richtige Aufgabe finden lassen für die ich sogar bezahlt werde.
Bis dahin freue ich mich sehr darüber, dass es euch gibt liebe Blog-Leser. Auch wenn ihr eher stille Leser seid, verraten mir die Zahlen, dass ihr immer mehr werdet (ich weiß, das nicht hinter jedem Klick ein User vor dem Monitor bedeutet). Diesen Monat habe ich eine kleine Schwelle erreicht, die 10.000 Seitenaufrufe pro Monat sind geknackt (11186 Seitenaufrufe im Juni, Stand 30.6. 6:26 Uhr).
Steigende Zugriffszahlen sind für den Blogger doch ein bisschen wie der Applaus des Publikums auf der Bühne.
Danke dafür, dass ihr da seid!