Zutaten einer Guten Geschichte

Erzähl deine Geschichte mit allen Sinnen. Das gilt als eine Zutat einer guten Geschichte, neben dem Konflikt, den es braucht, und den Emotionen.

Daher widmen wir uns heute dem sinnlichen Schreiben und das gilt nicht nur für erotische Szenen.

Sinnliche Selbsterfahrung

Diese Übung führe ich mit den Studierenden im Seminar Allgemeine Psychologie durch, bevor wir über Wahrnehmung sprechen.

Wir können unsere Wahrnehmung nämlich wie ein Spotlight lenken. In dieser Übung lenken wir deine und in deiner Geschichte lenkst du die Wahrnehmung der Lesenden.

Lies dir die Übung zuerst durch und führe sie dann mit geschlossenen Augen durch.

Setze dich entspannt hin, schließe die Augen und stelle dir nacheinander die folgenden Fragen. Ich gebe den Studierenden meist 30 Sekunden pro Frage, du kannst das einfach nach Gefühl machen, wie es für dich passt.

  • Was hörst du?
  • Was riechst du?
  • Was schmeckst du?
  • Was spürst du?

Öffne wieder deine Augen.

  • Was siehst du?

Schreib alles auf, was du wahrgenommen hast, ungefiltert, ohne es zu sortieren.

Was hast du am intensivsten wahrgenommen? Mit welchem Sinn am meisten? Gibt es ein Objekt, dass du mit mehreren Sinnen erfasst hast?

 

 

Schreibaufgabe 2

Nimm die Szene, die du als letztes geschrieben hast

Stell dir vor, du bist die Hauptfigur dieser Szene. Schließe erneut die Augen und fühle dich in den Moment der Szene ein. Gehe noch einmal alle Sinne wie eben durch.

Schreib erneut deine Wahrnehmung auf. Damit überarbeitest du deine Szene. Was braucht es, damit die Lesenden ebenfalls diese Wahrnehmungen verspüren. Die Kunst ist dabei, sich nicht in endlosen Beschreibungen zu verlieren.

Deine Selbsterfahrung hilft dir dabei es „natürlich“ zu gestalten, probiere es aus.

Schreib eine Szene am Strand

Wenn du magst, kannst du zuerst wieder die Übung machen und dir den Moment vorstellen. Vielleicht fällt es dir leichter, erst mit dem Schreiben zu beginnen und zwischendurch die Augen zu schließen. Was besser für dich passt, hängt davon ab, was du für ein Schreibtyp bist, daher passe diesen Impuls für dich an.

In dieser Übung kannst du ganz bewusst, die sinnlichen Reize in die Handlung einflechten. Dazu überlege dir, in welchere Stimmung deine Figur an den Strand geht. In welchem Kontext könnte die Szene stehen?

  • Ist sie im Urlaub?
  • Ist sie frisch verliebt?
  • Hatte sie gerade einen heftigen Streit oder ist in Trauer?
  • Mit wem ist sie am Strand? Allein?
  • Wo sind wir? Es macht einen Unterschied, ob wir am Mittelmeer, Atlantik oder der Nordsee stehen.
  • Welche Jahreszeit ist gerade?

Was nimmt deine Figur als erstes wahr?

  • Hört sie vielleicht schon, bevor sie ankommt, die Möwen kreischen, die Brandung des Meeres oder die fröhlichen Menschen, falls welche da sind?
  • Atmet sie die frische Meerluft ein?
  • Öffnet sie dabei den Mund und schmeckt die salzige Luft?
  • Zieht sie die Schuhe aus und vergräbt die Zehen im Sand?

Du siehst jede Frage ist an eine Handlung gekoppelt. Du könntest deine Figur auch mit geschlossenen Augen mit den Füßen im Meer stehen und wahrnehmen lassen. Oder du lässt sie handeln.

Probiere gerne beides aus. Was ist wirkungsvoller? Darauf gibt es kein richtig oder falsch. Es kommt ganz darauf an, wie du die Szene schreibst. Vielleicht nimmst du uns mit in die Gedankenwelt deiner Figur, während sie am Strand steht? Eventuell gibt es dabei doch kleine Handlungen, zum Beispiel, bewegen sich die Zehen, sie atmet anders oder macht andere kleine Bewegungen.

Deine Szene sollte nicht langweilig werden. Was ist die Botschaft, die bei den Lesenden ankommen soll, unabhängig von den Sinnen? Diese sollen die Botschaft transportieren.

Probier dich aus. Viel Spaß dabei!

Einmal im Monat stelle ich dir eine Aufgabe. Wie du die Übung für dich löst, ist dir überlassen. Falls du ein Blog hast, könntest du einen Beitrag schreiben und hier einen Kommentar hinterlassen, oder einen Link zu einem Instagrambeitrag oder oder …

So könnt ihr euch gegenseitig austauschen. Falls der Wunsch nach einer engeren Vernetzung entsteht, in Form einer geschlosseneren Gruppe, gibt es hierzu zahlreiche Möglichkeiten. Schauen wir, wie es sich entwickelt und was eure Wünsche sind.

Du liest den Beitrag erst später? Fühl dich frei, die Übung zu machen und dein Ergebnis zu teilen, wann immer dir danach ist.

Übersicht der bisherigen Aufgaben:

Die Aufgaben lassen sich unabhängig und in beliebiger Reihenfolge bearbeiten. Schau, wie es für dich passt und nutze gerne die Figuren aus deinem aktuellen Schreibprojekt.

  1. Entwickle eine Figur
  2. Finde dein Thema
  3. Feiere Weihnachten mit deiner Figur
  4. Gute Vorsätze deiner Figur
  5. Deine Figur in einer anderen Rolle (Karnevalsedition)

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