Am Ende siegt das Gute über das Böse

So waren die Geschichten meiner Kindheit. Das Gute hat gewonnen. So funktionierten Märchen für mich und Krimigeschichten. Ein Bösewicht wurde überführt und alles war gut. Wiedersacher wurden aufgehalten.

Doch so funktioniert unsere Welt nicht.

Mein erstes Verständnis, wie Geschichten funktionieren waren klar geordnet. Auch in meinem ersten Schreibratgeber wurde mir erklärt, dass es einen Protagonisten gibt und dieser einen Antagonisten braucht. Dann haben wir einen wunderbaren Konflikt und können darum unsere Geschichte entwickeln.

Moderne Geschichten sind anders

Wer hier gut und wer böse ist, bleibt oft unklar. Manchmal gibt es auch Überraschungseffekte, dass es eher andersherum ist. Welcher Mensch ist schon durch und durch böse?

Thriller sind weniger mein Genre, aber in diesen spielen Autor*innen besonders mit der Frage, was Menschen antreibt, böse Taten zu vollführen.

Ich mag dagegen Filme wie Deadpool oder John Wick. Diese Figuren sind komplex und sprengen unsere Vorstellungen von Gut und Böse. Den ersten Teil von John Wick habe ich mehrfach gesehen und heule jedes Mal, wenn sein Hund stirbt. Ja, ich, die es echt nicht mit Hunden hat.

John Wick wird uns nicht von Beginn an als Auftragskiller präsentiert, sondern als ein Mann der seine Frau liebt, ein Mann der Trauer empfindet.

Was machen wir jetzt mit Prota- und Antagonist*innen?

Diese kann es immer noch geben, doch sie sind nicht mehr klar aufgeteilt, in die Guten und die Bösen. Die Gegner von John Wick, sind noch viel schlimmer als ein Killer. Sind sie also alle Bösewichte?

Moderne Figuren werden unserer komplexen Welt gerechter. Auch Verbrecher*innen haben ihren Ehrenkodex und Werte. Rechtfertigt das ihre Taten? In fiktiven Geschichten können wir wunderbar mit Moral spielen und Fragen stellen, auf die unsere Gesellschaft Antworten braucht. Wo liegt das eigentliche Problem und kann es dafür Lösungen geben? Bessere Lösungen vielleicht, als die Figuren sie finden?

Schreibaufgabe 2

Befasse dich bewusst mit Gut & Böse

Um sich von etwas zu lösen, kann es hilfreich sein, sich mit den Mustern zu befassen.

Wenn du eine Gut-gegen-Böse-Geschichte entwickeln wolltest, wie würdest du deine Figuren anlegen?

Wer würde gegen wen um was kämpfen?

Und dann geh einen Schritt weiter. Protagonist*in und Antagonist*in haben gute und böse Anteile. Wie verändert sich das Thema deiner Geschichte?

Wahrscheinlich bleibt der Kern derselbe, die Story drumherum wird interessanter und vielschichtiger. Und die Motive werden deutlicher, sowie nachvollziehbarer und interssanter.

Schreib eine Kurzgeschichte

Und bevor du ins Schreiben gehst, drehe die Perspektive um.

Nimm deine*n Antagonist*in als Hauptfigur. Lass die Lesenden mit dieser Figur mitfiebern. Möglicherweise wird es eine Antihelden-Story, möglicherweise etwas anderes.

Probier dich aus. Viel Spaß dabei!

Wie du die Übung für dich löst, ist dir überlassen. Falls du ein Blog hast, könntest du einen Beitrag schreiben und hier einen Kommentar hinterlassen, oder einen Link zu einem Instagrambeitrag oder oder …

Du liest den Beitrag erst später? Fühl dich frei, die Übung zu machen und dein Ergebnis zu teilen, wann immer dir danach ist.

Übersicht der bisherigen Aufgaben:

Die Aufgaben lassen sich unabhängig und in beliebiger Reihenfolge bearbeiten. Schau, wie es für dich passt und nutze gerne die Figuren aus deinem aktuellen Schreibprojekt.

  1. Entwickle eine Figur
  2. Finde dein Thema
  3. Feiere Weihnachten mit deiner Figur
  4. Gute Vorsätze deiner Figur
  5. Deine Figur in einer anderen Rolle (Karnevalsedition)
  6. Eine Geschichte mit allen Sinnen erzählen
  7. Schreib einen Konflikt
  8. Schreiben zu einem Kunstwerk
  9. Lotusblumentechnik
  10. Geburtstag
  11. Dialoge
  12. Träume