Hiermit starte ich ein neues Projekt, eine offene Schreibwerkstatt. Einmal im Monat stelle ich dir eine Aufgabe. Wie du die Übung für dich löst, ist dir überlassen. Falls du ein Blog hast, könntest du zum Beispiel einen Beitrag schreiben und mit hier einen Kommentar hinterlassen, oder einen Link zu einem Instagrambeitrag oder oder …
So könntet ihr euch gegenseitig austauschen. Falls der Wunsch nach einer engeren Vernetzung entsteht, in Form einer geschlosseneren Gruppe, gibt es hierzu zahlreiche Möglichkeiten. Schauen wir, wie es sich entwickelt und was eure Wünsche sind.
Du liest den Beitrag erst später? Fühl dich frei, die Übung zu machen und dein Ergebnis zu teilen, wann immer dir danach ist.
Entwickle eine Figur
Es gibt viele Wege eine Geschichte zu beginnen. Manche fangen mit dem Weltenbau an, andere mit der Figur, andere haben ein Thema im Kopf oder einen groben Plot.
Irgendwann brauchen wir auf jeden Fall Figuren, denn ohne Figur gibt es keine Geschichte, niemanden der sie erlebt. niemanden, der handelt.
Die Figur, die du entwickelst, kann später eine Haupt- oder Nebenfigur sein. Vielleicht fängst du auch mit dir selbst an, um ein Gefühl dafür zu bekommen, welche Informationen du über eine Figur benötigst.
Ganz wichtig, nimm diesen Beitrag als Anregung! Nicht jede Geschichte braucht von Anfang an für jede Figur alle Informationen. Wenn ich meine Romane schreibe, habe ich im ersten Entwurf oft einen Buchstabensalat als Kürzel stehen, weil ich noch keinen passenden Namen für die Nebeniguren habe. Mir ist auch schon passiert, dass meiner Figur etwas fehlte. So änderte ich für Komets Zeitreiseprojekt, nachdem der erste Teil bereits geschrieben war, nicht nur seinen Namen, sondern auch weitere Hintergrunddetails, die der Geschichte eine andere Tiefe gaben.
Variante 1 Charaktersheet
Falls du zum Beispiel Papyrus Autor benutzt, findest du hier bereits Charakterbögen angelegt. Du kannst aber auch online nach Vorlagen suchen, dich bei Rollenspielen bedienen oder deinen eigenen Charakterbogen entwickeln. In welcher Reihenfolge du beginnst, ist dir überlassen, ebenso, wie viel du offen lässt.
Ein paar kleine Fakten
So was, wie Name, Alter, Geschlecht, Wohnort, Beruf, Herkunft, Religion, etc. Bewegen wir uns in Fantasy oder Science Fiction wird eventuell auch relevant, welcher Spezies deine Figur angehört.
Wie sieht deine Figur aus?
Es ist nicht trivial wie deine Figur aussieht und körperlich gebaut ist.
Das mag oberflächlich klingen, hat aber Einfluss darauf, wie andere auf deine Figur reagieren und zu welchen körperlichen Aktivitäten deine Figur in der Lage ist. Wo sind ihre Grenzen? Was fällt ihr leicht?
Ich bin lediglich 1,63 m groß und habe beim Einkaufen manchmal das Problem, nicht überall dran zu kommen. Winzige Details beeinflussen deine Geschichte.
Wer ist deine Figur?
Welche Stärken und Schwächen hat deine Figur?
Niemand hat nur Stärken, auch Superhelden nicht. Eine Geschichte über eine Figur, bei der keine Schwächen erkennbar sind, wirkt unglaubhaft und macht auch wenig Freude zu lesen. Dasselbe gilt auch für die Schwächen. Es gibt nicht den ultimativen Looser. Jede Figur hat ihre Stärken, auch wenn diese ihr nicht bewusst sein müssen.
Was treibt deine Figur an? Was ist ihre Motivation?
Wofür interessiert sich deine Figur? Was arbeitet sie und was macht sie in ihrer Freizeit? Wie lebt deine Figur? Wie steht deine Figur finanziell und gesellschaftlich da?
Was ist das soziale Netzwerk deiner Figur?
Familie, Freunde, vielleicht auch Feinde oder irgendwas dazwischen?
Einzelgänger begegnen hier und da Menschen, auch wenn sie vielleicht keine tiefen Beziehungen eingehen. Sie hatten zumindest irgendwann einmal Eltern und auch das Fehlen dieser hat wiederum einen Einfluss darauf, wer die Figur nun ist.
Es lohnt also hinzuschauen, wer eine aktive und wer eine passive Rolle im Leben deiner Figur spielt.
Wer ist Unterstützer? Wer Gegner? Wer Herausforderer? usw.
Variante 2 Beginne mit der Motivation
Was in der Variante 1 als kleine Frage steht, kann möglicherweise deine Geschichte tragen.
Was ist die Motivation deiner Figur? Was treibt sie an? Was lässt sie handeln und führt in anderen Situationen dazu, dass sie nicht handelt?
Ein großes Thema wäre die Welt zu retten. Aber warum sollte eine einzelne Person das Bedürfnis haben, die Welt zu retten?
Erinnere ein Beispiel für eine Rette-die-Welt-Geschichte. Was ist der Auslöser?
Es gibt zahlreiche Geschichten über „Auserwählte“, zum Beispiel Matrix. Neo ist der Auserwählte, aber es ist nicht seine Motivation, der Auserwählte zu sein. Seine Motivation zu Beginn der Geschichte ist zu verstehen, was ihm seltsam vorkommt. Etwas stimmt nicht und er recherchiert … Er will verstehen und folgt dem rosa Kaninchen bis hin zur Schlüselszene mit der roten und blauen Pille. Anschließend gibt es keinen Weg mehr zurück.
Was treibt deine Figur an?
Anschließend ergibt sich daraus alles weitere. Deine Figur braucht eine Hintergrundgeschichte, die sie an den Punkt geführt hat, den Anfang deiner Geschichte.
Anschließend kannst du dir zur Orientierung noch immer einen Charakterbogen anlegen. Es ist gerade beim Schrieben von Romanen hilfreich, auch mal nachsehen zu können, welche Augenfarbe die Figur hat, wenn es an weit auseinander liegenden Stellen mal relevant ist und du das Detail nicht so intensiv vor Augen hast.
Auf Geht´s
Viel Spaß beim Ausprobieren. Die beiden Varianten sind Anregungen und die Liste hat auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Falls ich etwas wichtiges vergessen habe, lass es mich wissen und ich ergänze gerne.
Welche Variante liegt dir eher? Beginnst du mit der Motivation, einem Namen oder den Äußerlichkeiten?
Zeichnest du vielleicht sogar ein Bild?
Ich bin neugierig. Es gibt so viele mögliche Wege eine Figur zu entwickeln, finde deinen eigenen und ich wünsche dir viel Spaß dabei.
Wenn du das Ergebnis mit uns teilen magst, schick mir gerne einen Link in den Kommenaren und ich ergänze den Beitrag um eine Liste. So entsteht ein gegenseitiger Austausch.