Schöne neue Welt ~ Aldous Huxley
Schöne neue Welt ~ Aldous Huxley

Dystopien habe ich einige gelesen. „Schöne neue Welt“ war meine erste Utopie. Ist es möglich eine Geschichte in einer utopischen Welt zu erzählen? Einer Welt, frei von Schmerz und Leid, einer guten Welt, in der alle Probleme gelöst sind? Aldous Huxley hat es getan und sein Werk „Schöne neue Welt“ getauft.

Ist Huxleys Welt schön?

Keine Krankheiten mehr und alle Bedürfnisse werden gestillt. Menschen sind ewig jung und schön, Genuss ist frei von Nebenwirkungen. Großartig, oder?

Doch was ist der Preis, für ein Leben ohne Probleme? Sind die Menschen glücklich? Was brauchen wir zum glücklich sein und was brauchen wir zum Leben?

Menschen werden in Huxleys Welt nicht mehr geboren. Sie entstehen im Labor, als Duzentlinge, optimiert gezüchtet. Es gibt verschiedene Klassen von Menschen mit verschiedenen Funktionen, die sie in ihrem Leben ausüben. Nur die oberen Schichten sind mit Intelligenz versorgt und von ihnen gibt es auch keine Duzentlinge, sondern Individuen.

Psychologie

Konditionierung und Konformität. Aldous Huxleys Werk basiert auf der psychologischen Forschung des Behaviorismus. Das Verhalten von Menschen scheint leicht zu manipulieren. Verhalten wurde allein als Reaktion auf äußere Reize betrachtet. Huxley lässt die Kinder in Schlafschulen lernen, in denen ihnen in optimierter Wiederholungszahl, Reime prsäentiert werden, die die Werte der schönen neuen Welt vermitteln.

Mir fehlt die Perspektive des Humanismus, welche sich erst in den 1940ern verbreitete. Erst in der Kognitiven Wende Mitte des 20. Jahrhunderts wandte die Psychologie sich wieder dem Inneren der „Black Box“ zu. Gedanken, Emotionen und Persönlichkeit haben einen wichtigen Einfluss auf unser Verhalten. Gene und Umweltfaktoren haben beide Einfluss auf uns und wir wiederum Einfluss auf unsere Umwelt. Ein unterschätzter Faktor in „Schöne neue Welt“. Michael „der Wilde“ ist zu starken Emotionen fähig, lehnt die nebenwirkungsfreie Droge ab und wird zum Störfaktor im System.

Quälende Lektüre

Zu spüren, dass die Basis der Geschichte auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht und zu erahnen wie gut dieses 1932 erstmals veröffentlichte Werk in ein Weltbild passte, das sicher einige damals für erstrebenswert hielten, macht „Schöne neue Welt“ zu einer quälenden Lektüre für mich. Erschreckend allein Aldous Huxleys Vorwort von 1946 in dem er nochmal über „Schöne neue Welt“ sinniert:

Von unserem gegenwärtigen Aussichtspunkt – fünfzehn Jahre weiter unten auf der schiefen Ebene der Geschichte der Neuzeit -, wie wahrscheinlich erscheinen da seine Voraussagen? Was ist in der schmerzensreichen Zwischenzeit geschehen, was die Prophezeiungen aus dem Jahr 1031 bestätigen oder widerlegen können?

Vorwort zu „Schöne neue Welt“ von Aldous Huxley, Seite 12

Wertvolle Lektüre

Auf jeden Fall ist es eine wertvolle Lektüre! Es tut weh, aber er Schmerz ist es wert. Wer gerne Dystopien liest, sollte Aldous Huxley nicht scheuen. Wer Geschichten über die Zukunft selbst verfasst, sollte unbedingt „Schöne neue Welt“ gelesen haben. Wer sich damit beschäftigt, in welch einer Welt wir leben wollen, sollte ebenfalls „Schöne neue Welt“ lesen. Es ist ein wertvoller Schmerz und Schmerz spielt auch in dieser schönen neuen Welt eine interessante Rolle.

Warum steht dieses Buch eigentlich nicht auf den Listen der typischen Schullektüren? Ich würde es gerne auf die Liste der Bücher, die man gelesen haben sollte, setzen.

Du darfst wählen, aber du zahlst dafür.

Letzter Satz aus dem Vorwort zu „Schöne neue Welt“ von Aldous Huxley, Seite 19

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Schöne neue Welt
Aldous Huxley
autorisierte Übersetzung, Herberth E. Herlitschka
Fischer Taschenbuch Verlag, 61. Auflage, 2003
ISBN: 359200261