Mit Rosi Würtz hatte ich auf dem BarCampBonn 2017 ein tolles Wiedersehen, vielleicht auch erst ein Kennenlernen. Schließlich kannten wir uns damals, als wir dieselbe Schule besuchten, nicht so wirklich, waren auch in zwei verschiedenen Jahrgängen … Seit dem BarCamp haben wir uns immer wieder auf verschiedenen Veranstaltungen oder auch persönlich am Rhein getroffen und viel zusammen getwittert.

Ich erlebe Rosi als vielseitigen und sehr inspirierenden Menschen, die unglaublich viel positive Energie ausstrahlt und via Twitter immer wieder mit einem liebevoll strengen Blick auf mich aufpasst und mich zu ausreichend Bewegung mahnt. Es freut mich riesig mit ihr diese neue Interviewreihe zu starten.

Viel Spaß mit diesem bewegenden Interview.

Rosi Würtz mit EULY (c)
Rosi Würtz mit EULY (c)

Wären wir auf einem BarCamp, hättest du drei Hashtags, um dich vorzustellen. Lass uns damit anfangen.

Rosi Würtz: Meine Hashtags sind: #BackStagePHYSIO, #ExpeditionSiebengebirge und #HealthyHospital

Spannend, verrate uns mehr, was hinter diesen Hashtags steckt.

Rosi Würtz: Eigentlich müsste ich über alle von mir genannten Hashtags #Bewegung als Haupthashtag setzen. In meinem Leben dreht sich nämlich nahezu alles um das große und weite Thema BEWEGUNG.

#BackStagePHYSIO gehört zu dem von mir erlernten Beruf: Ich habe nämlich 2014 das Staatsexamen zur Physiotherapeutin absolviert. Mein Webprojekt ist während meiner Ausbildung entstanden. Dort gebe ich Einblicke in das Leben von Physios und präsentiere gesundheitsrelevante Themen.

Ebenso bewegt geht es in meinem Webprojekt #ExpeditionSiebengebirge zu. Mich inspiriert unsere Natur von klein auf. Ein Leben ohne Bewegung draußen an der frischen Luft kann und will ich mir nicht vorstellen. Deswegen möchte ich anderen Menschen davon berichten, wie schön die Gegend hier rund um Bonn ist. Und wo ich Verständnis für die Schönheit der Natur sähen kann, da wächst hoffentlich auch Aktivität für den Schutz unserer Natur. Im Rahmen von Expedition Siebengebirge habe ich die kleine Geocaching-Reihe #KinnisWelt ins Leben gerufen. Ich lege derzeit 17 Geocaches hier in der näheren Umgebung. Angelehnt sind meine Geocaches an die 17 Nachhaltigkeitsziele, die weltweit bis 2030 erreicht werden sollen.

Und zu guter Letzt wäre da noch meine Doktorarbeit, deren Arbeitstitel unter #HealthyHospital läuft. Hier dreht sich alles rund um die Themenbereiche Gesundheit und ihre Darstellung in sozialen Medien am Beispiel von Krankenhäusern. Bereits für meine Magisterarbeit habe ich eine Projektwebsite erstellt und so nun auch für dieses soziologische Forschungsprojekt.

Zusammenfassend kann ich mit Fug und Recht behaupten: Ich führe ein bewegtes Leben, das hoffentlich auch andere Menschen bewegt.

Was sind deine Begegnungsorte, um dich mit anderen auszutauschen?

Rosi Würtz: Das kommt ganz drauf an. Derzeit läuft mein kommunikativer Austausch größtenteils online ab. Vor allem für die Doktorarbeit bietet mir die Online-Kommunikation mehr Vor- als Nachteile. Manchmal vermisse ich aber auch die ungezwungene Atmosphäre in einem Café, in dem ich brainstormend mit Freunden sitze und bei einem leckeren Tässchen neue Ideen spinne. Das gilt auch für Offline-BarCamps, die als Think Tanks durchaus großes Potenzial entwickeln können. Bei diesen Events ist die Begegnung mit alten Bekannten und neuen Gesichtern immer wieder eine nette Abwechslung zum Arbeitsalltag an meinen Schreibtischen. Und ja, bei mir stehen mehrere Schreibtische im Büro, die ich abwechselnd nutze.

Was ist dein Job und was deine Motivation dabei?

Rosi Würtz: Ich bin derzeit als Fachautorin für Bewegung, Digitalisierung und Gesundheit schreibend unterwegs. VON KOPF BIS Fuß IN BEWEGUNG BLEIBEN! Das ist die Hauptmotivation, die mich bei all meinen Aktivitäten vorwärts treibt. Theorie und Praxis gehören für mich zusammen und so kann ich zwar äußerlich lange stillsitzen, aber innerlich brodelt es dann meist nach kurzer Zeit schon in mir. Ein Stift und ein Blatt Papier helfen mir dann, die bewegenden Gedanken zu fixieren und später dann wohl möglich in die Tat umzusetzen. Ich sehe meinen Job darin, Menschen zu bewegen: geistig wie körperlich!

Was denkst du, wie sieht dein Job wohl in 30 Jahren aus?

Rosi Würtz: Wir Menschen werden immer mit unseren Körpern verbunden sein. So werden meine Themen Bewegung und Gesundheit auch immer eine Rolle spielen, selbst wenn Menschen irgendwann mal ernsthaft extraterrestrisch auf Reise zum Mars gehen sollten. Die Art und Weise, wie wir technische Veränderungen sinnvoll in unser Leben integrieren und gesundheitsförderlich mit neuen Umwelteinflüssen umgehen, ist immer schon Dreh- und Angelpunkt gewesen. In 30 Jahren werden die gesundheitlichen Grundsätze meiner Meinung nach immer noch dieselben sein. Nur unser Umgang und die mediale Vermittlung von Gesundheitsthemen ändert sich. Es bleibt also spannend!

Job – Familie – Freizeit – Wie findest du deine persönliche Balance?

Rosi Würtz: Ich bin ein Fan von Zeitplänen, weil sie mir zumindest eine grobe Richtung vorgeben. So kann ich spontan auch mal etwas verschieben, ohne gleich wichtige Dinge zu vergessen. Ich fühle mich wohler, wenn ich weiß, wohin die Reise gehen soll und zwischen Start und Zielgerade improvisiere ich an den Stellen, an denen es nötig ist. Im Lauf der Jahre habe ich gelernt, bei all meinen Arbeitsaufträgen an mein eigenes Wohl zu denken, also regelmäßig bewusst zu atmen und auch mal aus der Distanz auf mein Tätigkeitsfeld zu schauen. Vollgas auf Dauer hat bei mir in der Vergangenheit zu Sportverletzungen geführt und ich habe schmerzhaft lernen müssen, nicht immer alles sofort und perfekt erledigen zu können. Glücklicherweise habe ich verstanden, dass ich mit Selbstachtsamkeit mir und meinen Mitmenschen gut tue und so auch schneller zum Ziel komme.

Für mich ist das wohlwollende Miteinander enorm wichtig, weil es auch für die Gesundheit entscheidend ist. Kreative Konkurrenz und NICHT der unerbittliche Wettkampf gegeneinander ist  meiner Meinung nach eine gute Basis für eine gesunde und produktive Zusammenarbeit. Ich wünsche mir, dass hierfür immer mehr Freiräume in allen Lebensbereichen geschaffen werden. Konkurrenz bedeutet ja schließlich übersetzt: Zusammenlaufen!Für mich bedeutet dies, dass durchaus verschiedene Sicht- und Denkweisen zu nachhaltigen Innovationen führen können.

Welche Menschen inspirieren dich?

Rosi Würtz: Meine Eltern inspirieren mich, weil sie für mich der Inbegriff gelebter Interkulturalität sind. Meine Mutter ist gebürtige Inderin und mein Vater stammt aus einem deutschsprachigen Dorf im ehemaligen Jugoslawien. Meine Großeltern sind damals während des Zweiten Weltkriegs nach Deutschland geflohen und haben hier eine neue Lebensgrundlage aufgebaut.

Künstlerisch inspiriert mich u.a. die Regisseurin Mira Nair, die mich nach meinem Abitur so fasziniert hat, dass ich – wie sie – Soziologie studiert habe. Lustigerweise liegt gerade eben eine DVD mit einem ihrer vor ein paar Jahren erschienen Filme „Queen of Katwe“ hier neben meiner Tastatur.

Außerdem bin ich immer wieder vom Teamspirit der Astronaut*innen auf der Internationalen Raumstation beeindruckt. Mein Vater hat in den 1980er Jahren ein paar TV-Satelliten mit seinem Team nach oben geschossen. Mich inspiriert bei der Raumfahrt vor allem, dass so viele Menschen ganz gezielt an der Erfüllung ihrer Träume arbeiten und mit gebündelter Energie das ihnen Mögliche versuchen. Wenn etwas nicht klappt, dann wird aus den Fehlern gelernt und ein anderer Weg eingeschlagen. Jeder funkelnde Stern da oben erinnert mich daran, dass jeder Mensch zumindest einen Versuch starten sollte, seinem ganz persönlichen Ziel näher zu kommen.

Herzlichen Dank für das tolle Interview!

Hier findet ihr Rosi Würtz online:

Webseite
Instagram
Twitter

Verlag-Webseite

BackstagePhysio
Webseite
Instagram

Expedition Siebengebirge
Webseite
Instagram

Healthy-Hospital Webseite