Wir leben in einer Welt, in der es auf der einen Seite als wertvolle Lebenserfahrung gilt alleine für eine gewisse Zeit ins Ausland zu gehen. Ob nach der Schule oder für ein Semester, ein Auslandsaufenthalt macht sich gut im Lebenslauf, ist eine wertvolle Erfahrung und eine gute Möglichkeit sich zu entwickeln. Es ist ein Abenteuer, die Chance andere Kulturen und Perspektiven zu erleben und die eigenen sprachlichen Fähigkeiten und andere Kompetenzen zu verbessern. Auf der anderen Seite verlassen Menschen wegen Krieg oder Armut ihre Heimat. Sie suchen kein Abenteuer, sie suchen eine Existenzgrundlage. Es gibt für sie meist kein Weg zurück bzw. die Abschiebung zurück in ein Leben, dem sie entkommen wollten.
Ich finde es wichtig über den Tellerrand zu schauen, andere Lebensweisen selbst zu erleben oder zumindest den Erfahrungen anderer zuzuhören, sie zu lesen. Ob es Reiseberichte von jungen Leuten im Ausland sind oder Erlebnisse von Geflohenen.
Sie alle haben bestimmte Träume, erleben ein Abenteuer und machen ganz unterschiedliche Erfahrungen, die nicht immer zu ihren Träumen passen.
Kleine Geschichte in einfacher Sprache
„Ein Traum von Amerika“ erzählt die Geschichte einer Polin, die nach Amerika kam und von einem besseren Leben träumte. Sie fand Arbeit als Näherin und sie erzählt uns ein wenig von ihrem Leben, damals, irgendwann Ende des 18. oder zu Beginn des 19. Jahrhunderts.
Der Text ist nicht ganz einfach zu lesen. Die Geschichte hast zwei Erzählebenen, die aktuelle Situation und die Erinnerungen der Erzählerin. Bisher habe ich die Struktur der Bücher aus dem „Spaß am Lesen Verlag“ als einfacher empfunden.
Inhaltlich habe ich etwas missverstanden und war kurz irritiert: Sie vermisste ihren Ehemann, der nicht mehr da war. Daraus schloss ich, er sei verstorben. Nach fünf Jahren Trennung sehen sie sich allerdings wieder.
Texte in einfacher Sprache sind stark verkürzt und Lesende müssen sich den Text erarbeiten. Daher stört mich neben der verwobenen Erzählstruktur die Wiederholung zu Beginn der Geschichte. Zwei Seiten sind somit nahezu identisch. Es ist heiß und stickig in dem Raum in den sie arbeitet und ihr Chef schreit sie an. Die Stimmung wird beim ersten Lesen bereits deutlich. In Gedichten oder anderen Texten kann dies ein schönes Stilmittel sein, in diesem Buch erscheint es mir Fehl am Platz.
Das Buch ist wunderschön mit alten schwarz-weiß Fotografien und neuen bunten Bildern gestaltet. Diese passen sehr gut zur Geschichte und veranschaulichen die Situation und die Gefühle der Erzählerin. Außerdem enthält das Buch wertvolle Zusatzinformationen über den historischen Kontext, welche zwar in einfachen Sätzen geschrieben, aber in kleinerer Schriftart mit deutlich mehr Text pro Seite formatiert sind.
Einwandern früher und heute
Stünde nicht auf der ersten Seite die Information, dass im späten 18. und frühen 19 Jahrhundert viele Menschen auch unterschiedlichen Ländern nach Amerika auswanderten, hätte die kurze „Geschichte einer Einwanderin“ auch eine aktuelle sein können.
Die Heimat verlassen und in einem fremden Land neu beginnen, getragen von der Hoffnung auf ein besseres Leben. Die eigene Heimat, das Zuhause, liebe Menschen verlassen und in der Fremde von vorne beginnen. Ein Risiko, eine Chance, vielleicht auch ein Abenteuer.
Mein Fazit zum Buch
Die Geschichte war mir zu verwirrend, um eine leichte Lektüre zu sein. Um mehr als eine leichte Lektüre zu sein, war es mir zu wenig Inhalt.
Das Buch wurde mir vom Spaß am Lesen Verlag zur Verfügung gestellt.
Ein Traum von Amerika – Die Geschichte einer Einwanderin (Link zur Verlagsseite mit Leseprobe)
Dee Phillips
übersetzt von Susanne Ganser
Sprachnivea A1/A2
Spaß am Lesen Verlag, 2019
ISBN: 978-3-944668-96-3