Erinnerungen an die von mir besuchten Trauerseminare

Trauerseminar oder Trauerreise

Nach Trauerbegleiter und Trauercafe sind wir jetzt beim dritten Teil der Reihe ´Hilfe annehmen´. Ich sage euch schon hier: Das Beste kommt zum Schluss. Heute wird es dann auch wieder sehr persönlich, ich erzähle euch von meinen beiden Reisen.

Doch bevor ich euch hiervon vorschwärme, müsst ihr euch noch einen Moment gedulden. Zunächst möchte ich die eventuell aufkommende Irritation bei dem Begriff „Seminar“ ausräumen. Zumindest hatte mich das irritiert, fand ich das etwas hochtrabend. Doch letztendlich geht es um ein Seminar, geht es darum erfolgreiches Trauern zu lernen.

Bei der Trauerreise geht es zunächst darum mit ebenfalls Trauernden unterwegs zu sein, doch in den meisten Fällen finden auch da Programmpunkte im Sinne eines Seminars statt und das Trauerseminar ist natürlich auch irgendwo eine Reise. Der Schwerpunkt ist vielleicht unterschiedlich, aber beide haben das gleiche Ziel: dem Trauernden durch eine schwere Zeit zu helfen.

Was ist zu berücksichtigen

Bei den meisten Reisen ist Voraussetzung, dass der Todesfall mindestens drei Monate her ist und ich glaube das ist auch gut so.

Man sollte vorher Kontakt zu der Leitung aufnehmen, um zu sehen ob die Chemie stimmt und natürlich muss auch der Ort zu einem passen, damit man sich da wohl fühlen kann.

Natürlich kostet so ein Trauerseminar Geld, die Preise sind unterschiedlich, liegen in etwa zwischen 600 und 800 Euro, manchmal auch noch höher. Meist ist darin die Vollverpflegung jedoch keine Anreise enthalten. Das bedeutet, man muss überlegen, ob man sich die Anreise zutraut, ob es jemanden gibt, der einen hinbringen kann oder ob die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich ist.

Falls deine finanziellen Möglichkeiten beschränkt sind und du deshalb zurückzuckst, finde ich es durchaus passend, wenn man dafür z.B. das Geld, das man über die Trauerkarten bekommen hat, verwendet.
Die zweite Trauerreise habe ich über eine kirchliche Organisation gebucht und da stand ausdrücklich auf der Webseite, dass im Bedarfsfalle auch Ermäßigungen gewährt werden können.

Die Gruppengröße liegt meist bei zehn bis zwölf Personen. Ich war irgendwie davon ausgegangen, dass an sowas nur Frauen teilnehmen würden, doch dem ist nicht so.

Bedenken sollte man auch, dass man nach erfüllten Tagen dann wieder zurück kommt in seine leere Wohnung und das oft an einem Freitag, so dass dann das ohnehin immer etwas schwierige Wochenende vor einem liegt. Vielleicht bietet sich eine Verlängerung an oder du kannst für das Wochenende noch Treffen mit der Familie oder Freunden verabreden. Wenn man die Tage entspannt ausklingen lässt, hat man natürlich noch mehr davon.

Wie bin ich zum Trauerseminar gekommen?

Wie so oft in meinem Leben durch Fügung. Im Oktober 2020, vier Monate nach dem Tod meines Mannes stand mein 60. Geburtstag an. Ein Geburtstag, den ich nicht feiern wollte, vor dem fliehen wollte und so habe ich nach Möglichkeiten gesucht. Nach einem „normalen“ Urlaub war mir aber auch so garnicht und so habe ich nach Trauerreisen recheriert und es wurde tatsächlich genau über den Tag ein Trauerkurs von Gisela Scharf in der Abtei St. Hildegard in Rüdesheim mit dem Titel: „Lichtblicke in Zeiten der Trauer“ angeboten. Bingo! Fand ich perfekt. Fünf Tage von Montag bis Freitag, mein Geburtstag mitten drin und von da aus lag Bonn, wo meine Tochter mit Familie wohnt, auf dem Weg nach Hause. Leider fand dann coronabedingt diese Reise nicht statt.

Doch der Gedanke fünf Tage mit anderen Trauernden zu verbringen, einfach mal rauszukommen, hat mich nicht los gelassen. So bin ich auf Simone Osteroth gestossen, die von Montag 28. Sep 2020 – Freitag 2. Okt 2020 ein Seminar im Kloster Maria Laach angeboten hat. Puuh Maria Laach … In der Nähe im Schloss-Hotel Mayen habe ich meinen Mann kennen gelernt, in Maria Laach sind wir gemeinsam gewesen und trotzdem oder gerade deshalb fühlte sich das gut an und so habe ich dieses Seminar gebucht.

Mein erstes Seminar

Mit mulmigen Gefühl habe ich mich auf den Weg gemacht, aber es hat sich so gelohnt. Simone ist einfach wunderbar. Soviel Wertschätzung wie sie jedem Einzelnen entgegen gebracht hat. Das hat soviel Kraft gegeben.

Maria Laach als Ort für ein Trauerseminar absolut perfekt. Die Gruppe stimmte, das Essen war gut. Es gab viel gemeinsame Zeit, aber es gab auch die Möglichkeiten des Rückzugs. An den Abenden haben sich immer nur Einzelne zusammen gefunden, jeder hat hier mal seine Ruhe und Zeit für sich gebraucht und bekommen.

Es war wunderbar sich mal fünf Tage um nichts kümmern zu müssen, durch das Weinen auch wieder zum Lachen zu finden, die wunderbare Umgebung des Klosters geniessen zu können.

Das Seminar selber hat mir sehr geholfen, mir Vieles bewusst gemacht, und die Übungen (eine Übung habe ich euch ja vorgestellt) haben so einiges geklärt. Der Austausch untereinander war zu jeder Zeit wertschätzend, offen und ehrlich und bis heute habe ich noch einige Kontakte. Eine Teilnehmerin habe ich sogar noch mehrmals persönlich getroffen und wir haben das zweite Seminar gemeinsam besucht.

Gerne hätte ich spontan auch noch das Wochenende dort verbracht, aber mein Zimmer war leider schon wieder vergeben.

Ich bin gestärkt nach Hause zurückgekehrt und heute noch sehr dankbar für diese Erfahrung.

Mein zweites Seminar

Ein steiniger Weg dahin

Durch meine Anfrage bei Gisela Scharf sind wir miteinander in Kontakt geblieben und sie hat mich als Trauerbegleiterin betreut. Für April 2021 bot sie dann eine Woche für Trauernde auf der Insel Baltrum an und ja, das wollte ich. Eine Reise nicht nur mit dem Thema Trauer sondern auch begleitet von einer Entspannungspädagogin, das klang wunderbar. Als sich eine Bekannte aus dem Seminar in Maria Laach auch da angemeldet hatte, haben wir eine Verlängerung geplant, damit sich die Anfahrt lohnte und wir entspannter anreisen konnten. Wir hatten für ein paar Tage eine schöne Ferienwohnung gemietet und uns schon sehr auf die gemeinsame Zeit gefreut. Leider machte auch hier Corona uns wieder einen Strich durch die Rechnung.

Als Ersatz gab es dann ein Seminar im August in der Abtei vom Hl. Kreuz in Herstelle, Beverungen. Hmm, halt nicht das Meer, aber na gut, an der Weser sollte es ja auch schön sein. Also haben wir Beide auch das gebucht incl. einer Verlängerung über das anschließende Wochenende.

Mein Wochenende allein

Kurz vorher habe ich dann festgestellt, dass die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln dahin doch etwas stressig war. Im Kloster war leider für das Wochenende davor kein Zimmer mehr frei und so habe ich mir ein Hotel gesucht und ganz spontan gebucht. Dieses Hotel kann ich übrigens sehr empfehlen!

Danach kam dann Panik. Was hatte ich getan??? War ich doch noch nie alleine unterwegs gewesen, noch nicht einmal alleine in ein Restaurant zum Essen gegangen. Wie sollte ich das schaffen und das auch noch an unserem 40. Hochzeitstag???? Am liebsten hätte ich alles storniert – hätte ich vielleicht auch gemacht, wenn wir das Wochenende danach nicht zu Zweit gebucht hätten.

Doch ich habe es geschafft, habe das Wochenende sogar geniessen können. Klaus war bei mir, ich habe ihm am Hochzeitstag im Restaurant zugeprostet und ich bin sehr stolz auf mich, dass ich das durchgezogen habe, mich nicht in meinem Zimmer verkrochen, sondern viel unternommen habe.

Das Seminar

Das Seminar war völlig anders, genau wie die beiden Referentinnen völlig unterschiedliche Persönlichkeiten waren. Auch dieses war für mich wieder sehr wertvoll. Frau Scharf ist ein sehr einfühlsamer Mensch und hat uns viele gute Impulse mitgegeben.

Sie hat uns oft zum Weinen gebracht, aber danach wieder aufgefangen und in die positive Richtung geführt. Kreative Übungen haben das Angebot abgerundet. Wir alle hätten gerne noch mehr Zeit mit ihr verbracht.

Besonders wertvoll waren die Einzelgespräche, die sie mit jedem, der wollte geführt hat.

Nachmittags gab es Freiraum, um sich auszuruhen oder die Gegend zu erkunden und der späte Nachmittag gehörte dann der Entspannung mit Beate Bresser, die das ebenfalls wunderbar gemacht hat. Die Atemübungen mache ich – nach einer längeren Pause – seit einiger Zeit wieder fast täglich am offenen Fenster.

Das Kloster war moderner als Maria Laach, daher nicht so meins. Es lag auf einem Hügel so dass man immer erst einmal hinunter und anschließend wieder hinauf musste. Für mich Flachlandtirolerin schon anstrengend.
Unten an der Weser war es allerdings sehr schön.

Durch die Coronaregeln gab es bis auf den Abschiedsabend keine abendlichen Treffen und so sind wir als Gruppe auch irgendwie nicht so wirklich zusammen gewachsen. Trotzdem bin ich froh, dieses Seminar mitgemacht zu haben und ich bin Gisela Scharf für diese Zeit und die hilfreiche Begleitung, die ich vorher und auch hinterher erfahren durfte sehr, sehr dankbar.

Fazit

Ein Trauerseminar ist eine so wertvolle Erfahrung. Fünf Tage raus, sich mal fünf Tage verwöhnen lassen, sich fünf Tage der Trauer stellen, Mitbetroffene kennenlernen und Hilfe erfahren. Wunderbar. Falls ihr irgendwie die Möglichkeit habt, gönnt euch das! Es war unglaublich, welche Veränderung diese wenigen Tage bewirken konnten, raus aus der Verzweiflung mal wieder Freude spüren. Natürlich war die Trauer damit nicht vorbei, aber es waren kostbare Lichtblicke, es war wieder Hoffnung.

Bei einigen Teilnehmern lag der Verlust schon zwei Jahre zurück. Auch dann können diese Tage noch wertvoll sein.

Es werden auch Wochenenden angeboten, aber dies erscheint mir persönlich einfach zu kurz.

Simone Osteroth führt aktuell keine Seminare durch, aber Frau Scharf hat für 2022 einiges geplant. Die Reise nach Baltrum findet vom 2.4.-7.4.2022 statt. In die Abtei vom Hl. Kreuz Herstelle geht es im September, im Oktober nach Rüdesheim und im November gibt es eine Reise nach Wangerooge.

Es gibt aber noch viele weitere Trauerbegleiter/innen die Reisen durchführen, in manchen Trauerbüchern finden sich hierzu auch noch zusätzliche links.

Vor kurzem habe ich euch vom Katrin Biber und dem Seelensport erzählt. Auch hierzu gibt es eine Reise.