Denkmal in Müllekoven

Kann mir eine Trauerbegleitung helfen?

Dies wird ein dreiteiliger Beitrag zum Thema Trauerbegleitung. Heute geht es um die Einzelbegleitung, die Hilfe von einem/r Trauerbegleiter/in. In der nächsten Woche geht es um Trauergruppen und im dritten Beitrag, dann um das Trauerseminar bzw. die Trauerreise.

Rückblick auf früher

In früheren Zeiten gab es so etwas wie Trauerbegleitung nicht und auch da haben die Menschen irgendwann weiter gelebt, die Trauer mehr oder weniger überwunden. Von daher kommt sicher schnell der Gedanke: so etwas brauche ich auch nicht.

Doch früher war insgesamt das Trauern anders. Da gab es feste Rituale, die geholfen haben. Da wurde sich gemeinsam von dem Sterbenden verabschiedet. Oft blieb der Tote dann noch eine Weile zu Hause und hier wurde gemeinsam Totenwache gehalten. Er wurde von den nahen Angehörigen gewaschen und hergerichtet. Da war viel Zeit zum Abschied nehmen.

Die Familien lebten näher zusammen und von daher war manches einfacher.

Die Witwe zeigte ihren Verlust durch die Trauerkleidung und das oft länger als ein Jahr. Gemeinsame Totengedenktage wie das Sechswochenamt und das Jahrgedächtnis waren üblich. Der Tod gehörte mehr zum Leben als heute, besonders natürlich, wenn man an die Zeiten des Krieges denkt.

Doch trotzdem musste der Alltag auch früher weiter gehen.

Ich schaffe das alleine

Ja, viele schaffen das tatsächlich alleine. Viele wollen das ohne Hilfe schaffen, stark sein. Doch man sollte trotzdem in sich hineinspüren, ob eine Trauerbegleitung nicht doch hilfreich sein könnte.

Hier hat man einen neutralen Gesprächspartner, bei dem man offen und ehrlich über alles reden kann, der meist selber einen schweren Verlust erlebt hat und so weiß, wie man sich fühlt. Ein Gesprächspartner, der vor allem zuhört, der nicht wegtröstet sondern unseren Schmerz aushält. Das ist so wertvoll und auch wenn wir gut in Familie und Freundeskreis integriert sind, findet diese neutrale Begleitung doch auf einer ganz anderen Ebene statt.

Wie finde ich einen Trauerbegleiter?

Zunächst könnte man schauen, ob es in der Nähe einen Hospizverein oder eine Organisation von Sterbebegleitung gibt. Diese bieten fast immer auch Trauerbegleitung an. Weitere Ansprechpartner sind die Kirchengemeinden oder auch die Bestatter, manchmal auch Krankenhäuser oder Altenheime. Bei einem Unfalltod bieten Feuerwehr oder Polizei Hilfe an.

Entsprechend dem wachsenden Bedarf gibt es inzwischen fast überall Angebote. Diese finden sich häufig auch in den regionalen Wochenzeitungen.

Was kostet das?

Viele Trauerbegleiter sind ehrenamtlich tätig und von daher ist deren Beratung kostenlos.

Ich habe mich bei diesem ´kostenlos´ erst nicht so wohl gefühlt, obwohl ich selber viel ehrenamtlich unterwegs bin. Doch ehrenamtliche Hilfe anzunehmen ist dann doch wieder etwas anderes. Hier hilft der Gedanke, dass sich die Person doch ganz bewusst dafür entschieden hat, Menschen in dieser Ausnahmesituation zur Seite zu stehen. Man spürt, dass der/die Andere, das gerne macht, es ihm/ihr ein Bedürfnis ist zu helfen. Wer selber schon mal ehrenamtlich tätig war, weiß auch, wieviel man von diesem Geben auch wieder zurück bekommt.

Außerdem gibt es vielleicht auch die Möglichkeit für die Organisation, für die der Ehrenamtliche tätig ist, zu spenden.

Es gibt auch zahlreihe professionelle Beratungsangebote, die sich speziell an Trauernde richten. Die Preise sind hier sehr unterschiedlich.

Warum Trauerbegleitung?

Es ist oft schwierig mit Freunden oder der eigenen Familie über die Trauer zu sprechen. Besonders nachdem einige Zeit vergangen ist. Dann herrscht ja weitläufig der Gedanke: jetzt muss er/sie das Gröbste geschafft haben. Dann will man stark sein, den anderen nicht mit seiner Trauer belasten und bei den nahen Angehörigen nicht an deren Schmerz rühren.

Da ist eine neutrale Person sicher hilfreich. Man kann nicht nur seine Trauer zum Ausdruck bringen, sondern auch eventuell vorhandene Wut oder ein schlechtes Gewissen dürfen in einem geschützten Raum zur Sprache kommen.

Ein Trauerbegleiter kennt viele Probleme, er kann uns zwar den Schmerz nicht nehmen, aber Gedankenanstösse und Tipps geben. Oft hilft schon die Bestätigung: Das ist alles völlig normal.

Teilweise steht dieser auch spontan telefonisch zur Verfügung und damit genau dann, wenn man jemanden braucht. Besonders hilfreich finde ich auch, dass dieser unsere Fortschritte erkennt und uns diese zeigt. Das alleine macht schon wieder soviel Mut, bewusst zurückblicken, wo man vor ein paar Wochen noch stand, sich bewusst machen, was man schon alles geschafft hat.

Doch auch hier braucht es den Mut zum ersten Schritt. Trau dich!