Seit ich „Besuch aus Lilliput“ als Kind gelesen habe, will ich Gullivers Reisen lesen.
Endlich habe ich es geschafft und die Geschichte beginnt mit dem berühmten Bild des Gulliver, der mit Seilen gefesselt am Boden liegt, während sechs Fuß große Männchen auf ihm herumlaufen und ihn mit Pfeil und Bogen bedrohen.
Das Leben in Lilliput wirkt geordnet und gerecht, abgesehen von der Bedrohung von außen, um die Gulliver sich kümmert. Doch dann berichtet er von der lieblosen Kindererziehung, die auf gewisse Weise auch geordnet und gerecht, abläuft, aber eben extrem nach einem Schema, fern des Elternhauses, frei von Fürsorge, wenn auch frei von Leid, wie es scheint.
Gullivers nächste Reise führt ihn zu den Riesen. Diesmal ist er der Winzling. Auch diese Gesellschaft ist völlig anders, als die damalige europäische Lebensweise des beginnenden 18. Jahrhunderts, wie auf all seinen vier Reisen. Jonathan Swift überspitzt die Probleme der damaligen Zeit, setzt ihnen satirische Alternativen entgegen und zeigt einen Spiegel auf. Es ist amüsant und teilweise irritierend zu lesen.
Die dritte Reise führt zu einem Volk, dass sowohl menschlich ist, als auch Gullivers Körpergröße entspricht. Das Verhalten dieser Menschen, die auf einer fliegenden Insel leben ist allerdings völlig absurd. Es gibt dort Klatscher, die den Redenden und Zuhörenden aus Mund und Ohren klatschen, damit sie sprechen und zuhören können …
Auf der vierten Reise wird Gulliver von seiner eigenen Schiffsmannschaft von Board getrieben und die Reise führt ihn zu einem Pferdevolk. Dort leben auch menschenähnliche Wesen als Tiere … Letztendlich fürchtet er die Rückkehr zu den Menschen und die ersten Menschen, denen er begegnet, starren ihn irritiert an, weil seine Sprechweise so wiehernd ist.
Fazit
Gullivers Reisen ist eine lohnenswerte Lektüre, unterhaltsam, wenn auch stellenweise sehr schräg. Die Geschichte scheint auch stark geprägt vom Weltbild des beginnenden 18. Jahrhunderts, was Politik oder das Frauenbild angeht.
Eine Stärke von Satire ist es, Schwächen auf humorvolle Art aufzuzeigen, indem Dinge, die auf den ersten Blick gewöhnlich erscheinen, völlig absurd werden und so besser hinterfragt werden können. Ein moderner Gulliver könnte uns vielleicht ganz gut tun. Zum Glück gibt es den Postillon und andere Satire-Magazine.
Gullivers Reisen
Jonathan Swift
gelesen als lizenzsfreies eBook