Als Teenie habe ich es geliebt, lange zu schlafen. Wenn ich in den Sommerferien bei Oma um 9 Uhr am Frühstückstisch sitzen sollte, war das schon früh. Ich liebte es bis spät in die Nacht hinein im Bett zu lesen …

Neulich fragte Johannes auf Twitter, warum Menschen freiwillig um 5 Uhr aufstehen würde. Ich fühlte mich angesprochen, schließlich habe ich das getan.

Früh aufstehen oder lange wach bleiben?

Studieren mit Kindern – Wann ist die beste Lernzeit?

Als ich mit dem Psychologie-Studium begann, waren meine Kinder 3 und 7 Jahre alt. Sie gingen den Kindergarten bzw. in die Schule und waren so teilweise betreut. An einem Nachmittag pro Woche kam meine Mutter.
Der Stundenplan und die Lernzeit passten nicht komplett in die Betreuungszeit der Kinder.

Welche Möglichkeit gab es noch?

Die Kinder schliefen mehr als ich, also hatte ich zwei Möglichkeiten: Abends lernen oder morgens früher aufstehen.

Abends lernen funktionierte für mich nicht, ich war viel zu müde von dem Tag. Also probierte ich für mich das morgens früher aufstehen aus. Das fiel mir keineswegs leicht, aber es stellte sich schnell heraus, dass ich mich morgens gut konzentrieren konnte und das die bessere Variante für mich war. Mit der Zeit gewöhnte ich mich daran und es funktionierte.

Nach dem Studium war es erstmal nicht mehr nötig, auch in der vorlesungsfreien Zeit durfte der Wecker später klingeln. Wenn andere mich damals als Frühaufsteherin bezeichneten, habe ich wehement widersprochen, denn gerne tat ich das ja nicht.

Ich brauche 6 Stunden Schlaf!

Um 5 Uhr aufstehen, um zu Schreiben

Ein ganz anderes Kapitel in meinem Leben, eine andere Motivation. Diesmal bin ich wirklich freiwillig und gerne um 5 Uhr aufgestanden!

Warum?

Ich wollte schreiben! In Ruhe und voller Energie. Dafür stand ich eine Stunde früher auf, als sonst. 6 Uhr wäre meine Aufstehzeit gewesen, um die Dinge zu tun, die morgens getan werden, um dann anschließend zur Arbeit zu fahren … Ich gönnte mir eine Bonusstunde und die habe ich sehr genossen.

Und jetzt?

Inzwischen bin ich seit einem Jahr selbstständig. Ich kann mir meine Zeit selbst einteilen. Anfangs habe ich die gewohnte Routine beibehalten, bin um 5 Uhr aufgestanden und habe als erstes geschrieben. Dann habe ich angefangen zu experimentieren und inzwischen bleibt der Wecker oft aus. Wenn morgens Termine sind, muss ich natürlich rechtzeitig wach sein, dann stelle ich mir den Wecker zur Sicherheit.

Umstellung

Anfangs war es schwierig. Wenn ich länger liegen geblieben bin, weil es zum Beispiel abends später geworden ist, fehlte mir meine morgendliche Zeit. Meine Produktivität war schlechter, ebenso meine Laune.

Warum?

Wenn ich früh aufstehe, habe ich zu einer frühen Uhrzeit schon einiges erledigt. Stehe ich später auf, stelle ich zur selben Zeit fest, dass ich ja noch kaum etwas geschafft habe. Inzwischen ist es nicht mehr so, dass meine persönlichen Zeitfenster dadurch begrenzt wären, dass die Kinder von der Schule heimkommen und Zeit mit mir verbringen. Meine persönlichen Zeitfenster sind begrenzt durch meine Energie. Und so fing ich an umzudenken und neu zu experimentieren. Wir kann ich meine Tage gestalten, so dass ich eine gute Balance zwischen Produktivität und meiner Energie hinbekomme? Ein Experiment davon ist meine Würfelwoche.

Das aktuelle Ergebnis

Meine Tage sind sehr unterschiedlich! Ich habe gelernt, auf mich zu achten, wie viel Energie noch da ist und sie zwischendrin auch wieder aufzuladen. Dennoch gibt es Tage an denen ich etwas eskaliere und zu viel arbeite, das merke ich dann an einem Folgetag, meist am dritten, nach zwei Powertagen, der läuft dann langsamer. Ich sage mir dann selbst, es lohnt nicht, aber manchmal liegt eben viel an einem Tag an und manchmal sprudeln die Ideen so und ich will sie alle sofort umsetzen. So lange es dann einen ruhigeren Tag zum Aufladen gibt, ist auch das Teil der Balance. Ich bin noch nicht am Ende meines Ausprobierens und Herausfindens, was meine optimale Tagesgestaltung ist. Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle und ich merke wie gut es tut, diesen Beachtung schenken zu dürfen.
  • Was liegt am Tag an? (Termine/ Art der Aufgaben)
  • Wie habe ich geschlafen?
  • Wie ist das Wetter?
  • Wie geht es mir körperlich und mental?
Alles weitere ergibt sich daraus. Es ist für mich Luxus die Tage frei gestalten zu dürfen. Bei festen Arbeitszeiten ist der Gestaltungsspielraum kleiner. Im Studium und als Angestellte hatte ich zu viele fixe Variablen, um mir die Frage überhaupt zu stellen, wie es mir gerade geht. Rückblickend denke ich allerdings, dass es mir gut getan hätte und es sicher auch damals Spielraum gegeben hätte.

Dieser Ratschlag ist schlicht falsch:

Steh früher auf, dann hast du mehr vom Tag!

Frühaufsteherin oder Langschläferin?

Wir alle brauchen unseren Schlaf. Manche mehr andere weniger.

Wer früh aufsteht, geht früher schlafen. Wer länger aufbleibt, bleibt länger liegen.

Welche Zeit ist für dich wertvoll?

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